Spuren gehen

Pilgerpfad auf der HirschalmEr ist immer wieder eine Inspiration. Von Heini Staudinger spreche ich. Seine Tasche mit der Aufschrift „Nie ist zu wenig was genügt“ begleitet mich schon lange. Meine Augen durchstreifen neugierig seinen Newsletter mit Schuh-Angeboten und geistreichen Betrachtungen. Das Gehen und die Bewegung sind heute angesprochen.

„Gehe nicht, wohin der Weg dich führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist und hinterlasse eine Spur.“ Marlon Brando wird dieser den Menschen zugeworfene Imperativ zugesprochen. Mag sein. Der Inhalt ist es, der mich „angeht“. Und die Erfahrungen werden wachgerüttelt, die mir auf meinen Wegen geschenkt wurden. „Der Weg entsteht im Gehen.“ „Es wird im Gehen gelöst.“ Bei Heini ist auf diese Weise eine kollaborative Schuhfabrik gewachsen. Und rundherum viel wunderbare und einladende Sachen wie ein Hotel, eine Akademie, ein poltisches Engagement, Kunst und Kultur. Covid19 hat einen Bremsklotz hingeworfen. Die Aufschrift seiner Tasche stimmt für ihn und alle mit ihm in dieser Zeit hoffentlich und lässt ihn weitergehen und weitersuchen. Ich werde online ein paar Schuhe bestellen. Wege und Spuren brauchen sie.

Aber wie ist das mit den neuen Wegen?

„Es gelingt mir nicht, aus meinem Alltag herauszusteigen. Nicht einmal für drei Tage. Ich fühle mich festgehalten von den vielen Dingen, die täglich auf mich zukommen und mich brauchen.“ Ein längeres Telefonat hatte heute diese Tonalität. Aufbrechen, ausbrechen, einfach loslassen und für eine gewisse Zeit nicht da sein. Nicht so einfach. Da geht es noch gar nicht darum, als Pionierin neue Wege und Pfade zu schlagen. Es geht zuallererst hier einfach darum, tief durchzuatmen, im Kalender einen Schrägstrich zu setzen, einen Rucksack zu nehmen, ihn für drei oder sieben Tage mental einzupacken und die Seele auf den zukünftigen Weg einzustimmen.  Wo gehen? – werde ich gefragt.  Wege, die sich dafür eignen, gibt es gerade in Österreich genug. Angebote zum Mitgehen ebenso. Das Telefonat endet etwa so: „Das werde ich nach Ostern gleich angehen.“ Schön, wenn ein Mensch seiner tiefen Sehnsucht Platz gibt. Auch wenn jemand schon begangene Wege geht, so wird dieser Weg, der auf sie zukommt, Spuren hinterlassen. Bei ihr selber.