„Kauf Oberösterreich“ heißt die Aktion der OÖN. Gesichter werben für diese neue und ausgesprochene Nähe am heutigen Titelblatt. Wir gehen allerdings noch näher, seit Jahren, im Bergdorf. Das hängt ein wenig damit zusammen, dass ich auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, wo schon immer direkt vermarktet wurde. „Eder-Speck“ oder „Eder-Wurst“ sind Ausdrücke, die über Jahre mit positiven Assoziationen verbunden sind, mit Beziehungen, Begegnungen und sogar Freundschaften. Und natürlich dem feinen Geschmack. Jetzt muss ich aufpassen, dass diese Zeilen nicht zu direkt werben. Aber wenn ich so nachdenke, dann will ich in die Nähe werben. Auch für unseren Nahversorger und den Lamm-Bauern. Deshalb erzähle ich das hier.
Da ist so viel Gutes und Wertvolles in der Nähe
Der kleine feine Hofladen von Melanie und Martin beim „Eder in Riedl“ hat viel mehr als nur Speck und Wurst. Milchprodukte wie Joghurt, Milch, Buttermilch oder Feldfrüchte wie Kartoffel gehören zum Angebot. Alles vom eigenen Hof. Unsere Abholung heute war groß, nicht nur für uns. Wir teilen wieder weiter in unserer Familie. Melanie hat ein Bestellsystem via Whatsapp eingerichtet. Ganz praktisch und einfach. Das macht alles sehr übersichtlich und nichts wird ins Leere produziert. Wir wissen im voraus, was wir brauchen und bekommen. Sie wissen, was gebraucht und geholt wird. So wird alles einschätzbar. Bäuerliche Produkte sind keine maschinell erzeugten Waren. Wenn ich zufällig am Samstag mittags gegen Ende der Verkaufszeit unsere bestellten Sachen hole, dann ist der Kühlschrank meist leer. Gut so. Freitag und Samstag sind die Verkaufs- undAbholtage. Nicht immer und jederzeit. Das ist ein gutes Ritual und lässt die Bauersleute ebenfalls gut leben. Die „Immer-und-überall-und-jederzeit-Menatlität“ hat hier keinen Platz. Und das finde ich sehr wichtig für ein gutes Leben aller.
Freitag ist nicht nur beim Eder Verkaufstag. Kurz vor dem Mittagessen kommt Günther vorbei. Also bis vor die Haustüre. Er bringt die bestellten „Lamm-Produkte“, die er und Agnes am eigenen Hof machen. Normalerweise holen wir das auch ab, aber diesmal bringt er es wegen Corona vorbei. Auch dort ein einfaches Bestellsystem via Email. Wir stehen kurz auf ein Plauscherl vor der Haustüre. Sicher drei Meter Abstand. Günther spürt, dass diese Direktbestellungen mehr werden könnten. Sorgen macht, dass die Gastronomie derzeit nichts braucht. Das heurige Osterlamm ist irgendwie in der Schwebe.
Vieles ist derzeit in der Schwebe. Wir sind außerdem sehr froh, dass wir hier im Bergdorf einen kleinen feinen „Nah- und Frisch-Versorger“ haben. Dort finden wir alles. Wir brauchen keinen „Supermarkt“. Es ist mir ja irgendwie unverständlich, dass sie in diesen Tagen penetrant die PostlerInnen mit Werbematerial beschweren. Müsste jetzt nicht sein. Mir ist klar, dass Österreich auch Städte hat, die keinen „Bauern ums Eck“ haben. Aber einen kleinen feinen Nahversorger wie einen Bäcker fast immer. In den Städten wird man die Idee und doch noch recht kleine Praxis der direkten Kooperationen von Bauern und KonsumentInnen in Foodcoops beispielsweise beleben. Sicher bin ich mir, dass in Österreich viele Menschen noch nicht erkannt haben, dass sie ganz direkt so viel Gutes und Wertvolles in ihrer Nähe haben. Diese „Nähe-Pfade“ gilt es neu zu entdecken und verlässlich für beide Seiten zu begehen. Nicht nur jetzt, sondern auf Dauer. Das will uns wahrscheinlich die jetzige Situation lehren und lernen.