Wer schützt Kinder vor der Gesichtserkennung

titel2Solche Nachmittage kann ich wirklich genießen. Thema: „Social Media und ICH / und WIR“. 17-Jährige in der Runde. Es geht um die Balance von haptischem und digitalem Leben. Die Geschichte von meinem zehn Meter langen Kabel vom Schreibtisch bis zur nächsten Telefonsteckdose im Bischofshof in den 90-er Jahren klingt für die Jungen fast unglaublich. Sie schmunzeln. Alle sind auf Facebook. Nein, eine war auf Facebook. Sie haben sich als Klasse eine FB-Gruppe eingerichtet „für Arbeit und Kommunikation“.

Analoge Bilder für digitale Welten

Über die Jahre habe ich in dieser Schnittfläche von analog und digital einige „Vergleichsbilder“ immer wieder genommen und sie haben sich bewährt. Web ist wie ein „Küchenmesser“: scharf, nützlich, gefährlich. Und immer wieder das Bild vom „digitalen Gasthaus“ : informell, persönlich, Unterhaltung, Hinterzimmer, Gerüchte, schnell, Spaß. Das Bild vom „Gewissen und der Selbstverantwortung“. Das Social Web ist das eigentliche Werkzeug des Vatikanum II und der Commons, Gemeingüter. Was sieht man nicht alle auf Facebook, sagen die Jungen selber. Daher mein Bild von den „Gesprächsräumen“: Was sage ich im Schlafzimmer, Wohnzimmer, Terrasse und im Gasthaus? Dann erzählt eine Lehrkraft von einem schlimmen Fall von analogem und digitalem Mobbing. Das ist der Anlass für die mächtige „Anker-Frage“, die immer mitlaufen sollte: Will ich das in 20 Jahren sehen, lesen? Mein Lieblingsspruch hat hier seinen Platz: Leben ist wie Zeichnen ohne Radiergummi. Und dann müssen jene japanischen Jugendlichen herhalten, die zwischen Fernseher, Internetanbindung und Kühlschrank „leben“. Die Jugendlichen lachen: „In Japan?“. Daher das Bild: „Digital ist kalt – Natur ist warm“ und die Aufforderung, die Seele, den Geist und Körper immer wieder und regelmäßig in die Natur zu führen.

Der Stolz der Eltern und Großeltern in der Gesichtserkennung weltweit

titel1Mein Carsharing-Auto bringt mich vom Waldviertel wieder zu rück nach Wien. Nebenbemerkung: Als Selbstfahrer verliere ich wirklich viel Zeit auf der Straße. Öffi fahren ist ein Zeit bringender Genuss. #ÖBB #Bus #U-Bahn. Zurück in Wien. Am Abend schlendere ich ein wenig ins digitale Gasthaus und sehe viele Kleinkinder. Ein Baby schaut mir direkt ins Gesicht, am Arm der stolzen Gr0ßmutter. Da eine Mutter und dort ein Vater, die ihr oder sein (Klein)Kind „in das digitale Gasthaus hineinhät“. Ich verstehe den Stolz und das Bedürfnis nach Anerkennung oder gar Bewunderung. Aber: Via Facebook die Gesichter der Kinder so direkt in die Gesichtserkennung halten? Sind sich die Eltern und Großeltern wirklich sicher, dass sich das Kind in 20 Jahren dort und genau so sehen will – in aller Welt? Es gibt angeblich Leute, die solche Gesichtserkennungergebnisse schon über Jahre zusammenbasteln und ich weiß  nicht, was sie in ein paar Jahren damit machen werden. Der Stolz ist die eine Seite, die automatisierte Gesichtserkennung die andere. Leben ist wie Zeichnen ohne Radiergummi. Auch für das Kind, das allerdings nicht selber zeichnet. Bedenkenswert. Meinten auch die Jugendlichen im Waldviertel.