Der resiliente Baum

Der geknickte Baum

Mein Finale am sechsten Tag waren 25 Kilometer von Rechberg, St. Thomas am Blasenstein, Bad Kreuzen bis Grein. Der Zug bringt mich nach Linz, der Bus wieder ins Bergdorf. In den Morgenstunden nebelte es wie im Spätherbst. Dann die Sonne, die meine Gesichtshaut verdunkelte. Der Badesee von Rechberg da, aber noch nicht einladend. Alles gut „beleuchtet“, angeleuchtet. So das das eine oder andere Detail zum Innhalten, wie der geknickte Baumstamm, der trozdem den Baum trägt. Seit Jahren.

Von weitem hat er wie ein ganz normaler Baum gewirkt, wie am Foto. Man muss genauer schauen, um die Geschichte und Mühen des Baumstammes einzutauchen. Er ist „geknickt“, umgefallen, gestürzt, darniederliegend“. Waagrecht hält der Baum die kleine Distanz zum Moden. Jahrelang, wie man durch die darauf wachsende Baumkrone sehen kann. Ich schaue und bewundere diese Kraft des Stammes, der Wurzeln, die halten und doch keinen Muskelkater bekommen (haben). Es ist diese unglaubliche Reslienz, die ich immer wieder in der Natur entdecke, wenn der Mensch einfach wachsen lässt. Da kam Gott sei Dank keine Motorsäge oder ein Traktor, der den Sturzpiloten Baum abgesägt oder ausgerissen hätte. So bekomme ich ein ermutigendes Beispiel vor Augen geführt, welcher Lebenswille in der Natur steckt. Es ist eine tiefe Kraft, die der Sonne zustrebt, nach oben und immer wieder Früchte bringen möchte. Sei es unter noch so widrigen Unständen. Wir kommen im Oktober mit der #Weltanschauen-Gruppe wieder und wir werden sehen, ob der Baum Früchte trägt. Wenn ja, Hut ab vor so einer Lebenskraft. Ansonsten schauen wir ihn gemeinsam an in seinem Lebenswillen, den er mir heute gezeigt hat.

Die fünf Stelen vor dem Curhaus

Die fünf Säulen

Wer nach Bad Kreuzen kommt, kommt unweigerlich bei den fünf Stelen der Traditionell Europäischen Medizin vorbei. TEM ist die Basis, der tragende Stamm im Curhaus. 2015 durfte ich damals als Klimapilger die Idee näher kennenlernen. Damals hat Sr. Christiane gemeint: „Wir gehen zurück zu den alten Wurzeln der Medizin. Chemie hat so viele Nebenwirkungen, hilft nicht mehr. Wir wollen ins Einfache gehen. Aber im Heute. Und den ganzen Menschen sehen.“ Ich erinnere mich noch ganz genau. Das war echt bewegend. Im Herbst werden wir als Gruppe dem Curhaus begegenen und die verantwortlichen Menschen kennenlernen. Heute gehe ich vorüber und mache das Foto von den Stelen, die die Anker der Gesundheit des Menschen aus machen, seiner Lebenskräfte fließen lässt und in der Bedrohung Heilung bringen. Viele Menschen haben sich dort wieder „neu aufgerichtet“, das Leben, obwohl es geknickt schien, neu wachsen lassen. „Bewegung“, „Heilpflanzen“, „Wasser“, „Ernährung“ und „Ordnung“ stehen zart auf den färbigen Stelen, die zum Markenzeichen geworden sind.  Diese fünf „Lebensfelder“ bewusst zu kultivieren kann uns sicherlich auch in dieser Pandemie helfen, einzeln und gemeinsam.

Dankbar die Augenweide genießen

Raus aus den Häusern

Auch diese Wegstrecke ist für die Augen eine vielfältige „Weide“. Marterl, Kapellen und die Kirchen der Ortschaften zeugen von der dankbaren Haltung der Bevölkerung. Hier hat der Mensch – so mein persönlicher Eindruck – eine recht gute Balance mit der Natur als Lebensbasis gefunden. Dazu merke ich, dass ganz wenige Menschen trotz schönem und auch wieder etwas milderem Wetter zu sehen sind. Erst in St. Thomas beantwortet mir ein etwas älterer Herr von seiner Terasse aus meine Frage: „Ich sehe keine Leute?“ Er: „Die verkriechen sich alle wegen Corona.“ Dabei wäre es gerade in diesen Zeiten wichtig, in die Luft zu gehen, den Atem der Natur aufzunehmen und Gartenzaungespräche zu führen. Die – meist älteren – Menschen drohen  zu vereinsamen. „Raus aus den Häusern, raus aus den Häusern“, habe ich in der Wolfsschlucht lautstark singend improvisiert. Gehört hat es niemand, aber lesen könnt ihr es hier.