Aus dem Auto heraushelfen

Auto fahren Gerade sehe ich wieder ein Posting mit vielen leeren Sitzplätzen im Zug. Die Straßen dagegen sind voll, „bummvoll“. Mein Klimaticket habe ich sehnsüchtigst erwartet. Jetzt steige ich einfach ein, fahre mit Chauffeur und eine besondere Lebensqualität ist „mein“. Wenn  ich in den Bus einsteige, überkommt mich immer der Gedanke: Warum tun das nicht viel mehr Menschen, aussteigen und neu einsteigen?

Gewohnheiten, Ausreden, Bequemlichkeiten und jahrzehntelang eingeflöste „Plausibilitäten“ lassen die Autokollonnen anwachsen. „Autofokus“ allüberall. Zwei Drittel der Neuzulassungen sind SUV’s. Das sind keine kleinen, feinen, bescheidenen, PS-arme Autos, sondern richtig große, hohe und breite. Status und technogene Seelen besteigen gerne „Maschinen“ für sich alleine. Sie beeindrucken. Ist nicht das ganze Leben auf der Erdkruste eine gewaltige „Megamaschine„? Da höre ich auf. Wer mit Menschen über diese Seite ihrer selbst spricht, findet genau hier kein Gehör. Mein Auto, mein Swimmingpool. That’s life. Ohne Auto bist du unbrauchbar, ohne Anschluß. Viele Seelen hängen an Dingen, denke ich. Die Seelen fühlen sich größer, je größer die Dinge(r) sind. Eine besondere Dynamik, die vorwiegend von Männern getrieben wird. Aufhören. Nicht mehr weiterschreiben. Das bringt alles nichts, höre ich mich sagen. Argumente gegen das Auto kommen im flotten Rückwärtsgang auf einem zu. „Ich steige doch in keinen Bus ein, das ist was für Schüler:innen.“

Und doch

Dabei gibt es so wunderbare Zugänge, den Bus, die Bahn, die Straßenbahn zu nehmen. Ich steige hinaus, gehe in den Wind, die Sonne, den Regen. Mich umgibt eine Mitwelt, die ich im Auto nicht sehe, spüre, wahrnehme. Das Warten an der Haltestelle ist Unterbrechung, der Bahnsteig ermöglicht Lebensbeobachtung. Beide Orte, wie das öffentliche Verkehrsmittel selber, bieten Überraschungen, Zufälle. Ein fremdelndes oder bekanntes „Guten Morgen“ geht von den Lippen und wird hörbar repliziert. Das ist die Chance des „öffentlichen Raumes“. Wer mit dem Auto fährt, bleibt daheim. Wer zum Bus geht, dem, der begegnet Leben, Möglichkeiten, das Andere, vielleicht auch niemand. Die Aufmerksamkeit gleitet dahin, kein Gedanke an Bremse, Gaspedal oder gar Überholen. Gedanken fließen lassen, #busfensterstories fügen sich zusammen. Der immerpräsente „Produktionsmodus“ (Du musst was tun, leisten, schneller, optimierter…) verliert sich in den „Dahingleitmodus“ (Lass es geschehen, du versäumst nichts). Schon die alten Mystiker:innen wussten: Nimm dir eine halbe Stunde Zeit pro Tag zum Atmen. Hast du es eilig, dann eine Stunde. Die Öffis helfen mir dabei, das nicht zu vergessen. Und da ist noch etwas: Das mit dem Indiviualverkehr mit Auto wird sich nicht ausgehen auf dieser Erdkruste. Siehe Bild. Wer das Auto verlässt, hat einen ganz großen Beitrag zur Zukunft „beigesteuert“. Diese Zeilen wollen aus dem Auto heraushelfen. Ein Leben ohne Auto ist vorstellbar, cool und sehr praktisch.