Kopftücher verbinden

600_IMG_7862Es war gestern doch ein großer Tag. Das neue Buch „Ein bisserl fromm waren wir auch“ ist im Büro eingetroffen. Meine Kollegin Monika Slouk hat hier die Hauptarbeit geleistet und unsere Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer als Herausgeberin hat mit großem Engagement das Buch „vorangetrieben“. Ich weiß es von meinem Buch über das Assisi-Gehen damals: Es ist, wie wenn ein Kind das Licht der Welt erblickt. Die Freude wollten wir auch dadurch zum Ausdruck bringen, dass wir ein gemeinsames Foto machen. Noch nicht für die Presse, sondern einfach „für uns“. Und so sind die Präsidentin und ich von der Freyung hinüber über den Graben zum Stephansplatz in das Quo vadis? gegangen, um Monika dort zu treffen.

Wie Kopftücher verbinden

450_IMG_7880Was  mir bisher so noch nicht aufgefallen ist, durfte ich am Stephansplatz erleben. Die Menge der Leute ist überschaubar.  Ich habe das Gefühl, dass Touristen in Massen immer weniger werden. In Wien. Wir gehen dahin, plaudern miteinander. Da kommen uns zwei Mütter mit drei Kleinkindern entgegen. Zwei in Kinderwägen. Sr. Beatrix schaut die beiden Mütter mit Kopftuch an. Sie lächeln einander zu und grüßen einander. Im langsamen Dahingehen begegnen einander die Frauen „mit Kopftuch“. Die einen aus ihrer muslimischen Lebenshaltung und die andere als Ordensfrau im Habit einer Schulschwester. Wir gehen weiter und Sr. Beatrix erzählt mir, dass sich solche freundliche Begegnungen aufgrund des „Kopftuches“ immer öfter ergeben. „Man lächelt, nickt einander zu.“ Es geht mir bis heute nicht aus dem Sinn, wo Terror und Hass die Menschen „auseinander bringen“, dass gerade das religiös motivierte Zeichen des Kopftuches der Ordensfrau und der muslimischen Mutter ein unglaublich wertschätzende und respektvolle Brücke sein kann. Das ist die Aufgabe von Religion: Brücken bauen, Respekt fördern, Empathie schüren, Begegnung auf Augenhöhe ermöglichen und Gewalt in jeder Form abzulehnen. Auch in den Schriften. Gestern habe ich gelesen: Terror ist Gotteslästerung. Terror ist noch viel mehr Menschen verachtend. Ich habe gesehen, wie Kopftücher verbinden. Genauso können Lieder, Kunst, Musik, Sport, Natur und „gewaltfreie Gottesräume“ verbinden. Das hoffe ich.

Apropos Hoffnung

7IMG_7234Ein Redakteur der OÖNachrichten, die in der Karwoche immer eine Doppelseite einem spirituellen Thema widmen, hat via FB seine „Freunde“ gefragt, was für sie die Quelle der Hoffnung ist. Eine unglaublich tiefe Frage. Gerade auch jetzt. Ich habe ihm vor ein paar Tagen so geantwortet: „Quelle der Hoffnung? Da ist einmal die Natur. Wer über längere Zeit zu Fuß in der Natur unterwegs ist, weiß und erfährt, dass es immer einen Weg gibt. Der kann zwar steil und unwirtlich sein, aber es gibt ihn. Manchmal lehrt einem die Natur auch den Umweg als Weg der besonderen Erfahrung. Natur ist nie ausweglos. Dann sehe ich die Gesichter unserer Enkelkinder. Sie schauen so frisch und hellwach in die Welt, selbst voller Hoffnung. Das steckt an. Es ist gut, ganz da zu sein: Jetzt. Und dann sehe ich auf der spirituellen Ebene so viele Menschen und Ereignisse, die Hoffnung schüren, keimen lassen, nahe legen. In Jesus sehe ich einen, der aufgestanden ist, sich gegen alles Lebensfeindliche gestellt, mit dem Leben gestemmt, der Hoffnung Platz gemacht hat, vor allem für die Kleinen, die Ausgegrenzten, die Überflüssigen. Die Grube ist nicht mein letzter Platz. Das weiß ich. Oder besser: Das hoffe ich.“
Irgendwie war diese frohe Hoffnung am Stephansplatz „zwischen den Kopftüchern“ spürbar, erlebbar.
Frohe Ostern und ein erwecktes, waches Leben!