Ganz Ohr trägt Eindrücke durch das Kamptal und nächtigt in der Klausur

_1kamptalSehen auf besondere Weise. Beim Frühstück mit der blinden Klavierlehrerin unserer älteren Tochter Frau Kofler, die „zufällig“ auch im Stift Altenburg ist, wird mir wieder einmal klar, auf welch besondere Weise diese Menschen „sehen“. Sie erzählt von einem begnadeten jungen Orgelspieler, der in einem Stift gearde das Chorgebet wunderbar begleiten könnte. Sie erzählt von den technischen Errungenschaften, die ihr das Musizieren und Orgelspiel auf hohem Niveau ermöglichen. „Ich genieße die schönen Gesänge hier.“ Mir geht es ebenso.

Zwischen Abtwahl und Benediktion

_1AbtThomasDer neue Abt von Altenburg Thomas Renner feiert in der vollen Stiftskirche Palmweihe und Eucharistie. Davor nehmen wir im langen Gang das Video mit den vier Fragen auf. Ich stelle in diesem Fall am Schluss noch eine Frage dazu, wie es ist als Abt zwischen Wahl und kommender Benediktion: „Es fehlt mir noch irgendwie die Mitte. So viel Organisatorisches. Ich habe noch gar nicht alles ausgepackt. Diese Ostertage geben mir aber Gewissheit, worum es wirklich geht.“ Der Chor hat bei der Leidensgeschichte die Stimmen des Volkes in besonderer Weise musikalisch gestaltet. Eindrucksvoll. Der Regen hat aufgehört. Einen Palmzweig stecke ich auf meinen Rucksack. Kurz vor 12 Uhr mache ich mich zu Fuß auf den Weg ins Stift Zwettl. Ich suche den Weg ins Kamptal, das ich bis Krumau durchwandere. Wunderschön und ohne Regen. Ich genieße die mehr als vier Stunden Gehen. In Krumau kehre ich kurz ein, um dann per Autostopp in die Nähe des Stiftes zu kommen. P. Norbert vom Stift Lilienfeld fährt „zufällig“ Richtung Gföhl und nimmt mich mit zur Schnellstraße. Er erinnert sich an ein Ordenstreffen vor etwa 35 Jahren in der Stadthalle Wien. Zwei Tage. Zum kommenden JAHR DER ORDEN hat er keine Wünsche. Wie stoppt man auf der Schnellstraße? Ich suche eine Abfahrt und will mich dort positionieren. Der Daumen war gerade erhoben und schon hat ein junger Mann angehalten. Er studiert Medientechnik in Krems. Die Strecke bis zur Abzweigung ins Stift Zwettl ist fast zu kurz.

Annäherungen mit Geduld und empathische Gastfreundschaft

_2stiftzwettlEtwa drei Kilometer gehe ich zu Fuß von der Schnellstraße auf idyllischem Weg ins Stift. Die Glocken um 18 Uhr höre ich von Ferne. Die frisch renovierte Kirche ist mein erstes Ziel. Dann die Suche nach einer Bleibe. Ich bin unangemeldet. Gar nicht so einfach um 18.30 Uhr, wo die Patres beim Gebet und Abendessen sind. Ein Organist gibt mir seine Handynummer, „damit nichts schief geht“. Ich studiere die unglaublich vielen Schwalbennester rundherum an den Gesimsen im Hof. P. Prior kommt um 19.20 Uhr durch die Pforte. Es ist schon kalt geworden. Ich stelle mich vor. Er geht wieder und bringt Gastpater Leo. Wir gehen durch den wunderschönen Kreuzgang in das Winterrefektorium. Dort klingt unter Mitbrüdern der Sonntag aus. P. Leo richtet in der Klausur ein Zimmer für mich, während zwei Mitbrüder mich flüssig und fest versorgen. Eine gute und offene Atmosphäre im „Wohnzimmer“ der Mönche._3prior Das Warten im Hof hat sich ausgezahlt. Es ist immer noch gut geworden. Wertschätzende Gastfreundschaft lässt mich müde ins Bett fallen. Morgen bleibt Zeit, dass wir näher auf mein Anliegen eingehen. Ein guter Palmsonntag in und zwischen zwei Stiften im Waldviertel.

Abt Thomas Renner, Stift Altenburg