Wir müssen etwas zur „Bespaßung“ tun

Sonntagabend. 20.30 Uhr. Die KHG Linz hat zum Theater geladen. König Luzifer, der vom Hochschulseelsorger Markus Schlagnitweit hervorragend gespielt wird, kriecht aus seinem Schlafsack. Bergseil und Pickel müssen dabei sein. Er ist der König der Hölle. Die „aufmontierten Hörner“ lassen das ganze Stück keinen Zweifel aufkommen, dass wir uns in der Hölle befinden. Ansonsten könnte man den Eindruck bekommen, man sei im Heute, hier auf der Welt.

Bespaßung

Das Problem Luzifers könnte ein ganz gewöhnliches hier unter uns sein. Den Leuten in der Hölle ist fad. Trotz einer Stunde Folter. Es braucht Abwechslung. „Wir müssen etwas tun zur Bespaßung der Hölle!“, meint Luzifer zu einem Autokonzernchef, der in der Hölle gelandet ist. „Wir bauen eine Autobahn“, kommt als Vorschlag. Das wird den Leuten Spass machen. Gesagt getan. Und es klappt eine Zeit. Dann der Vorschlag zur Umstrukturierung der Hölle in Richtung Demokratie. Luzifer ist nicht begeistert. Er lässt sich aber hinreisen und wird schließlich zum Präsidenten gewählt. Mentale Infrastrukturen wählen immer das Bekannte. Ob König des Königreich Hölle oder Präsident der Demokratie Hölle macht als Zuschauer nicht wirklich einen Unterschied. Die Macht hält sich oben und die Menschen werden mit dem richtigen Maß an Folter und Spaß ruhig gehalten. Irgendwie kommt mir das bekannt vor, obwohl ich keinen Einblick in die Hölle habe(n möchte). Das Theater war facettenreich und nicht alle Aspekte sind hier geschildert. Irgendwie gehe ich amüsiert nach Hause, weil das Stück tiefgründigen Humor hat. Irgendwie gehe ich nachdenklich weiter, weil ich den Gedanken nicht los werde, dass Welt und Hölle nach dem Prinzip der „Bespaßung“ geführt werden. In jedem Fall: ein spaßiger Abend. Mehr wie heute nach den zwei EM-Fußballspielen.