Schnee haftet im Bergdorf Mitte April dort und da an den Schuhen. Wasser schützt sich des nächtens mit einer dünnen Eisschicht. „Die Kraft des Gehens im Frühling spüren“, steht über der schon lange geplanten Weltanschauen-Reise durch das mittlere Mühlviertel im Norden Österreichs. Einundzwanzig Frauen und Männer wären morgen für sieben Tage ins Mittelland aufgebrochen. Wären. Covid19 sagt zu solchen Unternehmungen immer noch „Stopp“. Jetzt mache ich mich alleine auf den Weg. Im Herbst hoffentlich dann gemeinsam.
„Die Schätze der Erde ähneln denen der Seele. Dort, wo du gehst, begegnest du dir selbst. Das gemeinsame Gehen macht eine tiefe Verbundenheit spürbar und jeder und jede ist „mitgetragen“. Das Gehen lockert die körperlichen, mentalen und spirituellen Dimensionen des Lebens, verbindet sie vielleicht sogar neu. Die Geschichte der Orte und Städte begegnet uns in den heutigen Menschen. Sie bereichern uns mit ihren jeweiligen Sichtweisen.“ So steht es in der Ankündigung. Der Unterschied wird sein, dass ich auf die „gemeinsame Kraft“ verzichten muss, weil gemeinsam gerade nicht so geht, wie wir es bräuchten, um uns selbst als „soziales Lebewesen“ zu erspüren. Das Ich wächst am Du. Martin Buber und viele andere ergründen die menschliche Seele und „entdecken“, dass der Mensch keine „Monade“ ist. Beziehung heilt. Begegnung lässt atmen. Gemeinschaft hält. Gespräche erhellen. Schritt für Schritt. Gespannt bin ich, was mir fehlen wird im Mittelland, wenn ich alleine durch die aufwachende Natur, die Dörfer, entlang der Menschensiedlungen gehend unterwegs bin. Meine „Ganz-Ohr-Haltung“ geht immer irgendwie neugierig mit. Geschichten und Schicksale leuchten so auf mein Leben und lassen es dankbarer und genährter dahingehen. Vielleicht gesellt sich dort und da am Weg jemand dazu. Auf Abstand. Aber auch mit dem Bedürfnis nach Bewegung in der frischen Luft, auf Sonnenstrahlen ausgerichtet und durch die prognostizierten Kraupelschauer hindurch. Oberkappel und Grein, Alpha und Omega. Ihr werdet lesen.
Das Anpacken-Buch