Tag18: Die Natur gibt die tiefste und mächtigste Orientierung

18_hölle_IMG_4848#Klimapilgern geht knapp an der Gamperer Hölle vorbei. Die Vorderseite des weltbekannten Flügelaltars von Gampern bekommen wir zuerst zu Gesicht. Dann lädt Pfarrer Stangl ein, an der Rückseite des Altares einen Platz zu nehmen. Eine Tagespilgerin weiß, dass sie als Kinder nicht hinter den Altar gehen durften. Später wussten sie warum: Die Menschen waren nackt dargestellt in ihrem Kampf zwischen Himmel und Hölle. Ich selber nehme mit, dass der Mensch immer in der Entscheidung steht, ob er sein Leben ins Gute oder ins Höllische führt. Der Geldbeutel spielt dabei eine große Rolle. Er gibt keinen Halt, nicht in die Hölle abzustürzen. Es ist Entscheidungszeit. Die Sanduhr ist nicht stehend, sondern liegend dargestellt. Die Zeit steht still. Gerade auch beim Weltklimagipfel heißt es, Entscheidungen zu treffen. Die europäischen Bischöfe  haben sich klar geäußert. KlimapilgerInnen aus ganz Europa sind nach Paris unterwegs.18_mutterhaus_IMG_4827 Auch sie tragen wie wir die Anliegen mit. Auf Twitter ist der Hashtag #COP21 schon voll im Einsatz. Wir werden heute wieder von 24 PilgerInnen begleitet. Nach und nach haben sie sich zu uns gesellt.

Der Tag beginnt in den Franziskusschulen

18_klasse_IMG_4814Der Nebel lässt sich an Dichte nicht lumpen. Sr. Stefana hat uns das Frühstück ab 7 Uhr bereitgestellt. Um 7.40 Uhr müssen wir in den Franziskusschulen sein. Rembert hat diese Begegnung in einer Pilgrim-Schule eingefädelt. Es ist kalt. Dort in der warmen Schule warten drei Klassen auf uns. Sie sind gut vorbereitet worden auf uns. Sie haben viele ganz konkrete Vorschläge für unseren Rucksack. „Keine Plastiksackerl oder Plastikverpackung.“ „Mehr zu Fuß gehen.“ „Lokal einkaufen.“ „Selber einen Garten betreiben und kochen.“ So geht es weiter. Ich denke mir immer wieder: Hoffentlich werden diese jungen Menschen nicht verführt zu „Konsum-IdiotInnen“, in Abhängigkeiten getrieben, der Bequemlichkeit 18_rucksack_IMG_4811erliegen. Es sind die erwachsenen Geschäftemacher, die den jungen Menschen unglaubliche Sehnsuchtsbilder in die Köpfe setzen. Wir machen noch ein Foto und die Kinder meinen, „dass sie mit uns mitgehen werden“. Danke. Zurück im Mutterhaus treffen die TagespilgerInnen ein. Wir starten mit dem Impuls von Rembert, der uns heute das Wort „ALLE“ mitgibt. Alle können etwas tun. #LaudatoSi ist an alle gerichtet. Alle tragen wir Verantwortung. Alle sind wir vom Klimawandel betroffen.

Das lokale Knowhow nutzen

18_zz_IMG_4841Wir starten hinaus in den Nebel. In den letzten Tagen haben wir die Sorge um die Streckenfindung immer den Menschen zugemutet, die aus der Gegend stammen. Wir sind damit gut gegangen, das lokale Knowhow zu nutzen. Es ist eine Art Schwarmwissen. Ein Zusammentragen von Erfahrungen, von „das kenne ich“ bis hin zu „das ist ein schöner Weg“. So können wir uns in den Weg fallen lassen. Es geht dahin. Immer wieder kommen Leute dazu, klinken sich ein, warten auf uns, rufen an, wo wir sind. Es ist schön, dass Klimapilgern in dieser Gegend gut angekommen ist. Die Sonne zeigt sich heute nicht mehr. Frankenmarkt erreichen wir bei Tageslicht. Unseren Abschlusskreis machen wir vor dem Bahnhof, der für viele den Weg nach Hause bedeutet. Es ist für mich sehr berührend, wie Menschen sehr behutsam unser gemeinsames Anliegen mittragen. Auf uns wartet h18_birken_IMG_4882eute das Gasthaus Kogler, wo wir freundlich erwartet werden. Die Wirtin schaukelt heute den Laden alleine. Wir ziehen den Hut vor solchen Menschen, die sich ganz in den Dienst stellen. Unser Foto mit dem Transparent haben wir nach dem Wetterkreuz mit den Bäumen im Nebel gemacht. Bäume sind Orientierung. Die Natur möge beim #COP21 die tiefste und mächtigste Orientierung sein. Dafür gehen wir. Noch 4 Tage bis Salzburg. Die Zeit vergeht wie im Flug, nein: im Gehen.