Tag20: Wie wenn sie Gold vom Himmel schütten

#Klimapilgern geht in die unglaubliche Schönheit der herbstlichen Natur. „Wie wenn sie Gold vom Himmel schütten“, musste ich heute 20_see2_IMG_5031voller Begeisterung und mit einem tiefen Staunen in das Telefon sagen, während wir am Grabensee Richtung Perwang unterwegs waren. Die goldenen Farben an den Bäumen, die ermattenden Grüntöne in den Wiesen und das silber glitzernde Wasser der eingebetteten Seen war Nahrung für Geist und Seele. Der Körper passt nach 20 Tagen gehen sehr gut. Er geht und geht und geht und ist eins mit ihnen. „Es war so unglaublich schön“, hat eine Mitpilgerin gemeint. Wir haben den Jakobsweg verlassen und gehen von Schleedorf über Mattsee „hinüber“ nach Perwang in die Abtei Michaelbeuern.

Es muss von Beginn an gut sein

20_Ziel_IMG_5064Dort treffen wir morgen beim Frühstück Abt Johannes Perkmann. Er war bei viel mehr wesentlich weniger ein wunderbarer Gesprächspartner. Die Abtei hat seit Jahren in der Energiefrage von Beginn an gut erneuert.  Ich erinnere an Ernst Gugler in Melk: „Es genügt nicht, das Schlechte weniger schlecht zu machen. Es muss von Beginn an gut sein.“ Wenn wir die Natur mit den  sich hinschmiegenden Bauernhäusern sehen, dann kann schon sein, dass der liebe Gott hierher geschaut hat als er gemeint hat: „Es ist gut. Es ist sehr gut.“ Die vielen und großen Einfamilienhäuser lassen aber Zweifel aufkommen, ob es so bleiben wird. Wir gehen weiter. Dieses Gold der Farben wächst aus dem Boden,
wird von der Sonne genährt. Heute verstehe ich schon überhaupt nicht, wie Konzerne in solche Gegenden „vordringen“ und um der Rohstoffe oder industriellen Landwirtschaft willen Natur und die Grundlage der Menschen zerstören. Wüste, Ödland oder vergiftete Landstriche sind die Folge. Agrokonzerne bohren zB in der Türkei riesige Löcher Richtung Grundwasser und graben so weiten Landstrichen das kostbare Wasser ab. Dieses Wasser bringen sie dann den Menschen in Plastikbottle und verdienen ein zweites Mal. Natur ist verwüstet. Der Mensch auf der Flucht. Versteht das wer?

Zeigt uns die Reichen

Bei aller Schönheit der Natur gehe ich an Zeitungen vorbei und ich möchte ihnen schreiben: „Liebe Medien. Ich hätte da einen Vorschlag. Schreibt in jeder Ausgabe mindestens 20% des Redaktionsplatzes über die, die die Nutznießer dieser technisierten und naturzerstörerischen Praktiken sind. Benennt sie mit Namen und zeigt uns ihren Reichtum. Ungeschminkt. Nicht aber als tolle Menschen  des Erfolges oder der Leistung, sondern als Diebe, Räuber, Plünderer. Sie handeln im großen globalen Sinn gegen Natur und Mensch oder umgekehrt. D20_sprung_IMG_5037as, was sie vorgeben, dass es dem Menschen hilft, ist genau gegen ihn gerichtet. Billiges Gemüse kommt aus Spanien. Und wer verdient? Für wen rechnet es sich? Nennt das „Sünde“, liebe RedakteurInnen. Sie sondern sich nämlich von der „natürlichen Ökologie der Welt“ ab. Privatisierter Reichtum ist Diebstahl  am Gemeinwesen, ist Gemeinwohlbetrug. Und auf ihre tollen Häuser sollten wir Schilder geben, die oben ihre Leistungen benennen und unten den Preis dafür. Wer wurde ausgebeutet? Wo ist Blut tatsächlich und strukturell geflossen? Wo und wie viel wurde für diese Produkte an „Erde“ zertört? Wo sind die, die Flüchtlinge auf dem Gewissen haben? Solche Zeitungen würde ich gerne abonnieren. Da kenne ich viele andere auch.“ Die Medien, vor allem die Chefredaktionen, haben in diesem Zusammenhang mit Klimagerechtigkeit und „gerechter und richtiger Welt-Nutzung“ eine wichtige Pflicht. Hier ein schönes Beispiel der ZIB2, was ich meine.

Eine Klimawandlerin geht mit

20_marterl_IMG_5057„Radikal“ war das gestrige Wort am Weg. Ich habe heute in meinem Aufbruchimpuls das Wort „und“ mit auf den Weg gegeben. In einem Gebet, das ich auf einer Karte gefunden hatte, hat es unter vielen anderen „und“ geheißen: „Lass uns die Früchte der Erde genießen UND für eine gerechte Verteilung sorgen.“ Karin hat, als wir vor einem Marterl nach Perwang auf den Grabensee hinuntergeschaut haben, gemeint: „Ich bin als Klimawandlerin mit euch unterwegs.“ Das trifft sich sehr gut mit dem „und“ des heutigen Tages. Eine Wandlung tritt immer dann ein, wenn wir etwas neu verknüpfen. Also: Wir genießen die Manner-Schnitten UND schreiben an die Firma, das Palmöl herauszugeben. Im Gehen heute habe ich immer an die vielen Wurzeln (radikal) denken müssen, die durch ihr Zusammenwirken dieses Gold hervorgebracht haben: Wurzeln und Sonne. Das „und“ ist nicht einfach Harmonie, sondern verlangt oft auch das Verknüpfen von radikalen Schreien, Auflehnen, gehenden Schritten. Unser Gehen möge uns wandeln, damit wir Klimagerechtigkeit persönlich leben UND aufschreien mit den Opfern der schreienden Ungerechtigkeit. Genau das erwarten wir uns auch von den Bischöfen, die nächste Woche in unseren Betten hier in Michaelbeuern liegen werden. Kirchen sind Vorreiterinnen bei Klimagerechtigkeit und Bischöfe erheben die Stimme lautstark gegen diesen ausbeuterischen Wahn. Beides ist bisher nicht selbstverständlich.

Eine Rückmeldung

20_heilsameOrte_IMG_5075Der Tag20 lässt irgendwie das Ende des Gehens erahnen. Vor Paris werden wir noch drei Tage Rembert, zwei Tage Anja und ich einen Tag beim internationalen Klimapilgern zum Weltklimagipfel #COP21 mitgehen. In diesem Zusammenhang freut mich die „Einschätzung und Rückmeldung“ von Franz Muhr via FB heute: „Einer der 7 Leitsätze von VIA NOVA hat die Überschrift: Achtsamkeit und Ehrfurcht vor der Schöpfung – Wer pilgernd unterwegs ist, erlebt und genießt mit allen Sinnen die Schönheit und Vielfalt der Schöpfung Gottes. Jeder Teil dieser Erde ist heilig. Achtsamkeit weckt die Liebe zu allem was lebt. In diesem Sinne sage ich Danke an die KlimapilgerInnen. Eure Mission, ein Bewusstsein für den Klimawandel zu schaffen, ist sehr beeindruckend. Wünsche euch weiterhin ein gutes Unterwegssein.“ Und heute waren wir auf weiten Strecken auf der VIA NOVA unterwegs. Hat sehr gut gepasst.