Ich muss gestehen, dass mir das Interview mit Bischof Mandfred Scheuer in den OÖNachrichten noch immer „nachgeht“. Verstärkt hat das die Schlagzeile der Kathpress, die in die Headline die bischöfliche Garantie dazugepackt hat, dass es in der Diözese Linz keine Sonderwege geben wird. Dabei war die Rede von verheirateten Priestern. Dass die Frauen unter dieser Vorgehensweise keine Rolle spielen, hat das Interview auch gezeigt. Wenn ich in diesen Tagen dann die Pressemeldungen aus den verschiedenen Diözesen zu den „Chrisam-Messen“ lese, finde ich das angesichts der Wichtigkeit und der Bedeutung des Geschehens fast „lächerlich männlich“. Beispiel: „Bischof feiert mit 200 Priestern und Diakone.“ Die Frauen leisten einstweilen Küchen- und Pflegedienste. Ich weiß, das klingt jetzt zynisch. Aber die Situation ist 2018 gegenüber den Frauen zynisch. Sie kommen in dieser klerikalen Denkwelt nicht vor. Das wird auch so empfunden, erlebt. Nicht nur bei den Jüngeren. Die Zeit dieses männlichen Klerikalismus muss im katholischen Bereich beendet werden. Und genau das braucht „Sonderwege“. Papst Franziskus selber will sich ja von diesen Fesseln der Vorgänger befreien. Und er geht „innovative Sonderwege“. Sicher: Bei der Diakoninenweihe lässt er das x-te Mal forschen und reden. Aber er kennt die pastorale Not Südamerikas und weiß von Frauen und Männern, die taufen, der Ehe assistieren oder Kranken des sakramentalen Beistand leisten. Da ist er zum Beispiel mit Bischof Erwin Kräutler im Gespräch.
Ohne Sonderwege keine Befreiung
Dass die Diözese Linz seit mehr als 25 Jahren mit dem „Spin Sonderwege“ kämpft, kann ich nur zu klar bestätigen. Wien und Rom haben bis heute Interesse, die Diözese Linz und den Bischof „klein und in der Spur“ zu halten. Aber was sind Sonderwege? „Wer nicht vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke.“ Schon oft zitiert und mit persönlicher Erfahrung angereichert. Wer den Weg nicht verlässt, der ausgeschildert ist, der „vorgeschrieben“ wird, wird keine neuen Welten sehen, erleben, spüren, ermöglichen. Und derzeit bleibt vieles auf der Strecke. Wir sind mitten in der Karwoche. Wäre da nicht einer einen Sonderweg gegangen, wären wir um eine Befreiung und Erlösung ärmer. Jesus ist diesen Sonderweg gegen Gewalt, Heuchelei und Macht von dieser Welt konsequent gegangen. Franz Jägerstätter, der vom Linzer Bischof groß verehrt, ist ebenfalls nicht im Mainstream unterwegs gewesen. Bis heute verehren wir Menschen als Heilige (Frauen und Männer), die nicht brav die Autobahn befahren haben. Sie sind abgebogen, haben Maßnahmen gesetzt abseits der „kirchlichen Hauptstraßen“. Ich finde es schade, dass der Linzer Bischof nach so viel Erfahrung am „Linzer Weg“ nicht sagt: Freundinnen und Freunde, wir werden diesen Linzer Weg, auf dem wir schon Jahrzehnte unterwegs sind, in Richtung mehr Partizipation durch beauftragte Getaufte, Laien intensiver weitergehen, damit Kirche den Dienst des Tröstens, des Helfens, des Feierns, des Gemeinschaft bilden und Gott loben weiter wachsen kann. Klerus und Laien werden noch intensiver als bisher wie die Brennpunkte einer Ellipse zusammenarbeiten. Auf Augenhöhe. Und wir werden nicht fragen, was ist nach dem Kirchenrecht verboten, sondern was ist innerhalb der breiten Auslegung des Kirchenrechtes möglich. Als Bischof werde ich dabei meinen Fokus auf den Dienst der Einheit lenken. Das wird nicht einfach, aber die lebendige Zukunft der Kirche verlangt das von mir. Und Gott will, dass unsere Diözese eine kraftvolle Zukunft hat – um der Menschen willen.