Liebe Margit!

Liebe Margit! Heute ist der 7. Nov 2020. Um 15.15 Uhr seid ihr am Petersplatz in Rom gestanden. Wir wären gerne mit euch in Rom dabei gewesen in deinem und unserem gemeinsamen  Anliegen „weiblich- katholisch – bereit“. Aber wie schreibst du selber auf der Talita-kum-Website? „Eine kleine Gruppe sind wir geworden, die Corona-Situation hat vieles verändert. Wir hoffen auf ein Gespräch mit Papst Franziskus, um ihm unsere Reform-Anliegen persönlich vorzubringen.“ Am Linzer Domplatz und im Dom im Gebet verbunden sind wir mit euch gewesen.

Wer dich, Margit, und euch auf FB verfolgt hat, dem oder der ist ein Kommentar von Doris Schwaiger nicht verborgen geblieben: „Das kann ich nur bestärken: bitte geht unbeirrt weiter diesen besonderen und für viele so mutmachenden Weg: Das kleinste Samenkorn bringt reiche Frucht! Daran glaube ich ganz fest. Ihr bewirkt etwas! Ich bin so froh, dass es Menschen wie euch gibt, die so etwas wagen und TUN! Danke und Gottes Segen weiterhin!“. Die Rufzeichen im Text lese ich als Ermutigungstrompeten. Tun. Jetzt. Hier.

Einfühlung und Compassion

Selber habe ich schon den Nachtzug nach Rom „ausgeschaut“ gehabt. Die Vorfreude, mit euch am Petersplatz zu stehen, war tief in mir. Auch wenn ich nicht zu Fuß in Rom angekommen wäre, so habe ich eine Vorstellung, ein Empfindung und mehrere Erfahrungen, wie es ist, nach wochenlangem Gehen „anzukommen“. Da war Rust nach 28 Tagen durch Österreich. Da war Assisi nach 52 Tage von der Haustüre weg. Da war das Kloster Volkenroda nach 26 Tagen vom Bergdorf losgegangen. Da war Salzburg von Wien her kommend als Klimapilger am Zaun des Flüchtlingslagers 2015 an der Grenze. Und da war von Monte Cassino am Benediktweg „contrario“ wieder Assisi nach 21 Tagen. Das Ankommen ist irgendwie unbeschreiblich. Deshalb probiere ich es auch nicht. Es wird auch für dich und euch heute so gewesen sein. Du gehst, und gehst, und gehst, und gehst und dann bist du da. Gedanken, Gefühle, Schmerzen, Höhen, Tiefen, Freudenschreie und Tränen, Gebete und Gesänge mischen sich wie in einer Mischmaschine. Beim Herauslehren in die Scheibtruhe spüren wir:  Mit unglaublicher Dankbarkeit füllt sich das Leben. Der Moment. Der Augeblick. Das Zusammensein. Das Anliegen „weiblich – katholisch – bereit“ hat sich von allen Nebensächlichkeiten getrennt. Ich bin als Frau bereit. Für die Weite und die Tiefe, für den Ernst der Lage und die Fröhlichkeit aus genährtem Herzen heraus. Zum priesterlichen Dienst. Ob ich als Mann hier genug „Einfühlung und Compassion“ mit der weiblichen Seele schaffe, bin ich mir nicht sicher.  Die Unsicherheit möge mich retten in diesem Moment, wo die Tastatur vor mir liegt, im gewärmten Zimmer, in Gedanken bei euch.

Einfach angehört werden

Etwas Sorgen macht mir in diesem Moment der Anspruch von euch, mit dem Papst reden zu wollen. Ich mache einen großen Freudensprung, wenn euch das gelingt. Das System Vatikan ist geschlossen, auch wenn dieser Papst weit geöffnet ist. Ich durfte das 2016 in einer persönlichen Begegnung mit ihm erleben. So viel Herzenswärme, Aufmerksamkeit, ganz Ohr und dieses begnadete Strahlen aus den Augen. Ich werde es nicht vergessen. Dass ich bei der Audienz damals mit den Ordensleuten in der ersten Reihe stehen durfte, war dahinter viel „Beziehungsarbeit“. Möge sie euch gelingen. Euer Weg würde so jenen Abschluß finden, den ihr gesucht habt: Angehört werden. Es ist eine einzige Männerdomäne, die im Vatikan die Tore, Türen und Übergänge bewacht und gestaltet. Nie habe ich eine Frau gesehen, die sagen dürfte: Komm oder Nein. Es sind immer Männer. Ich wünsche und hoffe, dass eure Ent-Täuschung nicht so groß sein wird, wenn ihr nicht „direkt gehört“ werdet. Aber wer weiß: Der hl. Geist hat oft Wege im Talon, von denen die Männerkirche dann selber überrascht ist. Möget ihr gut angekommen sein. Möget ihr gehört werden.  Möget ihr spüren, was oben im Kommentar formuliert ist. Ihr sei die Perlen dieses Tages für uns alle. Danke für euren Weg und Pace e bene.