Freiheit GEHT: Warum ich nach Wittenberg gehe ?

„Was ist dein nächstes Ziel?“, bin ich in den letzten Wochen nach dem Ausscheiden von Academia Superior immer wieder gefragt worden. Es war meist meine berufliche Zukunft gemeint. Nachdem sich das „Sortieren und Sondieren“ für meine zukünftige berufliche Tätigkeit gut darstellt, möchte ich die damit verbundenen Veränderungen wieder in ein ausführlicheres Gehen legen.

Freiheit geht
Als Ziel liegt mir schon länger der Norden vor Augen. Assisi sucht dort ein „Gegengewicht“. Ich erlebe derzeit, dass „Freiheit geht“. Was liegt näher (oder ferner) als Wittenberg. Die Zeit Luthers war eine mindestens so spannende und vom Umbruch geprägte Zeit wie heute. Die gesellschaftlichen Zustände waren bestimmt vom Ablasshandel der römischen Kirche. Die Christen wurden gezwungen, für ihr kommendes Seelenheil im Himmel zu zahlen. Eine unglaubliche Maschinerie von Propaganda, Predigern und Zwangsmechanismus (äußerlich und psychologisch) haben die Menschen in die Unfreiheit gesetzt: Die Gnade Gottes konnte nur über die damalige Elite erkauft werden, geschützt durch eine massive klerikale Firewall. Ich betone: Das ist ungefähr 500 Jahre her. Allerdings ist auch 500 Jahre her, dass eben ein Mann aus diesem System aufgestanden ist und den Menschen klar und deutlich gesagt, erläutert und zugemutet hat: „Leute, free download“. Die Gnade Gottes ist gratis, ein Geschenk, ohne Zwischenhandel, ohne Barrieren. Schaut auf Jesus, der die Leute damals ebenso direttissima auf Gott hin geöffnet hat. Die Gnade Gottes kann nicht erkauft werden, sondern fließt direkt zu jedem Menschen abseits von Firewalls und „hierarchischen Gnadenhähnen“. Damals wie heute. Damals verbreitet über den Buchdruck und heute über das Internet.

Unsere Zeit

Immer wieder wird mir bewusst, wie weit wir heute in Unfreiheit leben (müssen). Ich selber habe zum Beispiel von der notwendenden Flucht aus der Excel-Zelle gebloggt. Der Mensch wird heute genauso wie damals von einem oft unsichtbaren Band der Abhängigkeit gelenkt. Es schaffen nur wenige, diese mögliche Freiheit zu denken. Einkommen, Karriere, Pensionssicherheit, Erfolgszwang, innere Leere, Werbe-Propaganda und geschickt gesteuerte innere Antreiber halten den Menschen gefangen. Eine vage Angst lässt vieles erstarren. Mutlosigkeit findet im Stillstand ihre Ruhestätte. Mir selber hat das weite GEHEN schon mehrmals gezeigt, dass diese inneren Bänder der Abhängigkeit durchschnitten werden können. Ein solcher Weg enthält so viele Überraschungen, dass neue Facetten  des Lebens offenbar werden. Gerade die Natur in ihrer offenen Zugänglichkeit spiegelt eine Ahnung von Himmel wieder. Gratis – free Upload an (in) mich.

Wittenberg als Ort der „Befreiung“

Ich bin gerne Katholik – gemeinsam mit den Freunden des lebendigen Daseins. Mich fasziniert die Lebens- und Lehrweise Jesu und wie er die Menschen immer in die „eigene persönliche Freiheit, Verantwortung und ins Ganze gestellt hat.“ Er hat alle entmündigenden Tendenzen nicht nur abgelehnt, sondern vehement bekämpft. Wie oft hat er sich angelegt mit der damaligen Elite, den Schriftgelehrten, „die den Menschen ihr Leben nur über ihre Abhängigkeit zugänglich machen wollten“. Überall, wo Unfreiheit anzutreffen war oder ein Zirkel der Verantwortungslosigkeit gepflegt wurde, hat Jesus „auf den Putz gehauen“. Das haben ihm viele Heilige nachgemacht. Auch Martin Luther hat das erkannt, dass das gängige kirchlich-religiöse System verkehrt läuft. Der konkrete Mensch gilt nur so viel, so viel er zur Erhaltung und zum Ausbau des gängigen Systems beiträgt. Und da befinden wir uns im Jahre 2012. Ich sehe hier nicht in erster Linie die Kirche, sondern die heute gängigen Systeme, die mittlerweile Religions- bzw. Konfessionscharakter haben: Politik, Ökonomie, Gesundheit, Bildung, Medien. Das Gehen, die Natur und jene Menschen, denen ich zu-fällig begegne, werden mir hier eine tiefe Reflexion ermöglichen. Das hoffe ich nicht nur, sondern das „weiß“ ich aus Erfahrung. Am 15. März werde ich bei der Haustüre mit jener Offenheit und Freiheit losgehen, die vielen Überraschungen Platz gibt – auch jenen, die in irgendeiner Form mitgehen wollen. Freiheit geht – überall. Es gibt sie, diese „Ökumene der Freiheit“. Wir werden sehen.

1 Kommentar

  1. Sehr treffende Vergleiche von Zeit und Umständen!
    Ich ginge gerne mit Ferdl, aber dazu fehlt mir im Moment noch die Freiheit! Auch wenn ich mich sehr darum bemühe, im Augenblick zu leben und alles Mögliche JETZT zu machen, gibt es halt doch immer wieder Dinge, die ich auf SPÄTER verschieben muss. Hoffentlich ist mir später zur Freiheit auch noch die Gnade des Fittseins geschenkt! Denn auch ich habe auf hunderten Fußpilgerkilometern in allen Wetterlagen immer wieder zu meiner Mitte – und zu Gott – gefunden. Was mir im Alltagsgetriebe dann wieder ein Stück verloren geht. Darum braucht´s den nächsten Aufbruch …
    Ich wünsche Dir eine erwartungsvolle Zeit der Vorfreude und Planung!

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