Dürfen wir dann auch was sagen?

IMG_2405Das Forum Alpach ist wieder angelaufen. Dort finden die „Zukunftsgespräche“ statt. Technologie ist ein breites Thema. Der Kurier präsentiert heute einen Bericht zur Technoligeförerung: „Geld für Fabrik der Zukunft„. Man muss gar nicht alle Details kennen, erahnt man schon, worum es in Zukunft gehen wird: Vernetzte Maschinen arbeiten selbsttätig zusammen und steuern sich selber in ihren Abläufen. Der Mensch ist der Schöpfer der Algorithmen. Es wird schwer werden für den Menschen, in diese programmierte „Maschinerie“ einzugreifen. Da wird der Mensch ordentlich aufzeigen müssen neben den Maschinen und laut rufen: „Darf ich dann auch mal was sagen?“. Solange er fragen wird – in Zukunft – werden die Maschinen nichts hören. Anita Staudacher hat mit ihrem Kommentar „Sprechblase 5.0“ schon einmal „aufgezeigt“. Die Industrie 4.0 wird als systemischer Selbstläufer konzipiert. Wenn wir das mit dem Autofahren vergleichen, würde ich sagen: „Lieber Mensch, nimm am Rücksitz Platz. Wir fahren schon mit dir.“

Gesundheit als Sammlung von vernetzten Daten

Dann blättere ich in der Zeitung weiter und dort begegnet mir das „Extra“. Ist der Mensch optimierbar? steht unter den Worten „Klüger, besser, schöner“. Das Extra will Kontroversen über das Leben anstoßen. Dann die Doppelseite mit den Titel „Grenzen, welche Grenzen?“. Der Mensch überspringt Grenzen. Insinuiert wird in diesen Tagen, dass das Überspringen in jedem Fall besser ist als das „zurückbleiben“. In Gaza, in der Ukraine, im Irak, in Ferguson, in… überspringt der Mensch auch Grenzen und viele sterben. Das Überspringen ist per se noch nicht besser als umgekehrt. Das sage ich als einer, dem die Aussage – Wer nicht vom Weg abkommt, bleibt auf der Strecke – nicht nur als Aussage, sondern auch als Erfahrung wichtig geworden ist. Wirklich stutzig macht der MedStandard von heute, der im Teaser schreibt: „Die Zukunft des Gesundheitswesens liegt in der Vernetzung enormer Datenmengen aus Forschung, IT und Social Media.“ Darin sind sich die Experten in Alpach einig. Ein Revolution in der Medizin steht uns bevor. Ganz ehrlich: Die Zukunft der Gesundheit liegt in der Beziehung unter uns Menschen, in der absichtslosen Zeit, die wir einander schenken, in der Selbstverantwortung wie wir leben und in der auf das Transzendente hin geöffneten Seele. Spiritualität, Beziehung und Empathie lassen sich nicht durch noch so große Datenmengen einfangen. Der Mensch ist nicht einfach eine optimierbare und reparierbare Maschine. Der Mensch ist Mensch. Subjekt. Am Steuer – und nicht auf der Rückbank.

1 Kommentar

    • Konrad auf 19. August 2014 bei 14:19

    Aber die neuen Bilder der Arbeits- und Herstellungswelten ermöglichen uns potenziell auch wieder mehr Zeit, die er eben für Begegnungen nutzen kann und für Sinnstiftung.

    Im Übrigen glaube ich nicht, dass uns der Diskurs „Mensch gegen Technik“ uns viel hilft, weil er einen nicht existenten Gegensatz konstruiert. Es ist viel eher ein „wenige gegen viele“, wenn man sich ansieht, wer von den Prozessen profitiert und wer sie daher antreibt. Die Technik macht nicht den Menschen überflüssig – es ist der Antrieb der wenigen, die die Fabrik besitzen und betreiben, ihre Kosten zu senken und ihre Prozesse zu verbilligen. Und dann werden auch die Machtstrukturen viel evidenter, um die es ja doch eigentlich in der Betrachtung geht, oder?

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