Kehrt um zu einer menschenfreundlichen Kirche – um Gottes willen

Klaus Dopler von Gallneukirchen hat vor Tagen seine Gedanken zur Weitentwicklung der Kirche in einem Email „auf digital“ gebracht. Ich erlaube mir, diese Inhalte hier in meinen Blog hereinzunehmen. Das Buch von John L. Allen „Das neue Gesicht der Kirche“ über die Zukunft des Katholizismus ist meine derzeitige Lektüre. Hier begegnen einander Erfahrungen und Sehnsüchte „an der Basis unten“ und die profunde Einschätzung eines amerikanischen Vatikan-Korrespondenten. Sehr aufschlussreich und erhellend.

Schreibt an den Bischof und Kardinal

Sehr geehrter Herr Kardinal, sehr geehrter Herr Diözesanbischof! Angespornt durch die Bücher „Ende des Gehorsams“ von Anneliese Rohrer und „Glaubensverlust“ von Hubertus Halbfas sowie die Worte zur Bezeichnung mit dem Aschenkreuz am Aschermittwoch „Kehrt um (bekehrt euch) und glaubt an das Evangelium“ möchte ich in Erinnerung an das Nein im Protest der Pfarrerinitiative am Beginn der Fastenzeit auch Sie als Verantwortlichen in der katholischen Kirche zur Umkehr einladen.

Von einer Überbetonung des Lehramtes wieder hin zum Evangelium Jesu Christi.
Von einer rigorosen Auslegung des Gesetzes hin zu Menschlichkeit und Barmherzigkeit im Sinne Jesu.
Von der wachsenden Überforderung (Ausbeutung!) der Priester hin zu einer Seelsorge, die den Menschen gerecht wird.
Von einer zunehmenden Großraumseelsorge hin zu überschaubaren Einheiten, die den einzelnen Menschen nicht aus dem Blick verlieren.
Von einer Enge im Denken zu einer Weite des Herzens.
Von einer instruierenden Einbahnstraße aus Rom und den bischöflichen Ordinariaten zu einem echten Dialog mit wahrhaftigem Hinhören und Ernstnehmen
Von Fanatismus und Radikalismus zu einer menschenfreundlichen und gottesnahen Kirche
Von Mutlosigkeit und Resignation hin zu Vertrauen auf den Geist Gottes
Von einer männerbeherrschten zu einer auch für Frauen offenen Kirche
Von einer Kirche der Angst um ihre Macht zu einer feiernden, betenden und auf den Hl. Geist vertrauenden Kirche
Im Wissen um die Notwendigkeit der Umkehr aller ChristInnen hoffe ich auch auf die Besinnung der Amtsträger auf eine Kirche Jesu Christi – aus Liebe zu dieser Kirche“, lautet der Brief von Klaus Dopler.

Ich ergänze hier, dass es auch eine „Ausbeutung“ der ehrenamtlich Engagierten gibt, die in vielen Fällen „einspringen oder neue wunderbare Communities aufbauen“.

Und warum ist das so?

Der Autor des oben genannten Buches unterscheidet drei „Arten von Katholizismen“. Da sind die liberalen KatholikInnen, die größte Zahl weltweit und von den evangelikalen KatholikInnen massiv infrage gestellt bzw. auch bekämpft. Wir in der Diözese Linz kennen die Bruchlinien und Gräben. In den letzten Jahrzehnten und auf Zukunft hin werden Bischöfe und die Hierarchiespitzen dieser „Gattung“ angehören. Dann sind da noch die pfingstlichen KatholikInnen. „Die Liberalen bilden den Mainstream und wollen den Gegensatz zur Modernen abbauen. Die Evangelikalen (er redet immer von KatholikInnen!) wollen bekehren und die Pfingstler begeistern“, fasst Allan zusammen. Der Ausblick auf Zukunft hin für die Liberalen ist nicht rosig. Insofern könnte man etwas mutlos werden „in dieser Kirche“. Aber: Die Geschichte zeigt, dass es diese drei Arten immer geben wird. Gerade den Orden käme heute die Aufgabe zu, „einen offenen Hort für sozial engagierte offenen KatholikInnen zu bilden“. Aus meiner Sicht sind auch „eigen-ständige“ Pfarrgemeinschaften jener Platz, wo ein offenes Christentum gelebt und aus dieser Gemeinschaft gestaltet werden  kann. Ich hoffe es und werde daher auch einen „Erinnerungsbrief“ abschicken.