Responsiv, robust, dornig: Die Tiefe Praxis der Liebe

Stärke unseren Glauben. Das war der Grundtenor der heutigen Lesungen in der Liturgie am 6. Oktober 2013. Meine Predigt an diesem Sonntag verdanke ich den Ausführungen von Clemens Sedmak beim Führungskräfteforum der Caritas Oberösterreich. So ungefähr müssten das die Gottesdienstfeiernden gehört haben.

Weniger Kirche und mehr Jesus

AlberfeldkogelIch habe am Konzilsgespräch in St. Florian am 5. Oktober 2013 teilgenommen. Es war viel von Kirche die Rede. Mir war zu wenig von der Praxis, der Person und dem Tun Jesu die Rede. Er hat von Gott her gelebt und ist in dieser offenen Haltung auf Menschen zugegangen. Er hat Menschen angeblickt und sein Blick hat heilsame Wirkung ausgelöst. Jede Begegnung, Berührung, Gespräch hat Menschen aufgerichtet, sodass er schließlich sagen konnte: „Mein Joch ist leicht“. Es drückt nicht nieder, sondern richtet auf.

Responsiv, robust und dornig

Wenn wir bitten –  Stärke unseren Glauben – dann dürfen wir uns fragen: Welchen? Was ist dieser Glaube? Was ist dieses von Jesus inspirierte Leben? Drei „Schlagworte“ können das gut verdeutlichen. Glaube ist responsiv, in Beziehung, Antwort. Es braucht ein tiefes Hinhören, eine kraftvolle Empathie und eine tiefe Vorstellungskraft, „was im anderen vor  sich geht“. Dialog gelingt dann, wenn ich im anderen Platz nehmen kann, mit offenen Ohren. Glaube ist robust und braucht eine starke Identität. Diese Identität leben, auch wenn es Widrigkeiten gibt. Das wünsche ich vielen Eltern, die in tiefer „Robustheit“ ihre Überzeugung leben, auch wenn die Kinder das Tischgebet nicht wollen, nicht in die Kirche mitgehen. Diese zarte Robustheit wird bei den Kindern mehr bewirken als das viele Reden oder gar Zwingen. Und Glaube ist dornig wie ein Stachel. Wenn die Kirche einen besonderen Dienst heute erfüllen will, dann liegt er darin, die Menschen darin zu hindern, bei Leid, Trauer und Angst wegzuschauen. Der Papst selber ist Stachel mit seinem Hinweis auf Lampedusa. Auch wenn alle wegschauen wollen, der gläubige Mensch richtet den Blick auf Beeinträchtigte, Einsame, Demenzkranke. Genau diese leidvollen Erfahrungen immer wieder in Beziehung bringen ist auch Dienst in der Liturgie.

Tiefe Praxis der Liebe

Eltern bekommen ihr drittes Kind. Sie wissen es nicht. Das Kind ist schwer behindert. Die Mutter schildert das so: Der Flug hätte nach Italien gehen sollen und angekommen sie wir ganz woanders. Die Eltern lassen sich ein auf diese ganz neue und unvermutete Situation. Sie sind fähig zu Liebe, zur ganz tiefen Praxis der Liebe. Sie sind bereit, eine ganz neue „Sprache der Liebe und Zuwendung“ zu erlernen so wie wenn man eine ganz neue Sprache in einem fremden Land lernt oder lernen muss. Das ist gemeint, wenn wir bitten: Stärke unseren Glauben. Mach uns fähig und bereit zur „Liebe ohne Zögern“. Dieser Papst ist in diesem Punkt ein guter „Ermutiger“. Es geht darum, die Kirche als Ganze in diese Richtung zu öffnen, für die tiefe Praxis der Liebe.