Tag7: Es geht nicht nur um Klimaschutz

7_schatten_IMG_3965#Klimapilgern bleiben Höhenmeter nicht erspart. Veränderung – das Hinüberkommen – ist nicht einfach. Schon gar nicht von Maria Taferl über den Ostrong nach Yspertal und weiter nach Waldhausen. Da liegen nicht nur Kilometer dazwischen, sondern auch insgesamt über die Burgsteinmauer (975 m) pilgernd etwa 800 Höhenmeter. Es war finster, als wir in Waldhausen Quartier bezogen haben. Die einen im Pfarrhof (sie dürfen morgen die 20 Min zum Treffpunkt Pfarrkirche um 9 Uhr noch gehen) und wir anderen waren schließlich um 19.30 Uhr vor der Tür des Schlüsselwirtes. Freundliche Aufnahme, heiße Dusche, schönes – und wie die Pilgerkolleginnen meinten – verdientes Abendessen. Mein 7. Tag, Maria’s 3. Tag und für die anderen der erste Tag.

Begegnung mit den jungen Pionieren von Ökonomie und Ökologie

7_essen_dir_IMG_3903Um eine Stunde zu später kommen wir in die HLUW Yspertal. Die Schule lehrt seit 25 Jahren sehr erfolgreich nachhaltiges Wirtschaften mit Reife- und Diplomprüfungsabschluss mit BHS Matura. Der Schulleiter Gerhard Hackl hat uns selber in das Internat hinübergeführt, wo wir ein Mittagessen serviert bekommen haben. Im Gespräch über die Schule, die über 370 SchülerInnen und das Stift Zwettl als Schulerhalter hat, spürte man gleich, dass es hier nicht
um Klimaschutz geht, sondern um viel tiefere Aspekte: „Es geht eigentlich nicht um Klimaschutz, sondern viel tiefer um einen anderen Umgang mit Ressourcen, ein behutsameres und nachhaltigeres Wirtschaften.“ Die SchulabgängerInnen mit gutem Zeugnis haben es nicht schwer, einen Beruf zu bekommen: „Wir bilden nicht nur schwerpunktmäßig aus, sondern wir haben zwei Studienzweige, dh die SchülerInnen werden intensiv in die Materie 7_rucksack_IMG_3935hineingeführt.“ Dieses Gefühl habe ich auch, als wir mit SchülerInnen vor der Schule über unser Klimapilgern reden. Sie wissen, worauf es in Zukunft ankommt. In den Rucksack der Alternativen geben sie uns mit: „1. Weg von den fossilen Brennstoffen. 2. Sofortiger Ausstieg aus der Atomenergie. 3. Ein neues Konsumverhalten, das lokal und regional tickt.“ Ich persönlich gehe genährt weg, weil ich weiß, dass diese Schule in Hotspot der nachhaltigen Bildung in Österreich ist. Gut, dass uns Axel hierher geführt hat. Ich selber bekomme über die Presseaussendungen diese engagierte Schule mit. Eine Gruppe von SchülerInnen geht mit uns noch ein Stück des Weges am 606-er. Es geht steil bergan. Eine Mitpilgerin aus Sooß legt uns noch einen wunderbaren Gedanken in den Rucksack. Sie betreiben in Sooß einen „fairen Laden“.

Die Schönheit des Gehens und die Anstrengungen
7_geh_IMG_3896Der Weg war heute nicht nur „hoch“, sondern auch lang. „30 km seid ihr da auf dieser Strecke gegangen“, sagt einer vom Stammtisch her auf uns zu, als wir beim Schlüsselwirt die Gaststube betreten und sich gleich die neugierige Frage an uns richtet: Wo kommt ihr den her?. Das ist nicht ohne. In der Gruppe erleben wir ähnliche Prozesse wie in der Weltwirtschaft. Da gibt es solche, die eine Karte haben und den Weg suchen. Da gibt es Schnellere und Langsamere. Da gibt es Dominantere und Ruhige. Solche mit viel Kraft uns welche mit weniger. Es ist nicht so, dass hier am Weg das gemeinsame Gehen von selber stattfindet. Es ist ein Anspornen, ein Bremsen, ein Nachfragen, ein Helfen, Rucksack-Tragen für den anderen, ein Durchatmen zum Geduld üben und ein Durchatmen zum Kraft aufnehmen, ein Scherz und ein Stöhnen unter den Schmerzen, manchmal hörbar und manchmal ganz nach innen. Schön finde ich, dass uns dieser Weg bisher wirklich gemeinsam gelingt. Der erste, der dritte Tag sind immer hart. Diese Personen treffen seit heute auf eine Gruppe, die schon sieben Tage hinter sich hat. Ich bin ganz überzeugt, dass diese gruppendynamischen Prozesse beispielgebend sein könnten für Regierende. Es muss gelingen, dass sich Staatenlenker darauf verständigen, gemeinsam den Weg zu gehen und vor allem Natur und Ressourcen schonend zu gehen. So wie wir. Ich frage 7_abendsonne_IMG_3958Direktor Hackl beim Essen, was ihm als erster Gedanke gekommen ist, „als er von den narrischen Klimapilgern gehört hat?“ Er darauf ganz spontan: „Bei uns sind immer wieder Narrische da.“ Ich finde das ganz toll, dass so eine Schule hier in dieser Gegend aufgebaut wurde und sich immer wieder Zukunftspioniere herholt, die ja im „Normalbetrieb“ als „narrisch“ gesehen werden. Wir sind ein bisserl stolz, zu diesen Narrischen zu gehören.
Und jetzt bin ich ganz ehrlich: Heute falle ich müde ins Bett. Wir waren „narrisch guat“ auf unserer heutigen Etappe.

1 Kommentar

    • Erich Kuri auf 24. Oktober 2015 bei 15:54

    Gratuliere zu eurer Leistung, leider konnten wir an der letzten Etappe nicht mehr teilnehmen, aber Kurt geht es auch heute noch nicht gut.
    Ich möchte mich noch einmal für die schöne Zeit mit euch bedanken, es waren wunderbare Gespräche, ein jeder hörte zu und auch umgekehrt, es war zum frei werden, es tat gut.
    Einen schönen Gruß an alle und vielleicht treffen wir uns in Linz und gehen ein Stück des Weges mit.
    liebe Grüße
    Erich

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