Synapsen und Movement

Wenn sich mein Vortrag in Salzburg „Mutig und ganz Ohr“ nennt, dann ist die Quintessenz für die Zukunft der Kirche für mich in zwei Worte gefasst: Synapsen und Movement. Aber was haben diese beiden Worte mit Kirche zu tun? Mit der Ordenskirche?

Synapsenfähigkeit

Es ist schon lange her, dass ich Wikipedia hier bemüht habe. Aber in diesem Fall muss ich es tun, weil dort glasklar steht, was gemeint ist: „Synapse (von griech. σύν syn ’zusammen‘; ἅπτειν haptein ’greifen, fassen, tasten‘) bezeichnet die Stelle einer neuronalen Verknüpfung, über die eine Nervenzelle in Kontakt zu einer anderen Zelle steht – einer Sinneszelle, Muskelzelle, Drüsenzelle oder anderen Nervenzelle.“ Ich sage es frei heraus: Wer heute nicht synapsenfähig ist, ist auch nicht zukunftsfähig. Warum? Es steckt im Wort. Zusammengreifen. Zusammenfassen. Zusammentasten. Auf verschiedenen Ebenen und Bereichen. Ich habe heute einen Tag zur gewaltfreien Kommunikation mitgemacht. Beobachtung, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten spielen eine große Rolle, um Lebensstrategien zu entwickeln. Menschen sind heute vor allem in ihren Emotionen angesprochen durch Werbung, Medien und sozialen Netzwerke. Marken sind Emotionen. Damit werden Bedürfnisse kreiert, erzeugt in der Emotion des Menschen und schließlich produktorientiert befriedigt. Geschäftsmodelle lassen den Euro fließen. Meine Wahrnehmung: In vielen Bereichen sehe ich, wie einzelne Menschen und Gemeinschaften für sich und in sich alleine denken, handeln und leben. Kirche ist in vielen Fällen im Rückzug. Orden leben in ihren Autonomien. Anschlussfähigkeit im Sinne der Bedeutung des Wortes „Synapse“ steht noch aus. Also: Anschlussfähig untereinander und ebenso hin zu den Kontexten wird es dringend brauchen. Ich bin selber zutiefst überzeugt, dass es mehr Mut braucht, sich überhaupt mit dem „Fremden“ auf Augenhöhe zu begegnen. Biblisch: Die Gastfreundschaft dem Fremden gegenüber ist die größte Chance der Gottgegenwärtigkeit. Dazu braucht es wieder ein ganzes Ohr. #ganzOhr.

Bewegung und Perspektive

c_Helm_Romaria_2014_450Vieles ist eingefahren. Formen wie bei Gottesdiensten sind Rituale, die theologisch viel bedeuten, sich aber der Erfahrung und Emotion heutiger Menschen verschließen. Gemeinschaften sind oft so abgeschlossen, dass sie mit neuen Gesichtern nichts anzufangen wissen. Bei der letzen Taufe hat die Patin erzählt, dass sie ganz berührt war, als sie in New York in einer Methodistenkirche war. Dort wurden die Neuen hinaus gerufen und mit einem Segen willkommen geheißen. Anschlussfähig durch eine Bewegung in die Mitte der Gottesdienstgemeinschaft. Movement hinaus. Viel öfter wünschte ich mir, dass Ordensleute gerade im Jahr der Orden heuer „ganz andere Orte aufsuchen“, mit ganz fremden Menschen „mitgehen“, dort unterwegs sind, „wo keiner sie vermutet“. Es ist nicht einfach, in Bewegung zu kommen. Viele erzählen mir, dass gerade „Synapsen untereinander“ wachsen. Wir wissen: Im Sitzen geht es oft um Rangordnung und beim Gehen um Begegnung, einander zuhören, ermutigen, Nähe und Distanz, auf ein Ziel hin. Deshalb: Movement und Synapsen sind Zukunftsfaktoren einer lebendigen Kirche, auch Ordenskirche. Ein besonderes Ereignis wird daher die 6. Romaria-Wallfahrt. Synaptisch unterwegs.