Eine LaudatoSi-Woche für klimagerechtes Tun

Von 16. – 24. Mai 2020 wird die „Laudato Si‘ Week“ begangen. Fünf Jahre ist es her, dass Papst Franziskus mit dieser Enzyklika die Menschheit – nicht nur die KatholikInnen – daran erinnert hat, dass die Erdkugel „Unser gemeinsames Haus“ ist. Wir waren 2015 als Klimapilgerinnen und Klimapilger von Wien zu Fuß einundzwanzig Tage lang unterwegs bis Salzburg in Richtung Paris, wo der Weltklimagipfel  stattfand.

In Verbundenheit hinhören auf den doppelten Schrei

„Now more than ever may we feel that we are all interconnected and interdependent. Enable us to list and respond to the cry of the earth and the cry of the poor.“ Jetzt mögen wir mehr denn je spüren, dass wir alle miteinander verbunden sind und zusammenhängen. Ermächtigen wir uns, den Schrei der Erde und den Schrei der Armen aufzuzählen, bekannt zu machen und zu reagieren, Verantwortung zu übernehmen. Damals haben wir den Rucksack der Alternativen mit wunderbaren und schon erprobten Modellen gefüllt, wie ein nachhaltiges, klimagrechtes Handeln und Tun ausschauen kann. Heute spüren wir, dass es in den letzten fünf Jahren nicht einfach war, der Erdkugel in ihrem Schrei Gehör zu verschaffen und der Spalt zwischen Arm und Reich ging und geht immer weiter auf. Corona erlebe ich derzeit wie eine Lupe, ein Brennglas oder ein „Hoch³“ der derzeitigen prekären Situation in der Welt. Ungerechtigkeiten, Ausbeutung, eine weit verbreitete Selbstgenügsamkeit und spirituelle Verstopfung wird „brennend sichtbar“.  Genau das macht vielen Menschen Angst und lässt bei 80% der Leute die Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“ aufkeimen. Gerade diese erzwungene Ruhe und Stille führt bei vielen nicht zur Selbstreflexion, sondern zu panischem Fluchtverhalten. Br. David Steindl-Rast erinnert daher angesichts der Pandemie an eine Prophetenwort Jesaja 30,15: „Durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein. Aber ihr habt nicht gewollt.“ Ein Pilgerfreundin hat mich darauf aufmerksam gemacht.

Es gibt eine neue Praxis

Ich bin selbst durch Corona schwer gebremst, fast ausschließlich @home und in meiner Profession darauf angewiesen, was derzeit praktisch unmöglich ist: haptische Begegnungen und analoges Erleben. Das öffnet mich umso mehr, macht mich wach und hellhörig wahrzunehmen, was Menschen so „beschäftigt“. Beispielsweise schreibt ein Maturakollege: „So sicher wie aus unserer Generation die wenigsten ihre Eltern gefragt haben, ob sie „es“ damals gewusst haben, so bestimmt werden meine Enkerl mich fragen, seit wann ich von der Klimakrise weiß und werden sich erinnern, was ich gesagt und getan haben werde. Das ist mir tagtäglich Auftrag und Passion und ich werde nimmer müde, es zu jeder (hoffentlich) passenden Gelegenheit anzubringen. So habe ich leider mit Jahesende eine 20-jährige Mitgliedschaft beim Chor beenden müssen, weil ich es nicht mehr berechtigt finde, für ein Hobby ständig soweit mit dem Auto zu fahren.“ Ganz praktisch und konkret, dieses neue Tun. Es ist ein Beispiel, wie sich  Menschen „neu auf den Weg machen“, ganz im Sinne von LaudatoSi. Ich sehe immer öfter, dass junge Leute das Buch LaudatoSi lesen.

Oder: Ich habe heute unsere zwei ganz alten Fahrräder vom „Fahrraddoktor“ Mad Bike in Linz abgeholt. Er hat sie so gerichtet, dass sie funktionieren und kein neues Teil daran verwendet werden musste. „Ich habe eh Gebrauchtes bei mir liegen“, war seine für mich sehr sympatische Erklärung. Dass dadurch die Reparatur finanziell „leichtfüssig“ ausgefallen ist, ist ein guter Nebeneffekt. Genau das ist LaudatoSi-Denken und -Handeln.

Oder: Das Bemühen von Milchbauern, die in der Landwirtschaft ein klimagerechtes Handeln vor Augen haben und konkret umsetzen wollen. Es ist, wie diese Rohrmoser-Analyse zeigt, nicht einfach, aus den jahrzehntelangen Zwängen und Abhängigkeiten auszubrechen, die Fesseln der reinen Marktlogik zugunsten einer „naturnahen diversen und kleinstrukturierten Landwirtschaft“ zu sprengen und abzulegen. Es braucht heute nicht nur in der Landwirtschaft eine „Ökologisierung der Beziehungen“.

Diese Woche ist eine gute Gelegenheit, solches LaudatoSi-Handeln „aufzuspüren“, als Ermutigung zu teilen und selber wieder ein paar Schritte in diese Richtung bewusster zu gehen.