Schuld ist immer der andere

elstDer Spiegel titelt heue zu Limburg: Ein Bistum atmet auf. Franz-Peter Tebartz-van Elst wird nicht nach Limburg zurückkehren. An seiner alten Wirkungsstätte ist die Erleichterung groß. Das neue Personal bemüht sich, den Blick nach vorne zu wuchten. „Wuchten“ ist ein schöner Begriff für das, was bevorsteht. Der diözesane Reifen muss gewuchtet werden. Hoffentlich ist es mit dem Wuchten getan. Persönlich kommen natürlich Bilder aus 2009 hoch, als die Diözese Linz mit einem Weihbischof Wagner „zwangsbeglückt“ werden sollte. Bevor der Reifen unwucht wurde, konnte diese Personalentscheidung Roms abgewehrt werden. Es war nicht einfach und damit war nicht wieder alles rund. Es wurden tiefe Gräben an den Grenzen der „tektonsichen Platten der Kirchenbilder“ sichtbar und freigelegt. Viel an Motivation und Engagement ist dorthin „versickert“. Ein Stück Demotivation an der Basis hat sich eingeschlichen – bis heute.

Generalvikar war schuld

zaunJetzt lese ich auf ORF Religion die Headline: „Tebartz-van Elst: Generalvikar war verantwortlich“. Weiter: „Der zum Amtsverzicht gedrängte frühere Bischof der deutschen Diözese Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, hat die Verantwortung ausgeuferten Baukosten für seinen Bischofssitz auf seinen Generalvikar geschoben.“ Der Bischof nimmt Stellung und sagt: Teile des Berichtes seien nicht wahr. Begonnen hat die Misere mit der schwindenden Glaubwürdigkeit des Bischofs, weil er gelogen hat und erst später zugab, erste Klasse geflogen zu sein. Nicht das Flugticket war das Problem, sondern die Lüge, die Unwahrhaftigkeit, das Vertuschen davor. Jetzt holt er wieder aus wie die kleinen Kinder in der Sandkiste: „Ich kann nichts dafür, der Kaspar war es.“ Wir könnten jezt lange herumdiskutieren, wer die „Schuld“ hat. Die unfreie und unerlöste Seele sucht die Schuld vorwiegend oder immer beim anderen. Das ist der Sündenbockmechanismus der Seele. Nur eine gewaltfreie und aufgerichtete Seele sieht die eigenen Verstrickungen, Beulen und Fehler. Deshalb beginnen wir jeden Gottesdienst mit einer „Besinnung“ auf diese erlöste und befreite Seele, damit wir „versöhnten Herzens gemeinsam feiern“.  Wir bekennen das eigene, persönliche schuldig werden und schuldig bleiben. Nicht das des Nachbarn, des Ehepartners, der Kinder oder der Arbeitskollegen. „Ich bekenne.“ Warum fällt es einem Bischof so schwer, einzugestehen. „Ich habe einen Fehler gemacht.“ Wer die eigene Schuld nicht sieht, kann kein versöhntes Herz finden.

Gehen versöhnt

Berufung_1000Als die Causa Limburg offen zu Tage trat und der Bischof, der in Rom war, zur „Pause“ enthoben wurde, habe ich schon ein Email begonnen gehabt an den Bischof. Ich wollte ihm damals sagen: „Lieber Bischof! Du hast eine Pause von mehreren Monaten vor dir. Du bist in Rom. Nutze die Gelegenheit und gehe zu Fuß von Rom in deine Diözese zurück. Die ganze Strecke. Es wird dich und deine Diözese mit dieser Situation versöhnen. Nimm dein Leben in einen Rucksack, lass alle Dienstautos und Adlaten außen vor und begegne unkompliziert auf Augenhöhe den Menschen, die dir Gott auf diesem Weg schickt. Das Gehen wird die Situation heilen. Ob du nun Bischof bleibst oder nicht.“ Das habe ich damals nicht abgeschickt und heute denke ich mir: Du hättest es tun sollen. Heute schicke ich dem Bischof diesen Eintrag, weil es nicht zu spät ist. In der Presse lese ich, dass der Bischof im südbayrischen Raum in einem Kloster Urlaub macht. Urlaub wovon? „Lieber Herr Bischof! Mache dich auf den Weg – zu Fuß nach Assisi. Fahre mit dem Zug nach Limburg und starte dort. Weitgehen ist heilsam. Es wird dein Herz versöhnen und dich ins Zentrum deiner weiteren Berufung führen. Und noch etwas: Auch die eigene Mitschuld wird sichtbar, persönlich annehmbarer im Gehen. Verhärtungen schmelzen. Dankbarkeit wird dich ganz erfüllen.“

1 Kommentar

    • Quendler Theodor auf 27. März 2014 bei 15:09

    Warum knüpft TvE nicht bei dem Bekenntnis/Eingeständnis von Papst Franziskus an, der selbst sagte, er habe dort und da Fehler gemacht oder falsch gehandelt. Wäre eigentlich eine Brücke um mit dem Dilemma fertig zu werden. Nein, diese Art Selbstherrlichkeit und Selbstgerechtigkeit – allerdings war dieser Zug von TvE nicht schon früher bekannt? Wäre nach den von Papst Franziskus ausgegebenen Kriterien für die Funktion a priori nicht geeignet gewesen, oder?!

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