Noch nie so auf eine Stadt zugegangen

Es schneit so ganz leicht dahin hier in Kirchschlag. Tiefwinterliche Landschaft auf fast 1000m Seehöhe.  Die Wettervorhersage sagt von kommenden Donnerstag bis Sonntag Wolken ohne Sonne und ohne Niederschlag.  Das fühlt sich gut an neben dem Gedanken ans Weggehen am Donnerstag früh, 7.30 Uhr.

Die Schuhe sind frisch gewachst. Eingegangen sind sie durch das assisiGEHEN. Noch nie bin ich allerdings auf eine Stadt in der Weise und Intention zugegangen. Zehn Tage Zeit, einzutauchen in die Stadt mit ihren 46 Pfarren, noch mehr Kirchen und Seelsorgestellen.  Menschen, die rundherum wohnen, abeiten oder ihre Freizeit verbringen. Das alles zu „erspüren“, ansatzweise und bruchstückhaft ist mein Ziel.

Natürlich könnte ich am Schreibtisch Platz nehmen, eine Studie nach der anderen lesen und duchmeditieren. Zahlen und Fakten aneinanderreihen und erste Schlüsse ziehen. Irgendwie greift mir das zu kurz. Ich wähle einen direkteren  Zugang. Das Papier ist geduldig, das Internet noch viel mehr. Ich möchte von Angesicht zu Angesicht, analog, Menschen und Situationen begegnen.

Meine Füsse werden mich hauptsächlich auf Asphalt dahintragen. Jeder Platz, jede Straße, jedes Stadtviertel hat seine bzw. ihre Aura. Das, was Menschen täglich aus der eigenen Umgebung einatmen, möchte  ich als „Fremder“ wahrnehmen. Natürlich ist die Winterkälte ein Hinderniss dafür, gemütlich im Freien Platz zu nehmen und das Leben zu tauschen. Vielleicht hat das aber auch den Vorteil, dass wir im Gespräch gleich bei der Sache sind. Mit im Gepäck habe ich die Fragen, bei denen wir schon länger ganz Ohr sind und waren: Was bewegt dich? Wo siehst du Spuren Gottes? Welche Zukunft hat deine Pfarre, Kirche?

Meine erste Station bei diesem zehntägigen Zugehen wird am Donnerstag Lichtenberg bei Linz  sein. Dort errichtet die Pfarre Pöstlingberg-Lichtenberg ein Seelsorgezentrum und eine Kirche in einem baulichen Inneinander. Der Rohbau ist fertig. Es ist im mitteleuropäischen Raum nur mehr die Diözese Linz, die neue Kirchen errichtet. Überall sonst ist Stillstand oder sogar Verkauf von Kirchen wie in Holland. Das zeichnet die Diözese Linz aus, dass sie ganz nahe bei den Menschen sein will und selbst vor Ort zur Gemeinschaftsstifterin wird. Den Menschen von Oberösterreich ist eine Kirche ein Anliegen, die mit ihnen geht und sich nicht auf sich selbst zurückzieht. Deshalb hängt auch der Spruch über meinem Schreibtisch daheim: „Die Menschen laufen einer Kirche nicht davon, die mit ihnen geht.“

1 Kommentar

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    • Rita Haderer auf 20. Januar 2010 bei 09:23

    Lieber F. Kaineder!
    Ich finde es großartig wie sie ihre neue Aufgabe beginnen. Leute, Strassen, Gassen und Stadtvierteln kennen zu lernen – persönlich kennen zu lernen – und nicht nur was auf Papier steht zu erfahren, nenne ich die Nähe zu den Katholiken zu suchen.
    Ich kann ihnen nur alles Gute wünschen. „Möge Jesus sie begleiten“!
    Gehen sie unbeirrt den Weg weiter: „die Menschen laufen einer Kirche nicht davon, die mit ihnen geht“!
    Gottes Segen für ihre neue Aufgabe, wünscht Ihnen
    Rita Haderer
    Pfarre Oberhofen am Irrsee

  1. […] Foto: Ferdinand Kainder […]

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