Ich mag die ÖBB und den Papst

Der  RJ füllt sich hier in Wien. Schon am Voranzeiger hat sich eine Verspätung von 15 Minuten bei der Abfahrt abgezeichnet. Erinnerungen vom letzten Montag kommen hoch. Die ÖBB hat mich den Montagmorgen in Linz um mehr als ein Stunde länger sitzen lassen. Hätte ich nicht einen lieben Menschen, der auch auf der Suche nach einem Zug nach Wien war, getroffen, wäre die Zeit lang geworden. Erstmals in diesem ersten Berufsjahr in Wien hat mich die ÖBB hängen lassen, obwohl ich mich mit der Österreich-Card bewusst für sie entschieden habe.  Grundsätzlich bin ich überzeugt, dass vieles so viel schief gehen kann, dass fast alles daneben gehen kann. Das gilt für die ÖBB und genauso für die Autobahn im Stau.ÖBB

Was lässt positiv warten?

„Sehr geehrte Damen und Herren. Aufgrund eines Triebwerkschadens können sie nun auf den RJ am gleichen Bahnsteig umsteigen, der die schnelle Strecke fährt. Dieser Zug fährt auf der alten Strecke. Wir bedauern, aber wir wurden auch nicht informiert“, ertönte es freundlich aus den Lautsprecher. Alle stehen auf und übersiedeln in den Nebenzug, der hoffentlich pünktlich startet. Ich stehe auch auf. Nehme meinen Rucksack mit meinem Büro und übersiedle. Beim Hinübergehen denke ich: Es ist der Informationsmangel, der alle aufgebracht macht. Den Zugführer genauso wie die Reisenden. Der Mensch wird unruhig und unrund, wenn er nicht weiß, warum er warten muss. Das ist im Stau mit dem Auto noch viel schlimmer. Warten und keine Ansage warum und wie lange. Die ÖBB hat die Chance zu informieren. Offen und ehrlich. Wenn es, wie einzelne im Zug am Montag wussten, in Salzburg einen Totalabsturz des Serversystems gab, dann lässt sich erahnen, dass nichts mehr läuft. Das beunruhigt zwar auch, dass alles am Netz hängt, aber es macht transparent, woran das Warten hängt. Darum eine Appell an die Verantwortlichen: Informiert und informiert. Und wenn gar nichts geht, dann informiert, was dazu führt, dass gar nichts geht. Wir verzeihen als Kunden sehr viel, wenn wir wissen, was geht und warum nicht.

Schaltet das Mikro des Papstes ein

FranziskusUnd warum geht in der Kirche nichts weiter? Woran liegt es da, dass wir zum Heute so große Verspätungen zusammenbringen? Systemabsturz? Oder blockiert gar seit Jahren der „Machtvirus“ das System?  Der Papst hat Ordensverantwortliche aus Südamerika zur Privataudienz empfangen. Die Presse und andere Medien haben die „Mitschrift“ heute  veröffentlicht und „gedeutet“. Vatikleaks II war eine Art, das zu interpretieren. Es war kein öffentliches Gespräch und doch halte ich es für ganz wesentlich, dass von solchen Gesprächen die Inhalte öffentlich werden. Fast würde ich sagen: Dieser Papst soll ein Mikro tragen und schaltet es ein. Er redet ehrlich über die desaströse Situation im Vatikan. Das hat auch im Vorkonklave stattgefunden: Das offene Gespräch Richtung Vatikan. Wenn Kardinal Marx erzählt, dass selbst die Präfekten hilflos zum Ausdruck gebracht haben diesen Gruppen und Netzwerken gnadenlos ausgeliefert zu sein.  Das, was der Papst hier angesprochen hat, war schon Thema. Die Reinigung der römischen Kirche kann nur über Transparenz und Offenheit erfolgen. Es ist keine Schande, wenn Menschen von ihren Gesprächen mit dem Papst berichten. Es ist der Inhalt der Gespräche, die zur Ermüdung, Erschlaffung und selbstgefälligen Kirche führen. „Probiert das Leben aus dem Evangelium und vergesst die Briefe von der Glaubenskongregation“, hört man Franziskus den Papst reden. Das tut einer öberösterreichischen Seele gut. Für Papst und ÖBB gilt: Informiert uns und lässt uns zuhören und zuschauen, worum es wirklich geht oder warum wir solche Verspätungen haben. Dann „mag“ ich euch auch in Zukunft.

 

 

2 Kommentare

    • Diakon Hannes auf 13. Juni 2013 bei 20:20

    Guter und gleichzeitig gewagter Vergleich. ‚Durch‘ s reden kumman d leit zsamm‘ so heißt es bei mir zu Hause, und gleichzeitig ‚reden ist Silber, schweigen ist Gold‘. Mir gefällt was Out of Records von Franziskus berichtet wird, ich hoffe das sich die Betroffenen in aller Stille von ihren Schalthebeln verabschieden. Würde der Kirche sicher gut tun. ‚Veni sante Spiritus‘

    • kaineder auf 14. Juni 2013 bei 20:44
      Autor

    Brigitte Kratzwald (Commons) wollte hier posten:
    Ich wollte grad diesen Artikel liken, aber
    irgendwie geht das nicht. Also sag ich es dir so:
    recht hast :)!

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