Wenn Grenzen zu Brücken werden

9IMG_5931Es war heute mein letzter „Wien-Tag“ in diesem Arbeitsjahr. Gestern haben wir das Büro übersiedelt. Als Medienbüro sind wir in einen anderen Raum zusammengezogen. Das finde ich gut, miteinander und nebeneinander, aufeinander abgestimmt und im Hinhören und Austauschen die Dinge zu entwickeln. Da kommen die positiven Gefühle des gemeinsamen Beginns im Kommunikationsbüro in Linz auf. So wird das Büro „Begegnungsraum“ oder „Suchraum“, natürlich auch „Lernraum“ und hoffentlich genügend „Wertschätzungsraum“. Wir sind ausgezogen, haben einen neuen Platz zugewiesen bekommen und sind eingezogen. Das ist einfach. Wenn ich allerdings heute in die Welt schaue, gibt es zu viele Menschen, die ausziehen müssen und noch nichts zum Einziehen haben. Da liegen Grenzen und Hürden am Weg, mittlerweile auch Zäune und abweisende Gesichter. Wir stehen täglich in der Entscheidung, wie sich unser Christsein „bewährt“, bewahrheitet, wie sich unsere Humanität zeigt. Schon gestern abends habe ich das Interview mit Navid Kermani im Publik-Forum gelesen. Wunderbare Gedanken eines Muslim in Richtung Christinnen und Christen. Sechs Seiten Seelennahrung.

Die Liebe überwindet Grenzen

IMG_5941Heute auf der Zugfahrt von Wien ins Bergdorf habe ich aus dem Interview den Weihnachtswunsch auf der Website der Ordensgemeinschaften geschrieben. Das Interview und dieses Zitat wird mein heuriges Weihnachten bereichern. „Das, was mich über Jahre hinweg für das Christentum eingenommen hat, waren die Begegnungen mit einzelnen Menschen, darunter viele, die ihr Leben ganz der Nachfolge Christi geweiht haben. Was ich da als christlich wahrgenommen habe – und was übrigens auch innerhalb des Islam als christlich wahrgenommen wird -, ist das, was man mit „Feindesliebe“ umschreiben kann. Sie meint nicht in einem naiven Sinne den Schlächtern den Hals hinzuhalten, sondern eine Liebe, die über das eigene Lager hinausgeht. Eine Liebe, die in der Lage ist, die dogmatischen, aber auch politischen Grenzen zu überwinden, wie es dem blossen Verstand nicht gelänge: dass man bei allen Differenzen im Gegenüber den Menschen, ja den Geliebten sieht. Das ist natürlich nicht etwas rein Christliches, aber durch die Figur Jesus gewissermaßen christlich konnotiert. Das beginnt schon bei der Botschaft der Engel zu seiner Geburt: Friede auf Erden.“  Das ganze Interview ist leider nicht online.

Mut und Kühnheit

IMG_5933Karmani spricht auch über die mangelnde Achtsamkeit in der Kirche – von uns gegenüber uns selbst und unserer spirituellen Schätze. Ein „Fremder“ macht mich so wunderbar aufmerksam, was wir an Jesus, diesem Kind in der Krippe, geschenkt bekommen haben. Siehe oben. Im Zugabteil kommen wir ins Gespräch. Das Interview habe ich einige Male kopiert und so gebe ich es dem Mitreisenden mit auf die Reise. Er hat nur kurz gelesen und gemeint: „Das klingt interessant.“ Ich: „Das ist es auch.“ Und genau deshalb ist mein Wunsch ein zweifacher:
1. Dass diese grenzenlose Liebe Gottes Mensch geworden ist, feiern wir in diesen Tagen und genau das erfüllt mich auf der einen Seite mit Dankbarkeit und auf der anderen mit Mut, ja Kühnheit, Grenzen als Brücken zu sehen.
2. Mögen die Menschen heute spüren und erleben, dass Gott uns im Kleinen, in der Stille, im Draußen und in der helfenden Hand begegnet.
Wir können einander helfen beim Öffnen für das Licht, das uns in Jesus aufstrahlt und zur grenzenlosen Liebe führt.

1 Kommentar

    • Gerhard fuchs auf 23. Dezember 2015 bei 18:45

    Danke!!!

    Und: gesegnete Weihnachten!

    (Meistens bin ich froh, bloß 10 Rad-Minuten in die Arbeit zu haben, aber manchmal beneide ich jene, die „notgedrungen“ eine geruhsame Reisezeit für Reflexion und Lesen und … nützen können)

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