Der Sonnstein kann so viel

1544513_10201072666217645_3387770283686723786_nDer Tag wird ganz anders als geplant. Die beteiligten Personen für die große Geburtstagsfeier zum 85-er in Wien sind erkrankt. Telefonleitungen übermitteln die Wünsche. Der Geburtstag ist, die Feier dazu wird verspätet kommen. Ein Tag tut sich ganz neu auf.

Ein Berg als Lebensreflexion

Die Wettervorhersage sagt wechselhaft. Der mitschwingende Unterton der „Vorhersager“ klingt sonnig. Aufbruch in Richtung Salzkammergut. Der kleine Sonnstein (923m) verträgt jedes Wetter. Die Wolken hängen am gegenüberliegenden Traunstein. Der Sonnstein selber ist frei. Das Hinaufschauen ist möglich. Das Ziel steht vor Augen. Auch wenn ich schon mehrmals oben war, so ist die Sicht auf das Ziel eine der besten Motivationen. Es braucht den inneren oder äußeren Blick darauf, wo es hingeht. Wo siehst du dich in 25 Jahren ist eine Frage, die ich Studierenden bei einem Kommunikationsseminar dieser Tage gestellt habe. Davor habe ich Ordensfrauen und -männer gefragt. Interessante Antworten. Beide Male. Zuerst war aber Überraschung dabei. Es ist immer gut – bei aller Offenheit für Surprises – zu wissen, wo ich mich in Zukunft sehe. Heute sehen wir uns am Sonnstein. Der Aufstieg kann beginnen. Wir treffen einige BergkameradInnen mit demselben Ziel. Es geht aufwärts. Der Körper hat nach etwa 15 Minuten Betriebstemperatur angenommen. Schweißperlen auf der Stirn zeugen davon. Nach  5/4 Stunden stehen wir am Gipfel. Oben. Das Innehalten hat hier zwei Plätze: den Gipfel und die Hütte im Schatten des Gipfels. Der Blick hinunter und rundherum nährt den mentalen und spirituellen Speicher, der sich in der Stadt doch recht schnell leert. Gipfel und Hütten sind für mich „Orte des Überblicks und der Himmelsnähe“. Ich brauche das. So gerne ich „unten“ unterwegs und tätig bin, so wichtig ist für mich der Aufstieg und das Innehalten oben beim „Über- und Ausblick“. Ich erlebe den Himmel unten auch mit derselben Intensität und doch ist er oben irgendwie „näher“. Immer habe ich im Kopf und Herzen auch Menschen von unten mit nach oben. Berge öffnen auf besondere Weise. Ich denke an die Po-Ebene auf meinem Weg nach Assisi und an meine damalige Sehnsucht: Wann geht es wieder in die Berge. Der Appenin hat die Sehnsucht gestillt.

Oben und unten

10173570_10201072677937938_8597574137059529006_nDas Innehalten oben kann lange aber nicht ewig dauern. Aufbruch nach unten. Der Weg zurück in das Tal braucht wieder alle Aufmerksamkeit. Der Sonnstein kann das so wunderbar. Er lässt sich von unten sehen und er lässt von oben das Unten sehen. Die Perle Traunkirchen liegt von oben im See. Das Ziel unten. Das ist die Ebene nach den vorsichtigen Schritten hinunter an den Menschen vorbei, die etwas später den Weg hinauf nehmen. Das Ankommen unten ist nicht zu überhören. Die Autos fahren einem direkt in den Weg. So heißt es schnell einsteigen und diese Einstiegsstelle ein wenig fluchtartig zu verlassen. Am See suchen wir dann am Fusse des Johanneshügels ein Platzerl und schauen lange hinauf. Hinauf, wo wir waren. Tatsächlich. Die Sonne gibt auch den Traunstein und den Erla-Kogel frei. Zurückschauen auf das Ziel gibt dem Tag ein Bild, für mich ein Bild des Lebens: Hinaufschauen – aufsteigen – innehalten – absteigen – zurückschauen. Das erste Hinaufschauen ist nicht das Zurückschauen. Es kommt darauf an, dass wir hinaufgehen, nicht nur schauen. Und ich denke an die Politik, die Kirche, die Bildung – auch die Orden. Wie viele gehen den Berg? Im Jahr der Orden 2015 habe ich ein „Gipfelessen“ vorgeschlagen. Heute weiß ich, wo dieser Gipfel liegt, wohin wir das Essen und Trinken tragen. Hinauf auf den Sonnstein.