Die drei mächtigen Eschen standen damals in dieser Größe auf unserem Schulweg. Sie gaben uns Orientierung, wenn der Winter den Schnee über die Ebene bließ, uns ins Gesicht, die Finger kalt. „Ab dort wird es wieder leichter“, sagten die Größeren zu uns Kleinen. Heute erleben diese drei „Anker-Bäume“ eine Wandlung. Einer ist gestorben, die beiden anderen kränkeln schwer. Und Neues wächst hervor.
Mehrmals bin ich an dieser Baumgruppe in den letzten Wochen vorbeigegangen, habe sie von verschiedenen Seiten angesehen, ja meditiert und fotografiert. Natürlich kommen alle Gedanken hoch, die ich persönlich mit diesen „starken großen Bäumen“ erlebt habe als Kleiner am Weg in die Volksschule, zum Ministrieren, als Jugendlicher heimwärts von den Jugendstunden. Der Bauer, dem sie gehören, meinte dieser Tage: „Die waren immer schon so groß.“ Sie müssen also alt sein, haben viel erlebt, viel gesehen.
Das Alte stirbt
Und dann begleiten mich im Betrachten Gedanken zur Situation der Kirche als Institiution, zu ihrer Mächtigkeit früher und zu ihrem Strukturwandel heute. Da ist schon einiges tot, anderes ist kränkelnd, lässt sich erahnen, dass es eine Art von Überlebenskampf gibt. Die zwei Bäume neben dem toten schauen grün aus. In sich tragen sie schon viele tote Äste. Absterben wohnt in der Baumkrone. Kirchlich stehen sie für mich für die männliche Kleruskirche bisher. Stabilität und Unveränderbarkeit strahlen die Bäume aus. Und doch kränkeln sie. Eschenkrankheit, „Windflach“ ist ihre Umgebung und das unveränderte Altern sieht man ihnen an. In den Gedankengängen zur Kirche sind da Missbrauch, Blitzeinschläge in den Bischofsernennungen und die „Eschenkrankheit“ der Ungleichbehandlung der Geschlechter. Strukturprozesse werden als „Umstellen der Liegestühle auf der Titanic“ gesehen, erlebt (Halik). In den Bäumen wie in der Kirche wird nicht mehr alles „durchblutet“. Das war in den letzten Jahren beim toten Baum zu beobachten. Er hat gekämpft, über Jahre letzte grüne Äste hervorgebracht, im letzten Jahr noch ein paar Ansätze von Grün. Heuer ist er kahl, gestorben, dem Verfaulen preisgegeben. Auch die beiden anderen Bäumen werden dieses Schicksal erleben. Das ist heute absehbar. Und diese Bäume in dieser Erscheinung werden fehlen.
Das Neue lebt
Ein Glück, dass der genau Blick auf diese Baumgruppe etwas anderes zeigt. Im Schatten der Esche hat jahrelang ein Ahornbaum versucht, „hochzukommen“. Da war zu Beginn noch viel Schatten auf ihm. Natürlich gehen die kirchlich affinen Gedanken zu den neuen pastoralen Diensten wie Religionslehrkräften, Pastoralassistent:innen und andere „pastoral worker“ in den kirchlichen Feldern. Sie waren und sind „überschattet“, in großer Abhängigkeit zur Esche, nur gefragt und gebraucht als „Ersatz“ oder „Notbäumchen“. In Oberösterreich sind wir schon weiter als in anderen Diözesen Östereichs. Natürlich tut es weh, nur der „Notnagel“ zu sein. Und ehrlich gesagt, reden die Bischöfe lieber von den Eschen hier und dort. Diese Baumgruppe sagt uns in ihrem Erscheinen und in ihrer derzeitigen Befindlichkeit etwas Hoffnungsvolles. Auch wenn die Esche tot ist, wächst da ein neuer Baum, ein Ahornbaum, von der Erde Richtung Himmel, seit Jahren. Jetzt nimmt er in seinem Wachstum unglaublich zu, weil er Licht hat, sich ausbreiten und entfalten kann. Mir kommt der Sonntagsgottesdienst mit der Pastoralassistentin im Bergdorf in den Sinn. Wunderbar am Evangelium ausgerichtet, einen Predigt in den Alltag hinein und ein Kommunizieren als gemeinsame Stärkung im Brot. Es kommt dazu: Wir sollten in dieser Hoffnung auf „das Neue und die Neuen“ wissen, dass der Ahornbaum viel widerstandsfähiger, resilienter ist für diese Gegend auf etwa 900 Höhenmetern. Das Neue wächst, auch wenn es etwas anders ausschaut wie das Alte. Wenn meine Enkelkinder dort mit ihren Enkelkindern vorbeigehen werden, werden sie sagen: So schöne große kräftige Bäume. Im Wandel liegt die Hoffnung der Kirche.