Total offline für drei Wochen

_img_2415„Das schaffst du nie“, meinte im Spätsommer ein befreundeter Pressefotograf in Kärnten. Wir sind uns bei PfinXten begegnet. „Wetten: Eine Flasche Rioja“, schlug er vor. Ich habe eingeschlagen. Und ich werde es machen. Seit 1997 bin ich defacto online. Mein Arbeitskollege und Freund Stefan Greifeneder hat mir damals die „aufkeimende digitale Welt“ zugänglich gemacht. Die Aufgabe als diözesaner Internetverantwortlicher hat mich direkt hinein gestossen. Als „early adapter“ wurde ich manchmal bezeichnet. Die Neugierde auf Neues hat mich schon oft in „Gegenden“ gebracht, die für viele neu und unbekannt waren. Meine jetzige Neugierde gilt mir selber. Wer und was bin ich, wenn ich gänzlich offline bin? Was stellt sich innerhalb der drei Wochen in meinem Leben neu ein, wenn ein wichtiger Teil des Lebensvollzuges abgeschnitten ist. Ich bin selber neugierig gespannt und freudig gelassen. Ich weiß: Es wird mir gut tun.

Auszeit für haptische und analoge „Selbstbegegnung“

_img_2417Meine dreiwöchige Auszeit werde ich dazu nutzen, auf jegliche „algorithmus-basierte Kommunikation“ zu verzichten. Das bedeutet: kein Smartphone, kein Laptop, kein Email, kein Fernsehen, kein Fotoapparat. Nichts dergleichen. Selber zeichnen. Sich erzählen lassen. Nachfragen. Gespräche ohne „lauernde Geräte“. Diese Sehnsucht liegt schon länger in der Luft, in meiner Umgebung. Mein Freund und Follower auf Twitter Thomas schreibt gestern auf mein Posting dort auf Twitter: „Ich bin einer, der immer wieder knapp vorm Abwenden ist.“ Worauf hat er reagiert? Ich habe die Diskussion „zum Netz“ auf ServusTV nur kurz mitbekommen. Aus meiner Sicht kam dabei die zentrale Aussage von Sybille Hamann. Ich habe mein Smartphone (in diesem Fall als Second Screen) genommen und sie auf Twitter so zugänglich gemacht, geteilt: „Viele wenden sich ab. ist nicht das Volk.“  Es ging um Scheinwelten, um Hasspostings, um Lügen und Verunklimpfungen, „die sich rasend verbreiten“. Es ist die Schnelligkeit und es sind die Dummheiten, die uns zusetzen. Es ist das „angebunden sein“, weil wir festgelegt haben, dass die Reaktionszeit nur mehr Minuten dauern darf. Die Medienwelt hat das Nachdenken und Verweilen eliminiert. Emotionen werden aus dem Netz geholt, geschürt, aufgebauscht und wieder zurückgerülpst. Jahrelang ist für SocialMedia das „digitale Gasthaus“ mein Bild. Ich gestehe: Das Gasthaus hat sich ausgedehnt ins Arbeitszimmer und Wohnzimmer. Mein Esstisch kennt seit geraumer Zeit kein digitales Gerät mehr und die Nacht ist auf Flugmodus. Jetzt könnte ich länger ausholen. Braucht es aber nicht. Seit etwa zwei Jahren spüre ich in mir den Wunsch, ganz konsequent über drei Wochen „offline zu gehen“. Immer wieder kam in den letzten Tagen von Menschen ein erstaunter und genauso bewundernder Blick: „Was? Dann kann ich dir praktisch nur einen Brief schreiben?“ „Stimmt!“ „Klar: Und posten und bloggen geht dann auch nicht.“ „Stimmt.“ Die meisten: „Ich bin gespannt, was du erzählen wirst.“ „Ich auch.“ Und die Flasche Rioja steht in jedem Fall – nach dem Fest des hl. Franziskus im Oktober. Bis dorthin geht total offline.  Ich mit mir.

1 Kommentar

    • F.H. auf 11. September 2016 bei 21:06

    Super Idee!
    Gezwitscher und Gesichtsbuch sowieso für immer streichen! Ich sag dazu ja immer und seit eh und je: „A-soziale Medien“.
    Gutes Offlinen!

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