Wie ausgemacht

Die zwei BäumeDer Feldweg ist schon vom Zimmer aus zu sehen. Er schlängelt sich hinauf zu den Bauernhäusern. Jetzt Lembach liegt hinter mir. Alles war gut. Der Himmel ist bedeckt. Der Feldweg geht nach der Kuppe weiter. Links „drüben“ sehe ich von weitem recht winzig eine Person gehen. Mein Blick geht nach rechts zu den zwei Bäumen am Horizont. Sie stehen da. Wie zwei Menschen, die zusammengehören.

Es ist kalt an diesem Morgen. Gut, dass der Weg aufwärts steigt. So nimmt der Körper mehr Temperaturarbeit auf. Der Blick geht von den Bäumen wieder hinüber zur „gehenden Person“, die immer größer wird. Wir nähern uns an. Genau genommen nähern uns die Wege an, die wir gehen. Nach etwa zehn Minuten sind wir uns nahe. Dann. Wir treffen aufeinander. „Wie wenn wir uns das ausgemacht hätten“, sage ich. Gustl S. recht direkt: „Den Herren kennen wir.“ Surprise Factor am Weg.

Es fließt einfach weiter

Tief eingehüllt in die Haube erkenne ich das Gesicht. Nochmals: Es ist kalt. In Lembach hat die Anzeige 3° gezeigt. Haube und Handwärmer sind auch bei mir an. Vor Jahren sind wir einander bei einem meiner vielen Vorträge begegnet. Wir bleiben an der Wegkreuzung lange stehen, dort, wo sich unsere Wege wieder verlassen werden. Gustl erzähl mir von Putzleinsdorf, vom Bezirk, den Bauern und ihre riesengroßen Ställe, von dem Firmen, die alle investieren und noch viel mehr. Die Ohren des „lokal detective“ sind weit geöffnet. Solche Gespräche ersparen Studien, Tabellen und Umfragen. Genauso bei einem Bauernhof mit einem dieser riesigen neuen Ställe für Milchkühe. Der Bauer geht mit mir und zeigt mir den Stall: „Geht sich nicht aus. Aber was soll man tun. Die Banken sind die Profteure auf 20 Jahre. Jetzt schauen wir, dass wir durch die Zukunft kommen, auch wenn das nicht mehr meine bäuerliche Landwirtschaft ist.“ Ich denke an die IG-Milchbauern und ihre Rebellion gegen das dauernde Wachsen, Optimieren der Tiere und wider die Natur investieren. Das geht so weiter im Gehen. Immer wieder diese zufälligen, mir zufallenden Gespräche am Weg  über die jeweilige Situation und ihre Umgebung. Erst als wir – Christoph und Christa haben sich in Neufelden dazugesellt – die große Mühl entlanggehen, sehe und spüre ich: Es fließt. Ganz ruhig. Wir sitzen da und schauen in das Wasser. Das Leben kommt mir entgegen. Und in diesem Moment spüre ich in besondere Weise, dass es weiterfließt, das Wasser und das Leben. Nach acht guten Stunden schauen wir auf St. Peter, den markanten Kirchturm. Ausgemacht waren Regenschauer. Gut, dass wir die Schauer nicht getroffen haben, am Tag zwei im Mittelland.