Wer nie Luft holt, wird unverständlich

Pilgerpfad_6Abt em. Martin Werlen von Einsiedeln in der Schweiz hat als Abt seine #Bahngleichnisse auf #Twitter verbreitet. Eine recht jesuanische Art, Ideen, Einschätzungen und Erfahrungen in Bildern und kurzen Sätzen zu teilen. Daraus ist ein Buch geworden. Ungewohnt und aus meiner Einschätzung sehr gelungen. Es begleitet mich seit meiner #ganzohr Tour vom Stift Altenburg weg. Abtpräses Christian Haidinger hat es mir mit auf den Weg gegeben. Heute öffne ich das Buch auf Seite 55 und dort steht dieser Satz: „Wer nie Luft holt, wird unverständlich.“

Luft holen am Pilgerpfad

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Der heutige Sonntag ist in der medialen Realität von der Heiligsprechung zweier Päpste gekennzeichnet. Alle Sender sind drauf, berichten, bringen Einschätzungen, interviewen und verbreiten „Begeisterung“. Am Nachmittag wird der neue Abt vom Stift Altenburg P. Thomas geweiht. In der Presse am Sonntag lese ich unter dem Titel „Massenmord unter den Augen des Klerus“ von den Greuel in Ruanda und die Rolle der Kirche bzw. des damaligen Papstes Johannes Paul II. Mir kommt die Ernennung Groers zum Wiener Erzbischof in den Sinn. Der erste Papstbesuch in Österreich hat 350.000 Menschen bei Regen auf die Beine gebracht. Beim dritten waren es 50.000 am Heldenplatz. Da ist etwas fundamental schief gelaufen. Heute weiß man es noch besser. Die Ächtung der Befreiungstheologie hat den südamerikanischen Kontinent weit zurückgeworfen. Wer nie Luft holt, wird unverständlich. Bei all den Gedanken zieht uns der blaue Himmel hinaus in die Luft, auf den pilger_PFAD, den ich vor Jahren zu den sieben Sakramenten zwischen Unterweißenbach und Königswiesen auf der Hirschalm konzipieren und gestalten durfte. Die Grundidee des 2 1/2 – 3 Stunden langen Weges entlang der sieben gestalteten „Punkte“ lautet: In die Nähe Gottes gehen.

Distanzgehen und das Leben wächst im klaren JA

Pilgerpfad_3Pilgerpfad_2Genau genommen ist sechs Jahre her, dass ich den Pilgerpfad zusammen mit dem dortigen Tourismusverein konzipiert und gestaltet habe. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich mit den Bauern und Anwohnern die acht Kilometer abgegangen bin. Josef Aglas von der Hirschalm war die „treibende Kraft“, dass diese wunderbare Gegend einen spirituellen Pfad bekommt. Heute geht auch der Johannesweg einen Teil am Pilgerpfad. Die Luft und die Gegend ist heute wie geschaffen zum Gehen. Blumenwiesen, die unglaubliche Vielfalt an Grüntönen, die Frühlingsbrise um die Nase und die wärmenden Sonnenstrahlen begleiten uns, kommen uns immer entgegen. In die Nähe Gottes gehen. Zwei Stationen der sieben Sakramente sprechen uns heute besonders an. Die Ehe mit der Übung des „Distanzgehens“ und das geweihte Leben mit der Himmelsleiter. Distanzgehen meint, dass wir ein Stück des Weges getrennt gehen und schließlich wieder „zusammenfinden“. Eine Übung, die uns „alltäglich“ geworden ist, seit ich in Wien und Österreich arbeite. Mit besonderer innerer Neugierde habe ich die Station des „geweihten Lebens“ erwartet. Jetzt, wo ich im Dienste des geweihten Lebens in den Ordensgemeinschaften stehe und gehe, wollte ich wissen, ob ich 2008 auch „richtig und treffend formuliert“ habe. Ich holte tief Luft und sagte nach dem Lesen: Ja, es stimmt. Wir beschließen unseren Weg am Pilgerpfad, einer sonntäglichen Meditation der sieben Sakramente entlang. Abt Werlen schreibt auf Seite 72 ein #Bahngleichnis: „Nur wer sich bewegt kann bewegen.“ Stimmt. Ein bewegender Sonntag.