Pfingsten ist die Geburtsstunde der Kirche, so lautet der Befund. Aber welcher Kirche? Was hat der Geist Gottes mit den Jüngerinnen und Jüngern gemacht? Wozu hat er sie angezettelt, angestachelt und was hat er damit bewirkt?
Im Gestrüpp der Sprachlosigkeit gefangen
Die Litanei der Reformanliegen an die römische Kirche wird immer länger. Wenn sie kraftvoll, öffentlich und von verschiedenen Vorbetern vergetragen wird, dann erblassen die Vertreter der Hierarchie, ärgern sich und verhedern sich im Gestrüpp der Sprachlosigkeit. Selbt jeden Worte, die sie finden, sind der Ausdruck der Machtlosigkeit dieser fatalen Situation gegenüber. „Glauben sie nicht, dass wir nicht über alle diese Themen mit Rom reden“, war die Antwort von Kardinal Schönborn auf das vehemente Nachfragen der Pfarrgemeinderäte. Das sagt aber noch gar nichts. Sie werden schon darüber reden in einem demütigen Gehorsam denen gegenüber, die mit aller Macht ihr System ihr römisch-klerikales Kirchenbild verteidigen. Da ist kein Milimeter Platz für jenen Geist, der die machtlosen, desperaten und ängstlich gewordenen Jüngerinnen und Jünger damals erfasst hat, jenem Geist, der den Hl. Franziskus mit seiner einfachen Idee vom Leben in Richtung Rom geschickt hat. „Die in Rom haben ja keine Ahnung mehr, was Jesus und sein heilender Geist damals in die Welt gebracht hat“, resümierte mir gegenüber eine glaubensstarke, lebenserfahrene und lebensfrohe 87-jährige Ordensfrau.
Steigt herunter und geht mit dem Volk
„Steigt herunter von der römisch-klerikalen Steilwand, in die man euch hineingelockt hat durch Stab und Mitra. Die Hacken und Seile sind brüchig geworden, wie man in den letzten Wochen sehe konnte. Die vatikanische Hierarchie läßt euch am Seil zappeln. Das ist für euch als Hirten nicht angenehm und läßt euch vom Volk Gottes aus gesehen lächerlich erscheinen. Verlangt, dass ihr zum Volk hinabsteigen, euch in das Volk heinwerfen dürft. Das Volk der Getauften wird euch auffangen und euer Amt mittragen, wenn ihr mit dem Volk geht.“ – das ist mein Tagebucheintrag am Vortag des PGR-Kongresses in Mariazell. Viele Wortmeldungen haben diese tiefe Sehnsucht kraftvoll zum Ausdruck gebracht. Das Volk Gottes ist „verwirrt“, weil ihre Hirten zappeln und in ganz eigenartigen Zwischenwelten leben müssen.
Das offen Miteinander auf Augenhöhe
„Wo finde ich Jesus heute wirklich? Wo muss ich da hinschauen?“, fragte mich dieser Tage recht keck ein junger Mann, den ich flüchtig kannte. Er hat mir dann erklärt, dass er alles, was er von der Kirche derzeit sieht und hört, nicht zu seinem Jesusbild passt. Er sprach von Kirche und meinte die Amtskirche. Jesus hat alles unternommen, um Menschen heraufzuheben und herunterzuholen auf Augenhöhe. Ehrlich und ohne Taktik. Jesus hat dabei „verloren“ und doch so viel gewonnen. Pfingsten hat Menschen neu zusammengeführt, auf Augenhöhe wurde ein Verstehen, ein neues Verstehen möglich. Unglaublich. Ja, ein Wunder. Damit dieses Wunder heute auch geschehen kann, braucht es zumindest ein bereites Hinhören und den Willen, dass sich nicht nur mein Wille durchsetzen muss. Das braucht nich nur die Kirche, sondern ist der erwartet Impuls für verschiedene gesellschaftliche Felder. Auch dort sind „unheilige Hierarchien am Werk“.