Papst Franziskus ist ein Lehrmeister der Achtsamkeit

papst_sophiaEs berührt mich, was derzeit über die Teletextseiten wandert: Die kleine fünfjährige Sofia wittert ihre Chance und durchbricht die Absperrungen in Richtung Papst Franziskus. So wie es schon in der Bibel geschildert ist, sind die Ordnungshüter sofort zu stelle und weisen das Kind zurück. Zu spät. Der achtsamen Wahrnehmung des Papstes ist es nicht entgangen, dass hier ein Kind seine Nähe gesucht hat. Und er öffnet dem Mädchen den Weg zur Begegnung – mit ihm. Der Brief, die Angst um die Eltern und der Trost, bei Franziskus angekommen zu sein. Sofia wird diesen Augenblick ein Leben lang im Herzen tragen. Es war ihr Wille, dorthin zu kommen. Und es war diese unglaubliche Achtsamkeit des Papstes, die das Mädchen hat ankommen lassen. Dieser Papst geht als Mensch auf Menschen zu.

Hellwache Bewegung auf Augenhöhe

do_112Heute habe ich via Video-Stream eine Zeit lang die Ansprache im US-Kongress verfolgt. Ganz ehrlich: Inhaltlich wunderbar und narrativ beständig vorgetragen. Ich erlebe diesen Papst nicht als begeisternden Redner, der Emotionen mit seinen Reden bewegt. Es sind die Bilder, die Vergleiche, die Gleichnisse, die er verwendet, die „hängen bleiben“. Er hat heute seine Anliegen an großen Personen wie Abraham Lincoln oder Martin Luther King „aufgehängt“. Da gehen in aller Ruhe Emotionen und Erinnerungen mit. Es ist in Medien gut nachzulesen. Schon gestern hat mich seine kommunikative Kraft angesprochen, wie er aus dem Flugzeut steigt und Obama begrüßt. Immer in Bewegung und die Augen ganz auf die Menschen gerichtet. Man sagt, dass Achtsamkeit mit dem direkten Augenkontakt zusammenhängt. Es ist nicht immer leicht, die Augenlider zu heben und dem Gegenüber in die Augen zu schauen. Dieser Papst lebt davon, dass er in diese nährende Begegnung auf Augenhöhe einsteigt. Insofern ist er ein Lehrmeister der Achtsamkeit. Dass er dazu in einen kleinen Fiat steigt, macht seine Bewegung auf Augenhöhe noch lebendiger, glaubwürdiger, echter. Dass er die Dinge wie Obdachlosigkeit in den USA anspricht, zeigt von seiner Unerschrockenheit. Das derzeitige monetäre kapitalistische Wirtschaftssystem „bearbeitet“ er damit, dass er sehr oft von Gemeinwohl, Gemeingüter, vom gemeinsamen Haus spricht. Ob dieses Vokabular den Geld-Eliten überhaupt geläufig ist? Wer es hören mag, der ändere seine Blickrichtung: Wie kann ich den Menschen dienen und nicht wie kann ich mehr verdienen. Das bringt dieser Papst in diese Welt.