Mein 2013 gehört nicht ins Klo

haderer_kloHaderer zaubert mit seinen Satire-Seiten in den OÖNachrichten immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht oder tiefe Falten auf die Stirn. Falten, die vom Ärger oder tiefen Nachdenken kommen. Heute bin ich mir nicht sicher, ob es ein Schmunzeln wird oder ob Falten angesagt sind. Beides. Die Falten auf der Stirn rühren vom Nachdenken, nicht vom Ärger.

Ein Jahr vergeht

Es mutet schon etwas eigenartig an, wenn ein Mensch sein 2013 einfach durch das Klo hinunterspülen muss. Was sieht dieser Mensch im Rückspiegel auf das Jahr 2013, dass er es über die Kanalisation entsorgen möchte? Ist es der globale Blick auf die Vorgänge in unserer Gesellschaft und Politik, dann fänden wir wahrscheinlich viele Gründe, die einem dieses Jahr vergessen lassen wollen. Leben ist wie Zeichnen ohne Radiergummi. Auch das Jahr 2013 lässt sich nicht ausradieren, wegspülen ins Nirwana der unterirdischen Rohre. Es kommt immer wieder zurück wie uns auch die neue Regierung wieder aufstoßen wird. Selbst in der Kirche glaubte man, Franziskus habe endlich die starre Kurie mit ihrem globalen Herrschaftsanspruch über das Gewissen und die Entscheidung des einzelnen Katholiken überwunden, hinuntergespült. Die Kurie klebt fest und lässt sich nicht bewegen. Gerhard Müller heißt der Glaubenspräfekt und er klebt wöchentlich die alte Kirche fest an der Klomuschel an. Da kann noch so viel frisches Wasser daherkommen. Macht pickt. Seine gestern getätigten Einschätzungen zu wichtigen Themen der römischen Kirche wie Regionalisierung oder Geschiedene lässt vermuten, dass eher der Neue hinuntergespült wird.

Movement lässt vergehen

KlammDas Jahr vergeht. Es geht zu Ende. Mein Stichwort ist das Gehen. Das Bild vom WC als Jahresrückblick taugt (mir) nicht. Ich schlage daher das Bild vom Gehen vor. Bewegung lässt ganz andere Freiheit im Umgang mit Vergangenheit, Jetzt und Zukunft aufkommen. Wer sich bewegt, lebt sicherlich nicht eindimensional im Gegensatz zu dem, der sitzt. Wer sitzt, bekommt sicher das Gefühl, er muss einmal etwas „hinunterspülen“. Wer geht, für den „vergehen“ Dinge und Erfahrungen. Es tun sich neue Gegenden auf. Oft ungeahnt wunderbar. Was bleibt, bleibt hinten. Wer – so wie ich – Lust hat, Neues und Unbekanntes zu entdecken, der ist sicherlich auch schon einmal verletzt aus widerlichem Gestrüpp aufgetaucht. Auch wenn die Kratzwunden ab jetzt mitgehen, so bleibt das Gestrüpp hinten. Es darf weiter sein, ohne dass ich im Gestrüpp hängen bleibe. Schon gar nicht sitzen und zu jammern beginne. Ich muss gehen (nicht rennen oder laufen) und mich bewegen. So kann 2013 auch stehen bleiben. Gab es unwirtliche Abschnitte und Gegenden, dann liegen sie hinten. Ich muss nichts wegspülen, verdrängen oder gar zerschlagen. Der Regierung können wir Mut machen, endlich diese unwirtlichen Gegenden der reinen Macht zu verlassen.

Gehen wir

papstfranziskusDie Kirche und da vor allem die Kurie und die Bischöfe könnten sich doch endlich mit (Papst) Franziskus auf den Weg machen. Ich ermutige sie: Tauscht die Muffigkeit der „Betonbunker der Macht“ mit dem schweren Atem der Rechtlosen, der Ärmsten, der Flüchtlinge, der modernen Wirtschaftssklaven. Ihr werdet den solidarischen Atem spüren im Gegensatz um egoistischen Macht-Hächeln. Jesus hat sich täglich auf den Weg gemacht dorthin, wohin niemand gegangen ist, wo ausgegrenzt, wo der Mensch zum Gebrauchsgegenstand degradiert wurde oder als Tragesel für „schwere Frömmigkeitskonstrukte“ herhalten sollte. Er hat aufgerichtet und befreit. Jede Liturgie sollte aufrichten. Deshalb ist das gehende Beten, das Pilgern so anziehend. Die Sitzbänke sind oft leer.  Der Bischof von Rom Franziskus redet praktisch täglich vom Aufbruch und er lebt ihn persönlich. Schade ist nur, dass sich rund um ihn und auf der Bischofsebene niemand erhebt und ermutigend sagt: Kommt, gehen wir mit ihm. Lassen wir die alten Jahre hinter uns. Was hinter uns liegt, wissen wir. Was vor uns liegt, erahnen und erhoffen wir. Gehen wir an. Angst? Sie vergeht im Gehen. Gehen wir.