Das Navi im Hirn und im Herzen

kal2„Navi-Zellen im Gehirn entdeckt: So funktioniert das GPS-System im Kopf.“ So titeln unisono fast alle Medien in diesem Tagen zur Verleihung des Medizin-Nobelpreises an das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O’Keefe aus Großbritannien. Sie haben die grundlegenden Strukturen unseres Orientierungssinns im Gehirn entdeckt. Jetzt wissen wir die Antworten auf so wesentliche Fragen wie: Wieso finden wir jeden Tag den Weg ins Büro? Warum können wir uns sogar in einer fremden Stadt orientieren? Wie finden wir den Weg beim Pilgern auch ohne viel Markierung? Eben: Weil in unserem Hirn eine Art Navi existiert. Noch. Ich habe das in vielen Gesprächen und hier auf meinem Blog thematisiert, dass das äußere Navi im Auto oder in der Hand genau das innere Navi im Gehirn „vernichtet“. Die Technik ersetzt also die Navi-Zellen im Gehirn. Die Orientierung ist dahin. Ich ermutige direkt „missionarisch“, immer öfter und immer mehr auf diese technischen Geräte zu verzichten. wir brauchen sie nicht immer. Gestern bin ich mit einem Taxilenker in Salzburg in die Friedensstraße gefahren. Er hat – angesprochen auf das Navi – gemeint: Das liegt hier drinnen im Handschuhfach. Sein Finger zeigt auf den Kopf: Hier ist mein Navi. Er kommt aus Afrika und fährt seit drei Jahren Taxi. Er hat es verstanden. Er kennt seine Navi-Zellen und hält sie fit.

Wird nach dem Navi im Herzen auch gesucht?

kal1Was ist aber mit der Lebensorientierung? Wie geht das mit allgemeinen Entscheidungen im Leben? Mir kommt manchmal vor, dass hier auch auf „äußere Navigation“ gesetzt wird. Da gibt es Tests, ob ich „zusammenpasse“ mit dem Partner, der Partnerin. Ob etwas gut oder schlecht ist, entscheidet die Anzahl der „Klicks“ auf Youtube. Der Job muss toll sein, wenn so viel Geld dabei herausspringt. Da gäbe es eine ganze Liste anzuführen, worauf sich Menschen heute verlassen, wenn sie entscheiden. Ich durfte dieser Tage einen Nachmittag lang mit Gerlinde Kaltenbrunner über „Mehr die eigene Berufung leben“ sprechen. Sr. Anna und Br. Rudolf waren ebenfalls Gesprächspartner. Was mich sehr berührt hat, war der unglaubliche „Zug“ der Bergsteigerin in die Stille, in die Tiefe, hin zum Selbst, zur Intuition, zum Bauchgefühl. „Ganz tief in sich hineinspüren und der Intuition folgen.“ Das Bauchgefühl und die Intuition sind sozusagen der Herzens-Kompass, das Herzens-Navi für die Orientierung im Leben. Ich höre Gerlinde heute noch sagen: „Das Um und Auf ist, dass man ganz tief in sich hineingeht und spürt, was möchte ich, was ist für mich das Richtige. Es braucht Zeit, um Stille einkehren zu lassen und alles auszuschalten, was mich daran hindert, meine Intuition zu hören. Ich gehe immer voll in die Stille, wenn Entscheidungen anstehen.“ Alles ausschalten, was mich hindert, die Intuition zu hören, zu spüren. Irgendwie fände ich es lustig, wenn diese Intuition, dieses Bauchgefühl auch einmal „entdeckt“ und dafür der Nobelpreis vergeben würde.