Zum Absammeln eingeteilt

Es ist Sonntag. Um 10 Uhr besuche ich den Gottesdienst in der St.-Theresa-von-Avila-Kirche gleich in unmittelbarer Nähe. Wenn nicht zwei Großfamilien vor der späteren Taufe schon bei der Messe da gewesen wären, dann hätten 20 Personen mitgefeiert. Ich denke: Wir sind gesegnet mit unserer Sonntagsgemeinschaft in Kirchschlag und mit dem so vielerorts aktiven kirchlichen Leben in OÖ.  Der Predigt kann ich gut folgen: Wir sind immer und überall Christen. Es geht auf die Gabenbereitung zu. Ein älterer Herr kommt direkt auf mich zu und fordert mich auf, mit ihm absammeln zu gehen. Er drückt mir den Klingelbeutel in die Hand und weist mir eine Hälfte der Kirche zu. Ich habe es „professional“ gemacht. Der Mann war am Ende dann doch überrascht, „dass er einen Österreicher erwischt hat.“ Das war die New-Orleans-Berufung.

Frühstück ohne Plastik

Das gibt es auch – im French-Quarter. Ich gönne mir einen Frühschoppen als Frühstück. In einer alten und ursprünglichen Bar (vgl. Kaffeehaus) nehme ich Platz. Eine große Tasse guten Kaffee und Ham and Eggs. Der Kaffee wird immer wieder nachgereicht. Alles in und auf normalen Teller und Häferl. Das tut gut. Ich habe überhaupt den Eindruck, dass es hier noch immer viele Bereiche gibt, die ihre Kultur gegen alles Amerkanisieren in Amerika durchgehalten haben. Gestern war ich noch in der Frenchmann-Street. Dort feiern die Einheimischen – jetzt Haloween. So stelle ich mir vor, dass vor 100 Jahren auch die Gäste mit den Einheimischen vergnügt, kommunizierend, erzählend, musizierend, diskutierend, feiernd zusammen waren. Irgendwie erinnert mich das an Barcelona, wo auch noch nicht alles „versupermarktet“ ist oder war. Nach diesem Frühstück schlendere ich zum Mississippi und ein der klassische Dampfer fährt gerade vorbei.

Wenn er nur durchhält

Spät abends komme ich zurück in die Unterkunft. Ich habe genug von Halloween, das zwar mancherorts von „echter Vergnügheit“ geprägt ist, andernorts in der Nähe der Bourbon-Street dem „Ballermann“ gleicht. Aufgesetzter Spaß gepaart mit Lautstärke und jeder Menge Alkohol. In unserem Hostel hat das zur Folge, dass bis über mittag geschlafen wird. Bei der nächtlichen Rückkehr schaue ich noch den Standard und sehe, dass Kardinal Schönborn in einem Vorwort zum Thema_Kirche (MitarbeiterInnen-Magazin Wien) einen Durchbruch im „ernstnehmen der Situation von Geschiedenen-Wiederverheirateten“ bestätigt. De facto werden diese Segensfeiern seit Jahren „um der Menschen willen“ überall gemacht. Jetzt steht er auch dazu und steht so in direktem Ungehorsam zu den Vorgaben Roms. Es tut mich jetzt oft weh, wie der „Linzer Weg“ in den letzten Jahren nicht zuletzt vom Kardinal selber bekämpft wurde. Dabei hat er nur neue Erkenntnisse, Sichtweisen und Fakten ernst genommen. Der genau Blick auf eine konkrete Situation stellt dich oft in den größten Ungehorsam.  Man möge mir verzeihen, dass ich immer noch von Linzer Weg beseelt bin, weil er der Weg in die Zukunft sein wird.