Der entkrümmte Mensch

018Die Einladung zum Geburtstagsfest für Helmut Schüller habe ich gerne angenommen. Kurz vor Beginn bin ich auf der Universität in Wien. Angekündigt war der kleine Festsaal. Die Pfeile gingen Richtung großer Festsaal und jede Menge Frauen und Männer. Ein lange Schlange hat sich gebildet. Alle wurden namentlich „überprüft“. Erhard Busek und Andreas Treichl mit uns in der Reihe. Mit einer halben Stunde Verspätung beginnt die „Feierstunde“. Bischof Krätzl „vertritt“ aufrecht den Bischofsstand. Küberl als Weggefährte ist da und bei meinem Gang in die letzte Reihe sitzt Prof. Paul Zulehner in der vorletzten Reihe. Ich freue mich auf Prof. Walter Kircheschläger, der über die Entkrümmung des Menschen aus dem biblischen Befund referieren wird. Ich bin mir nicht sicher und dann hole ich mein digitales Taschengerät heraus und lasse über Twitter meine Follower mitleben.

Via Twitter

„#Es braucht Widerstandskraft und ein weiches Herz“, höre ich gleich bei der Begrüßung. Dann kommt Prof. Kirchschläger und ich notiere mit meinen zwei Fingern am Display für die Follower mit: „#Der gekrümmte Mensch ist Signal diktatorischer Systeme. Gekrümmtheit ist der Verlust der Menschenwürde. #Keine Gesellschaft ist gefeit vor dem gekrümmten Rücken. Es gibt auch schleichende Krümmungen.“ Ich habe das Gefühl, als gingen die Finger viel zu langsam. Am liebst wäre es mir jetzt, wenn Twitter auch mit „Audio“ ginge. Prof. Kirchschläger kommt zum biblischen Befund: „#Der aufrechte Mensch ist das Ziel. Bibel: der entkrümmte Mensch. #Gott ist ein aufrichtender Gott und ein Gott der Befreiung. #Die Folgen der Verkrümmungen sind oft nicht bewusst. Jesus heilt auch das Unbewusste oder nicht Bewusste. #Aufrecht stehen und mit neuer Weite das Umfeld sehen ist Erlösung.  #Aufrichten und Entkrümmen als zentral. #Die Lehrtätigkeit Jesu mündet in Entkrümmung. #Jede Solidarität gilt jedem gekrümmten Menschen, Wesen. #Gehorsam gegenüber dem Heilswillen Gottes ist gefragt. #Wer ent-krümmt, lebt in der Spur Jesu.“ Kirchschläger führt die lange Tradition der Entkrümmung und Aufrichtung durch Gott selbst im ersten und zweiten Testament an. In dieser Tradition steht der Jubilar seit seiner Kindheit, wie sein Bruder Christian Schüller ausführt: „#Glauben ist weniger eine bestimmte Art zu denken, sondern eher zu handeln.“ Der aufrechte Gang und das konsequente Tun bringt vielleicht auch die Entkrümmung der Hirtenstäbe.