Es ist gut warten in den Bus Stops in Krumbach im Bregenzer Wald

6_IMG_510612,50 EUR kosten die zwei Tageskarten für den „LandBus“ in den Bregenzer Wald.  „Krumbach“ sage ich dem Chauffeur und er kann es an unserer Neugierde ablesen, was uns in diese Gegend führt. Schon im Herbst wollten wir die 7 Bushaltestellen anschauen. Heute ist es soweit, nachdem sie sogar den PR-Staatspreis 2014 gewonnen haben. Sieben Bushaltestellen („Wartehüsli“) sind weltberühmt. Die Einheimischen kippen gerade von Ablehnung oder Verwunderung in Zustimmung und Begeisterung.

Ein Scherz?

1_IMG_5051„Ich war am Anfang ganz dagegen und bin heute direkt begeistert“, meint eine ältere Frau, der wir am Weg zu Fuß zwischen den Busstationen begegnen. Wir stehen sechs Personen zusammen, treffen zufällig aufeinander. Auf die Frage, wie das für die Einheimischen ist, bekomme ich unterschiedlichste Antworten. „Am Anfang habe ich das wie einen Scherz gesehen.“ „Ich fand das von Anfang an cool.“ „Gut wäre es, wenn die Besucher jetzt auch bei uns bleiben und Wertschöpfung bringen würden. Es kommen auch Busse und die fahren einfach weiter.“ Ich antworte: „Wir gehen zu Fuß die Runde, schauen uns alle Bus Stops an und dann essen wir hier.“  Wir werden „gelobt“. Wir erzählen, dass wir extra wegen der Bus Stops gekommen sind und dass wir es super finden, wenn so eine coole Idee umgesetzt wird.

Für eine Woche Aufenthalt

2_IMG_5055Als PR- und Medienmensch habe ich immer mit „Aufmerksamkeit“ zu tun. Als Theologe und Pilger weiß ich, dass bewegende und nährende Aufmerksamkeit intrinsisch angelegt ist. Also nicht im Außen. Deshalb ist die Idee mit den Bus Stops so faszinierend. „Was haben wir, was uns Aufmerksamkeit bringen kann?“, war angeblich die Frage der Initiativgruppe. „Wir haben sieben Bushaltestellen“, war die ernüchternde Antwort. Und dann wahrscheinlich der Geistesblitz: Und diese lassen wir von den berühmtesten Architkekten der Welt für eine Woche Aufenthalt gestalten. Gebaut aus Material vom Bregenzer Wald mit Firmen aus der Region.“  Und die Idee, die banalen Bushaltestellen in einen weltweiten Architekten-Kontext zu stellen, wurde Wirklichkeit. Die Website zu den Bus Stops schildert alle Details. Wir kommen mit dem LandBus und fahren sie ab. Zurück gehen wir zu Fuß. Bewegung in der Bregenzer Waldluft tut einfach gut.

Im Gespräch mit Krumbachern

3_IMG_5062Ich habe mir angewöhnt, weniger „ins Gerät zu schauen“ und mehr die Menschen am Weg zu  fragen, mit ihnen das Gespräch zu  suchen. Der Buschaufeur von Bregenz nach Krumbach City und die Chaufeurin im Anschlussbus sind sehr zuvorkommend. Bei beiden ist noch etwas Verwunderung da, „dass man wegen der Hütten extra kimmt“. Beiden  wurde aus meiner Wahrnehmung noch nie die „innere Idee“ erläutert. Aber: Der Idee der Bus Stops ging es wie allen neuen und ungewöhnlichen Ideen: Spinnt ihr? Was soll das bringen? Verrückt! Jetzt, wo sich die „Aufmerksamkeit weltweit“ einstellt, trauen sich alle spinnen, verrückt sein. Ein gewisser Stolz keimt auf. Ganz zurecht.

Zeit zum Verweilen

4_IMG_5077Wir kommen zu Fuß zum Bus Stop, der vom Russen Alexander Brodsky gestaltet wurde. Tisch und Sessel lassen uns ganz gemütlich Platz nehmen. Am Tisch steht eine leere Flasche Wodka und wir wissen nicht, ob das „dazugehöhrt“ oder ob sie jemand nach seinen Klischee-Bildern diesem Stop zugeordnet hat. Das wuchtige Wartehaus des Norwegers Rintala Eggertsson war uns zuerst im Vorbeifahren suspekt. Ein Tennisplatz störte auch meine ersten Aufnahmen mit dem Fotoapparat. Dann die Auflösung: Der obere Stock ist Zuschauertribüne für das Tennismatch. Ort und Funktion genial verwoben. Weiße Stangen ragen zart in den Himmel und Stufen führen uns auf eine Höhe von etwa  5 Meter zum Ausschau halten nach dem Bus. Wie ein Bild hängt die Landschaft in einem anderen Stop hinter mir. Das weiße Zelt schmiegt sich in die Häuserzeile, wo gegenüber die scheinbar zum Trocknen aufgelegten Bretter Schutz vor Regen und Sonne geben. Heute brauchen wir den Schutz nicht, weil sich das Wetter in einer tiefen Bewölkung zeigt. Nach etwa einer Stunde kehren wir in der Krumbacher Stuba ein. Es ist Sonntag und viele Einheimische genießen dort die gute Kost. Der LandBus nimmt uns wieder auf Richtung Bregenz. In Doren weiß der Chauffeur vom guten Kaffee und von guter Mehlspeis. Der Tipp in das Cafe Rose war sehr gut. In einer Stunde kommt der nächste Bus, der uns wieder nach Bregenz bringt. Das ist hier in Vorarlberg so: Jede Stunde ein Bus. Das nenne ich reisen. So gesehen hätten wir auch alles umdrehen können. In Krumbach, im Bregenzer Wald bleiben und mit dem Bus Bregenz besuchen. Auch eine gute Möglichkeit. Klar ist uns: Das Auto wäre ein Fehler, denn wer mit dem Auto fährt, „bleibt daheim.“

Unsere Route konkret

5_IMG_5096Unsere Route von Bregenz aus: LandBus 25 von Bregenz Hbf nach Krumbach. Hier kommen wir an drei „Wartehüsli“  vorbei. Umsteingen in den LandBus 29 nach Langenegg. Hier kommen wir an drei BUS:STOPS vorbei. Beim dritten Stop steigen wir aus und gehen der Straße entlang am durchgehenden Gehsteig zurück, zweigen vor Krumbach am Güterweg von der Hauptstraße ab und kommen über den Wanderweg direkt zum siebten Stop des japanischen Architektenteams. Von dort gehen wir zurück in das Dorf hinunter zur Krumbacher Stuba. In 5 Minuten Gehweg entfernt warten wir  auf den Bus – in einem der „Wartehüsli“.

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1 Kommentar

    • Manuel auf 19. Juni 2015 bei 15:33

    Das Bus Stop Konzept ist mehr als überzeugend. Ein echter Hingucker in dieser ländlichen Gegend.

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