Tomas Sedlacek und die Unterdrückung von unten

IMG_8834_900Ein Autounfall hat sein Kommen zum Syposium Dürnstein bis zuletzt in Frage gestellt. Ein Stock ist dem „ökonomischen Rotschopf“ Hilfe beim gehen aufs Podium. Wie immer legt er einen kleinen Notizblick vor sich hin, um darin zu blättern, ohne sich inhaltlich daran festzumachen. Sein Englisch ist klar verständlich. Er beginnt ganz vorne, bei Adam und schließlich bei Eva.

Entfremdung ist zentral

„Das Christentum wurd auf Moral reduziert. Das ist eine brutale Reduktion.“  Sedlacek betrachtet Gott und den Adam. Sie können einander in ihrer Beziehung nicht glücklich machen. Adam fühlte sich alleine. Da schuf Gott allerhand Getier und das Glück nimmt keinen Lauf. Er schuf Gott einen anderen Menschen, Eva und die Gesellschaft ist geboren.  Die Beziehung zu Gott hat den Menschen nicht glücklich gemacht. „There is a gap between himself and himself.“ Er spürt die Entfremdung von und zu sich selbst. Marx kritisierte die ökonomische Entfremdung. Es ist die ganzheitliche Entfremdung. Mir persönlich fallen Erfahrungen ein, die etwa so lauten: Bist du noch so glücklch, du kannst den Augenblick nicht festhalten. Der eschatologische Vorbehalt wirft dich immer wieder aus dem Himmel. „Entfremdung“ durchzieht das ganze Leben. Willst du vollkommen sein, sei „ganz fragmentarisch“.  Frei kannst du nur bleiben, wenn dieser „Spalt der Entfremdung“ offen bleibt.

Unterdrückung von unten

IMG_8824_900Tomas Sedlacek kommt zum „System“ und zur Unterdrückung. Heute haben die Menschen das Gefühl, von oben unter Druck zu kommen. Diese Form der Unterdrückung ist die „sichtbarste und erlebbarste“. Dann kommt der Ökonom auf die Unterdrückung von der Seite her. Kräfte, die dich aus der Spur bringen. Ich denke an den Schulweg von 50 Jahren als Siebenjährige, wo uns die winterlichen Stürme so vom Weg abgetrieben haben, dass wir schleißlich umkehren mussten. Unterdrückt von der Seite und das Ziel nicht erreicht. Sedlacek spricht auch die Unterdrückung von hinten kurz an, die heute zu einer Beschleunigung des Lebens führt. Die Bibel spricht gegen die Beschleunigung. Viel Mal wird dort von Faulheit gesprochen und achthundert Mal von „Überaktivität“. Das Sonntagsgebot wäre als Bremse eingebaut. „Wir haben ein Problem mit zu viel Arbeit. Es ist getan. Es muss ich mehr getan werden.“ Sedlacek fragt: „What do you do? Nothing, It’s done!“.  Wir werden von unten her unterdrückt. Das immer mehr Haben-Wollen, immer mehr Tun-Müssen. Persönlich habe ich oft die Idee, dass uns der steigende Wohlstand auf einen Level bringt, dass wir zwar herausgehoben werden aus dem „Schlamm der Nichtigkeit und der Klebemasse des Humgers“, aber dann an die Decke oben gedrückt werden und nicht mehr frei atmen können. Die materiellen Güter liegen vielen Menschen am Kopf und machen sie unfrei, isolieren sie und das Herz wird kalt. Wie sagte Franziskus in Lampedusa? Wir leben in einer Zeit der Apathie, Gefühlslosigkeit und der Gleichgültigkeit. Der Kopf steckt in der materiellen Wohlstandsdecke. Und von unten wird er systematisch weiter nach oben gedrückt. Unterdrückung von unten. Zu schön wäre es, wenn die einen ein paar Stufen herabsteigen würden und die materiellen Güter denen unter die Füsse legen, die in verelendeter Armut vegetieren (müssen). Ich fahre heimwärts und spüre: Es braucht einen Befreiung von allen Seiten.