Ein Anruf zur Orientierung für die EU-Kommission?

Das Telefon läutet. Ich habe ab und eine Stimme begrüßt freundlich: „Guten Tag. Wir (sie nennt das mir bekannte Umfrage-Institut)  machen im Auftrag der EU-Kommission eine Umfrage. Haben sie Zeit?“. Ich ganz spontan: „Nein. Dafür nehme ich mir grundsätzlich nicht Zeit, weil ich von solchen Umfragen nichts halte, auch von den Ergebnissen.“ Die Stimme bleibt angenehm hartnäckig: „Ist jemand in ihrer Umgebung, der Zeit hat. Ich habe nur ihre Telefonnummer.“ Meine Neugierde ist erwacht. Ich habe schon ewig keine solchen Fragen beantwortet. Was wird da eigentlich gefragt? Ich frage nach: „Wie lange wird es dauern?“ „Höchstens fünf Minuten“, die freundliche Stimme. Ich stimme zu. Ich höre die Tastatur und stelle mir die Multiple Choice Liste auf ihrem Bildschirm vor. Los geht es.

Und wieder nur das DASS

„Haben sie in den letzten Tagen einen EU-Kommissar im Fernsehen gesehen?“, war die erste Frage mit den möglichen Antworten. Ja. Das hat genügt. Soll die EU-Kommission mehr in Erscheinung treten. Hilft die EU der österreichischen Wirtschaft. Antworten immer in Abstufungen möglich. Dann noch ganz präzise. „Das EU-Budget beträgt 1% des Gesamtbudgets der EU-Staaten. Soll das mehr, gleich oder weniger sein?“ Für gemeinsame Aufgaben braucht es mehr. Ich denke an Luftfahrtsteuer und Transaktionsteuer, die dafür eingehoben werden. Dann warte ich auf die Fragen, wofür das Geld ausgegeben werden soll. Landwirtschaft, Forschung, Bildung, Soziales. Es kommt keine Frage mehr. Das möchte ich aber der EU mitgeben, wofür das Geld ausgegeben werden soll. Ich bin enttäuscht. Das ist nicht von Interesse. Sie wollen nur das DASS beantwortet haben, nicht das Wofür. Solange die Politik nicht lernt, im WAS auf die Bevölkerung hinzuhören, solange wird Politik als selbstdarstellerisch erlebt und eingeschätzt. Meine Neugierde hat mir bestätigt, was ich vermutet hatte. Vor meinem Auge sehe ich schon die Schlagzeilen und Berichte. XY% sind für…. und YZ% gegen….! Damit ist nichts gesagt und nichts gewonnen. Ich erinnere mich an ein Pausengespräch mit Prof. Anton Zeilinger in Gmunden, der als rasche Handlungsempfehlung an die Politik vorgeschlagen hat: Umfragen abschaffen. Ich denke auch: Das Leben tickt tiefer als in Zahlen zum Ausdruck kommt.