Tag6: Ein Foto müssen wir schon noch machen

6_dir_IMG_3693„#Klimapilgern verstehe ich als Hinweis auf einen zukunftsfähigen Lebensstil, der menschliche Bedürfnisse wie auch Umweltbelange berücksichtigt. Daher habe ich mich entschlossen, mich einige Tage auf diesen Pilgerweg für Klimagerechtigkeit zu begeben – offen für das Kennenlernen von Alternativen und für die Begegnung mit Menschen, die den notwendigen gesellschaftlichen Wandel gestalten möchten.“ Das ist die Motivation der Direktorin der KSÖ Magdalena Holztrattner, die seit Gugler* mit uns unterwegs ist: „Im Klima-Pilgern spüre ich, wie wichtig die Verbundenheit mit Mensch und Natur ist und wie diese wächst.“ Meine Verbundenheit mit der Natur und den anderen MitpilgerInnen wächst. Ich freue mich sehr, dass wir jeden Tag neue KlimapilgerInnen begrüßen können. So waren wir in den letzten beiden Tagen immer eine Gruppe von mehr als 20 Personen.

In zwei Schulklassen im Stiftsgymnasium Melk

6_gym_IMG_3775Den Tag6 starten wir in der Direktion des Stiftsgymnasiums bei Direktor Anton Eder. Wir scherzen über den Schulalltag. Er ist begeistert vom Klimapilgern und unserer Aktion. Deshalb hat er uns die Türen in zwei 7. Klassen geöffnet. Um 7.50 Uhr  sind wir mit Rucksack und Transparent bei den SchülerInnen. Zuerst machen wir ein Foto am Gang. Ein lebendiger Haufen schon in aller Frühe. Dann gehen wir in die Klasse, stellen den jungen ErdenbürgerInnen unsere Motivation vor, erzählen vom Weg, den alternativen Ansätzen, die wir schon mitbekommen haben. Konsumverhalten, Mobilität, wie geht weniger? und spirituelle Öffnung sind ein paar Stichworte. In einer Murmelphase sammeln die SchülerInnen ihre Erfahrungen und Einschätzungen. Ich nehme ganz persönlich wahr, dass es eine Wahrnehmung für den Klimawandel und die Ursachen gibt. Es ist für junge Menschen sicher nicht leicht, das Weniger als „Bereicherung“ zu erleben. Sie spüren aber auch, dass es in unseren Breiten eine Art „Wohlstandsverstopfung“ gibt, „dass es sich so nicht ausgehen wird“. Maria schreibt das „cradle to cradle“ an die Tafel. 6_moos_IMG_3820Ich erlebe diese Stunde als lebendig, obwohl es früh am Morgen ist. Es gibt mir Hoffnung, dass Direktor Anton Eder selbst die neueste Studie zum Klimawandel aus dem Morgenjournal zitiert. „Wenn es so weitergeht, geht es sich nicht mehr aus. Die Klimaerwährmung wird uns um die Möglichkeit zum Wohlstand bringen.“ Ich höre diesen Beitrag auf Ö1 im Gehen nach. In jedem Fall verlassen wir das Gymnasium und das Stift genährt. Danke für die Gastfreundschaft. In der Stadt unten warten MitpilgerInnen auf uns. Sie kommen extra aus dem Burgenland, um mit uns den heutigen Tag mitzugehen. Mitten am Stadtplatz gestaltet Magdalena den „Aufbruch“ und wir singen. Der Fleischhauer kommt aus seinem Geschäft, schaut und hört, bekreuzigt sich und verschwindet wieder. Ich fühle mich an diesem Morgen mit ganz vielen Menschen verbunden.

Das Klima im Wirtshaus ändert sich

6_mt_IMG_3823Der Donau entlang, über das Kraftwerk Melk drüber, hinauf nach Leiben. Es ist 11.45 Uhr geworden. Ein Wirtshaus steht vor uns. Wir machen Rast. Der  Wirt ist etwas „grantig“, weil wir uns nicht angemeldet haben. Wir nehmen im Saal Platz. Wir bestellen eine Kleinigkeit. Er hört uns zu. „Wir sind Klimapilger.“ Er lächelt ungläubig. Bis Salzburg? Er sieht die Leiberl mit der Aufschrift. Nach der Suppe bringt er den Pilgerstempel. „Wir sind ein Pilgerziel“, weiß er jetzt. Ist auf einmal interessiert. Wir bezahlen. „Ein Foto müssen wir aber schon noch machen“, meint er wertschätzend und etwas „edukativ“. Wir gehen hinaus vor das Gasthaus und er macht für uns das Foto. Selber will er nicht drauf sein. Klimawandel der wünschenswerten Art. War sein Herz und seine Aufmerksamkeit zuerst aus meiner Sicht „geschlossen“, so hat ihn unsere Aktion wirklich „geöffnet“. Der Humor war sicherlich auch  ein Weichspüler.

Besuch von Abtpräses Haidinger

6_christian_IMG_3856Der Weg von Leiben über Artstetten nach Maria Taferl ist wirklich ein wunderbarer. Die Natur- und Wegbilder nähren mich, lassen mich fast dahinschweben. Zwei Personen geht es genau gegenteilig. Knie und Knöchel schmerzen. Wir kommen aber alle kurz nach 16 Uhr in der Basilika an. Das „Ankommen“ zelebrieren wir als Kreis und segnen einander singend. Wir beziehen die Quartiere bei den Sales-Oblaten und gehen zusammen mit Abtpräses Christian Haidinger essen. Er wollte diese Tag mitgehen. Seine Zehe, die er sich bei einem Sturz verletzt hat, war noch nicht soweit. Außerdem sind viele Mitbrüder im Stift Altenburg ausgeflogen und so hält er dort mit zwei älteren Mitbrüdern die Stellung. Wir erzählen ihm von unserem Weg, von den Erfahrungen und er erläutert uns das Projekt UMIS („Umgang mit der 6_bgl_mt_IMG_3840Schöpfung“), das sechs Stifte in Österreich und Bayern mit der BOKU Wien gemacht haben. Dort hat sich in den Arbeiten zwischen 2008-2012 folgende These bestätigt: „Der Gedanke der Nachhaltigkeit hat in den Klöstern immer eine Rolle gespielt. Das ist der Grund, warum sie über Jahrhunderte bestehen konnten. Klöster wirtschaften einfach naturverbundener.“ Abtpräses Christian weist nur auf zwei „Kleinigkeiten“ hin, die in seinem Kloster gemacht werden: Der Wald wächst ausschließlich durch natürliche Verjüngung. Im Garten wird kein Dünger verwendet. Aus dieser Begegnung nehmen wir deshalb für den Rucksack der Alternativen UMIS mit. Und: Danke ins Burgenland. Ihr seid hoffentlich gut heimgekommen.