Der Höhenrausch geht weiter

Wenn ich sehe, dass ab 12. Mai 2011 der „Höhenrausch.2“ in Linz geöffnet ist, tauchen in mir viele Erinnerungen der letzten Jahre und Jahrzehnte auf. Natürlich werde ich den Linzer Höhenrausch begehen und die Perspektiven und neuen Einsichten genießen. Da ich mit einem gewissen „Höhenvermögen“ (das Gegenteil wäre Höhenangst) ausgestattet bin, kann ich es genießen.

Der Wunsch nach ganz oben

Damit ich „damals“ (ab 1964) in „meine Volksschule“ kam, durfte ich aus heutiger Sicht annähernd eine Stunde lang gehen. Wir waren immer eine kleine Schar beim Gang in die Schule. Am Nachhauseweg waren wir zumindest immer drei. Ich hatte mit einer Stunde den kürzeren Weg. Wir mussten durch einen Wald. Die hohen Bäume hatten es uns angetan. Weil sie im Wind „schwankten“ und so ihre Gipfel zueinander und manchmal bei starkem Wind auch übereinander hielten, kam uns die Idee, einen Teil des Weges nach Hause „über die Baumwipfel“ zu machen. Wir kletterten die 15-20 Meter hinauf und schwangen uns von einem Baum zum nächsten. Höhenrausch pur! Den Eltern haben wir nichts davon erzählt. Sie hätten uns diesen „Rausch“ sofort ausgetrieben. Was war das Reizvolle an diesem „Wipfelgehen“: Die neue Perspektive, die andere Sichtweise,  ein Überblick und die innere Überwindung der Angst. Ich bin heute froh, dass ich schon lange vor dem Baumkronenweg in Kopfing und dem Höhenrausch.1 und .2 in die Höhe gehen durfte. Ungewöhnliche Wege haben und für Neues geöffnet – auch wenn es bitter gefährlich war und der Schutzengel alle Hände voll zu tun hatte.

Sich Überblick verschaffen und inne halten

Bei den diversen „Teamcoachings“ in Kirchschlag habe ich immer auch den Aussichtsturm am Breitenstein begangen. Lange schauen die TeilnehmerInnen 360° rundum. Sie werden immer still und genießen einfach den Überblick. Hoch über Linz, weit hinein Richtung Tschechien geht der Blick. „Das bräuchte ich daheim vor der Haustür“, sagte einmal ein Hörschinger. Ich dachte, dass er zumindest den Flugzeugen nachschauen kann. Ich selber habe über 10 Jahre so einen Turm vor der Haustüre gehabt, den Domturm in Linz. Oft habe ich ihn bestiegen, auch ganz alleine, um auszubrechen aus dem Alltag und Überblick und Distanz zu gewinnen. Heute könnte ich in der Eremitage bleiben. Den Überblick zu gewinnen ist ein Ur-Bedürfnis des Menschen. Das Hinaufgehen auf die Berge ist für mich in derselben befreienden Logik. Was gibt es Schöneres, als am Gipfel inne zu halten, zu schauen, den eigenen Alltag aus der Distanz zu betrachten und die Ur-Frage aufkommen zu lassen: Was und Wer ist der Mensch – bin ich?

[für die beiden Fotos danke ich Josef Pfisterer ]