Pilgern im Jetzt

Vom Bollwerk zur Brücke heißt die Dissertation von Markus Lehner zur Katholischen Aktion in Österreich im Jahre 1992.  Beim 75-Jahre-Fest am 9. Mai 2024 gehen wir einen Schritt weiter. Wir gehen. Wir gehen hinein in das Pilgern, in die gehende Bewegung im Jetzt. Persönlich denke ich, dass wir uns damit konsequent hineinbegeben in das Paradigma des „pilgernden Volkes Gottes“. Das Ypsilon hat mir drei Fragen gestellt.

Was ist für Dich das Wichtigste, was die Katholische Aktion in den Jahrzehnten ihres Bestehens bisher erreicht und geleistet hat?

Es ist sehr schwer, aus dem 75-jährigen Wirken der KA und der Gliederungen etwas herauszufischen mit dem Anspruch, eine Goldmedaille zu vergeben. In jedem Fall war die KA immer ein Garant dafür, dass Gesellschaft und Kirche im Sinne des Vatikanums II weiterentwickelt wurde. Dabei haben Kinder, Jugend, Frauen und Männer sich als Trägerinnen und Träger der jesuanischen Idee des aufrechten Christseins verstanden. Die KA hat immer das gesellschaftspolitische Engagement ausgezeichnet, gerade auch international in ihren Hilfswerken. Nach dem Prinzip „Sehen – Urteilen – Handeln“ war die Tat, das Tun, das Wirken immer im Vordergrund. KA hat immer bedeutet, selbstbewusst auf Augenhöhe Christsein zu leben. Das kam vor allem durch profilierte Persönlichkeiten zum Ausdruck.

Die KA wird bei der Feier ihr Zukunftsmanifest präsentieren. Wo siehst Du gegenwärtig die größten Herausforderungen für die Katholische Aktion und ihre Gliederungen?

Wir haben uns das Feier-Motto „Pilgern im Jetzt“ gegeben, weil wir im Grunde nicht viel haben, auch kontinuierlich reduziert wurden. Das Wollen und die Beweglichkeit sind geblieben. Wir packen das Notwendigste ein für diesen Aufbruch und packen an, wo wir am Weg gebraucht werden. Deshalb vergemeinschaften wir die Menschen in Solidarität miteinander. Auch wenn unsere digitalisierte Welt eher dem „I am“ folgt, wollen wir das „we are“ leben, beispielsweise in Jungschar-, Jungend-, Frauen- und Männergruppen oder in milieuspezifischen Gruppen im Bereich der Arbeit oder Universitäten. Das Gehen ist dabei unser Paradigma in die Zukunft hinein. Das fühlt sich anders an als das Sitzen oder das Festhalten. Als KA wollen wir mit den Menschen von heute in aller Breite solidarisch mitgehen, Hilfe und ein Stück Orientierung anbieten und uns selber in Kooperationen von der Welt inspirieren lassen. Gott ist schon vor uns da am Weg.

Was sind für die Kirche insgesamt in den nächsten Jahren die wesentlichen Weichenstellungen?

„Wollt ihr?“, ist die zentrale Frage. Wollt ihr, dass die Kirche in aller Vielfalt und Vielheit in Zukunft eine prägende und hilfreiche Erfahrung für die Menschen sein soll? Wenn ja, dann braucht es seit vorgestern eine wirklich ehrliche und auf allen Ebenen stattfindende synodale und partizipative Körpergestalt. Die Getauften werden die Kirche tragen oder sie wird in das klerikale Ghetto abgleiten. Das braucht den Zugang zu den Ämtern barrierefrei, einer tiefen und ehrlichen Geschlechtergerechtigkeit entsprechend, dem Frieden mit aktiver Gewaltfreiheit dienend, Fairness und Gerechtigkeit schürend und hineinwachsend in ein sozial-ökologisch-spirituelles Welt- und Menschenbild. #LaudatoSi

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