Verantwortung für das Licht: Automatik oder Schalter?

Ich betrete den Raum. Womöglich ein WC. Licht geht an. Alles erhellt. Nach den geschäftlichen Verrichtungen verlasse ich die Räumlichkeiten, ohne weiter nachzudenken. Es bleibt hell. Ein Bewegungsmelder hat mir die Verantwortung abgenommen – vorher und nachher. Er schlatet aus. Ich könnte gar nichts machen.

Ein anderer Raum

Ich betrete in einem anderen Raum. Wieder ein WC. Es bleibt dunkel. Meine Hände suchen den Schalter. Gefunden und alles ist hell. Es geht weiter wie oben. Ich verlasse den Raum. Es bleibt hell. Am Gang dämmert es mir: Habe ich ausgeschaltet? Oder war das das WC mit dem Bewegungsmelder? Meine Unsicherheit kehrt mich um und ich „übernehme die Verantwortung“ und schalte das Licht aus. Glück gehabt, dass mich die Unsicherheit aufmerksam gemacht hat. Das passiert mir in letzter Zeit oft, dass mich die Unsicherheit begleitet, ob ich die Verantwortung trage für das Licht oder der Bewegungsmelder, die Automatik. In letzter Zeit mache ich die Erfahrung, dass es immer mehr Menschen gibt, die es gewohnt sind, dass „ihre Erscheinung das Licht angehen läßt“. Es genügt, einzutreten oder sich etwas zu bewegen und schon brennt das Licht.

Verantwortung abgenommen

Immer mehr Prozesse in unserer Gesellschaft werden so gesteuert.  Ich bin da und alles ist hochgefahren, was ich jetzt brauche. Licht, Wasser, Luft, Heizung, PC, Flattscreeen – ich bin da und sie laufen. Wenn ich gehe, dann werden sie wieder heruntergefahren. Die Verantwortung für nachfolgende Prozesse liegen nicht mehr bei mir, sondern beim System.  Dieser Tage hat einer gemeint: „Die haben das Licht abdrehen vergessen.“ Ich musste ihn korrigieren: „Nein, soweit ich weiß, ist der Bewegungmelder kaputt.“ Verantwortung abgenommen.

PolitikerInnen sitzen in der Gondel und das Problem mit den Schitourengehern

Wenn du mehr als drei Stunden mit den Schneeschuhen immer bergauf unterwegs bist, dann hat der Kopf frei bzw. er ist frei. Es tauchen Erinnerungen auf, aktuelle Situationen werden länger als sonst bedacht und neue Ideen kommen einem entgegen.  Heute habe ich mich lange an ein Erlebnis in Obertauern 1979 erinnert.

Die Gondel ist bequem und schnell,  hält einen aber gefangen

Ich bin 1979  mit einer Gruppe Burschen vom Petrinum auf Schikurs und ich ihr Schilehrer. Alle sind wir schon heiß auf die Auffahrt auf das Zehnerkar. Diese Auffahrt kann etwas. Kurz in der Gondel und gleich einmal ordentlich Höhenmeter. Das wünscht sich doch jeder. Gerade auch die Politik ist von dieser faszinierenden Sachlage begeistert. Ein schneller Erfolg. Unten mit den Menschen einsteigen und binnen kürzester Zeit am Gipfel. Es kam aber ganz anders. Wir fahren mit der Gondel über die Mittelstation (wir kennen alle die aaaaaaah-Rufe dabei) und kurz darauf stehen wir. Es geht nichts weiter. Die ersten Entertainer holen ihre Spässe hervor. Es ist noch zum Lachen und die Stimmung ist erwartungsvoll: Es geht doch gleich wieder weiter. Doch es kam wieder anders. Wir stehen still und stehen still. Über eine Stunde tut sich nichts. Stillstand. Auch die Spässe sind uns ausgegangen und die ersten haben mehr als aufgeregt reagiert. Der Gondelbegleiter hat zu beruhigen versucht. Er stand mit uns im Stillstand und konnte doch nichts tun. Das erinnert mich an die heutigen Politiker. Mandlbauer hat in den heutigen OÖN ( http://www.nachrichten.at/ ) im Leitartikel einen solchen Stillstand beschrieben. Damals gab es kein Handy und wir waren alle auf den Gondelbegleiter angewiesen. Er war sozusagen der Politiker unter uns mit seinen Beziehungen  zur Talstation. Er hat uns getröstet: Es wird gleich wieder. Und mit jeder Minute ist auch das bange Gefühl gestiegen, es könnte ab jetzt bergab gehen. Auch in diesem Gefühl leben viele Menschen heute. Wir steuern auf ein „großes Bergab“ zu und die Politiker tun nichts. Mein Meinung ist, dass sie selber in der Gondel gefangen sind und ganz andere den Lauf der Geschichte lenken.  Wir kennen sie nicht, weil sie sich zum Machterhalt tarnen. Es wäre wahrscheinlich ein gutes Einbekenntnis der agierenden Politiker, dass sie sich nicht als alleskönnende Gestalter darstellen (die nur von der Opostion daran gehindert werden – diese ist aber auch in der Gondel), sondern als Mitfahrende in der Gondel (sie müssen das Volk ja unterhalten und Sicherheit und Zukunft versprühen), also auch als Mitgefangen am Seilbahnsystem.

Schitourengeher sind ein Problem

Auch lese ich heute, dass in den oö Schigebieten die TourengeherInnen immer mehr ein Problem darstellen. Ich selber steige heute auch nur mehr ganz selten in eine Gondel. Ich genieße die Freiheit, nicht abhängig zu sein von den künstlich errichteten (und sehr bequemen) Aufstiegshilfen. Da gehen jetzt ein paar aus dem System heraus und schon sind sie ein Problem. Meine Sicht ist, dass noch viel mehr Menschen diese laufenden Systeme verlassen werden (nicht nur wegen des Preises der Liftkarten).  Als ich dieser Tage auf der „Wilden“ (1917m) bei Vorderstoder gestanden bin und auf die Bergstation des Hößkogelliftes geschaut habe und weiter hinüber auf das Warscheneck, wurde mir klarer. Aus dieser Sicht hat die geplante Schischaukel keinen Sinn. Es wird aber das „Aufstiegshilfensystem“ auch jene in ihren Gondel, hinaufbringen, die dann unterschreiben und genehmigen. Sicher, es geht auch um Arbeitsplätze und eine Perspektive für die Region. Der Wirt, bei dem wir die Suppe gegessen haben, hat das beschworen. Die Zukunft liegt aber ganz sicher nicht in einem 75 Millionen-Projekt.  Das „System Gondel“ ist aber schier unaufhaltsam.

Ein Email aus Paraguay

„Liebe Leute, zu allererst schicke ich euch allen mal ganz sommerliche Weihnachtsgruesse aus Paraguay. Die Advents- und Weihnachtszeit war fuer mich heuer eine ganz neue und sehr bereichernde Erfahrung. Auch wenn uns Papa Noel an jeder Strassenecke anlaechelt, gefaellt es mir sehr, dass sich hier zu Weihnachten eigentlich nichts geschenkt wird und die Menschen sich aufs Wesentliche konzentrieren- die Geburt Jesu, das Feiern in der Familie. Und Familie bedeuted hier Grossfamilie mit allen, die nur annaehernd dazu gehoeren. Da wird sich dann zusammengesetzt, ein Schwein geschlachtet und gemeinsam dieses frohe Fest gefeiert“, schreibt mein Nicht Kathi von ihrem freiwilligen Jahr auf der anderen Seite der Weltkugel. Ich habe das Gefühl, dass dort das Gondelwesen noch nicht Einzug gehalten hat. So einfach ein Schwein schlachten wäre bei uns schon eine ordentliche Prozedur. Da ist uns einiges (wenn nicht gar vieles) verloren gegangen. Sie schreibt weiter:  „Nun gut, es gaebe soviel zu schreiben und zu erzaehlen. Jeden Tag lass ich mich von den Menschen und ihrer Kultur bereichern. Ich staune, lebe, erlebe. zweifle, erfahre und versuche zu verstehen…und geniesse die vielen schoenen Momente, die mir hier geschenkt werden…Feliz Navidad y muchos saludos, Kathi“. Das wäre auch für uns der Schlüssel: Nicht immer berechnen, in eine Excel-Liste hineinevaluieren, sondern einfach nur staunen…

Jetzt – die Kraft der Gegenwart

Auch wenn ich das Buch von Eckhart Tolle „Jetzt“ noch nicht ganz gelesen habe, so ist alleine der Hinweis darauf, dass wir im Jetzt und in der Intuition leben dürfen, ein ganz wertvoller für die Zukunft der Gesellschaft.

Ich wünsche uns allen heute ein gesegnetes Jahr 2011 und die Sicht, dass in uns die Welt und alles Gold der Welt liegt. Wenn wir dieses Gold teilen, dann werden wir Freude und Zufriedenheit ernten. Das heißt für uns alle, nicht in jede Gondel einzusteigen. Schlachten wir einfach ein Schwein.

Was mein Ohr hören wollte, hat Kardinal Schönborn nicht gesagt

Auf http://religion.orf.at/projekt03/news/1012/ne101220_schoenborn_hofburg._fr.htm berichtet der ORF von der Rede Kardinal Schönborns in der Hofburg unter den Titel „Es sollte ein Ruck durch das Land gehen“.
Mein Auge hätte gerne diesen Bericht gelesen.

Schönborn: Es sollte „ein Ruck durch die Kirche gehen“

Österreich braucht dringend, dass „ein Ruck durch die Kirche geht“: Kardinal Christoph Schönborn wies am Sonntag bei einer programmatischen Ansprache in der Wiener Hofburg darauf hin, dass bei vielen Christen eine tiefe Skepsis gegen die Kirchenpolitik und den Bischöfen in diesem Land herrsche.  Man traue ihnen nicht mehr zu, Lösungen für die Probleme der Kirche zu finden und jene Reformen zustande zu bringen, von denen alle wüssten, dass sie notwendig sind: Wiederverheiratet Geschiedene, Frauenpriestertum, Zölibat, Bischofsbestellungen, Sexualität.

Entscheiden und Handeln

Die eigentliche Aufgabe der Bischöfe und aller kirchlichen Verantwortungsträger sei das „Entscheiden und Handeln“, mahnte der Wiener Erzbischof bei der „Stephans-Matinee“ zugunsten der Restaurierung des Stephansdoms in den Redoutensälen der Wiener Hofburg.

Wahrheit

Kardinal Schönborn plädierte für „Mut zur Wahrheit“. Ingeborg Bachmanns Wort „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“ gelte auch für die Kirche, so der Kardinal. Dass seit Beginn der Missbrauchskrise die Kirche um durchschnittlich 50 Prozent höhere Kirchenaustritt hat, könne nicht zu Optimismus Anlass geben: „Da können Pfarrer, Pastoralassistenten, ehrenamtlich Engagierte und diözesane Referenten noch so sehr um Gutwetter-Stimmung bemüht sein, es geht sich einfach nicht mehr aus“. Vor der Wahrheit nicht die Augen zu verschließen, sondern auf Herausforderungen zu reagieren sei der einzige Weg, um wieder zur Hoffnung zu kommen, betonte Schönborn.

Verantwortung übernehmen

Wörtlich stellte der Kardinal fest: „Alle müssen Verantwortung übernehmen. Wir dürfen nicht alles auf Rom schieben und alles von Rom erwarten. Fragen wir uns nicht, wie wir Rom bestmöglich ausnützen können, sondern was wir für die österreichische Kirche tun können, wie es vor Jahrzehnten John F. Kennedy formuliert hat.“ Die Leistungen „der Kirche“ würden ja in Österreich zum größten Teil von jenen fünf Millionen Kirchenbeitragszahlern bezahlt, die 1,1% ihres Einkommens an die Kirche abliefern.

Gemeinwohl

Problemen auszuweichen verursacht laut Schönborn „jene Missstimmung, jenes diffuse Unbehagen und jene schleichende Unzufriedenheit, die wir alle spüren und beobachten“. Mit dem Vertrauensverlust in die Gestaltungskraft der öffentlichen Akteure in der Kirche gehe eine oft kompromisslose Durchsetzung von Einzel- und Sonderinteressen auf Kosten der Gemeinschaft einher. Jeder Vorschlag, der einer gut organisierten Gruppe wie Opus Dei oder den Legionären Christi Verzichte abverlangt, werde mit dem Hinweis auf „wohlerworbene Rechte“ abgelehnt: „Auf der Strecke bleiben jene, die keine römisch-klerikale Lobby haben.“

Spürbarer Ruck

Kardinal Schönborn betonte zugleich, dass heute der „Ruck durch die Kirche“ bereits zu spüren sei. Die sogenannten „Laien“ seien offensichtlich bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. In diesem Zusammenhang dankte der Erzbischof den vielen Menschen, die in der Kirche ehrenamtlich tätig sind: „Im Jahr des Ehrenamtes gilt es, den Vielen zu danken, die in unserer Kirche – und weit darüber hinaus – Zeichen der Hoffnung setzen.“


Zutrauen, verantworten, ermutigen. Ein „Fremdbild“ zum Abschluss

Es war am Geburtstag meines verstorbenen Vaters – am 16. Dezember 2010. Zusammen mit meiner Frau Gerlinde bin ich gegen 17 Uhr in den Bischofshof unterwegs. Wir wurden eingeladen, nach 30 Jahren in einer kleinen Runde im Festsaal Abschied zu nehmen von der Diözese.  Wir wissen im Vorfeld nur den Zeitpunkt und lassen uns überraschen. Etwa 35 ehemalige KollegInnen sind da, unter ihnen Bischof em. Maximilian Aichern, Generalvikar Severín Lederhilger, Dir.in Brigitte Gruber Aichberger,  Bischofsvikar Josef Ahammer und Regionaldechant Helmut Part. Die genannten haben alle „gesprochen“ und haben  die verschiedenen Facetten meines bisherigen Lebens aus ihrer Sicht und Erfahrung beschrieben. Gabriele Eder-Cakl hat mir zusammen mit den KollegInnen des K-Büros einen „Zukunfts-Werkstatt-Koffer“ überreicht. Auf der Diözesanhomepage hat sie auch diese Abschiedsreden zusammengefasst im folgenden Text, den ich von der Diözesanhomepage übernommen habe. Irgendwie empfinde ich eine unendliche Dankbarkeit in den Momenten, „wenn andere mein bisheriges Leben ausleuchten“.

Feedback von außen

„Kaineder wurde von der Diözesanleitung als Gestalter, Entwickler, Ermutiger und großer Kommunikator beschrieben. Als Erzieher im Petrinum begann er seine berufliche Laufbahn in der Diözese Linz, dann war er Pastoralassistent in der Linzer Dompfarre,  Ausbildungsleiter der Theologiestudierenden und schließlich Internetverantwortlicher und Leiter des Kommunikationsbüros sowie zuletzt verantwortlich für die Linzer Citypastoral. „Ein Markenzeichen war: Du hast immer in ein Buch geschrieben, inzwischen ist es ein Facebuch geworden“, sagte Prälat Josef Ahammer in seiner Ansprache: „Du hast uns beigebracht, was Vernetzung ist, bitte knüpfe neue Netze und vernetz dich weiterhin auch mit uns.“ Bischof Maximilian Aichern sprach von gedämpfter Freude an dem Feierabend. Er dankte Kaineder für seine Arbeit in der Diözese und für die Zivilcourage, die immer einen hohen Stellenwert eingenommen habe.“

Gerufen

Ich habe den Gekommen irgendwie vermitteln wollen, „dass ich mich immer als Gerufener gefühlt habe.“ Erzählt habe ich vom „Anruf aus dem Petrinum“ (wie meine Mutter es sagte) nach meinem Kurs für Sozialethik, Wirtschaft und Politik auf der KSÖ 1978. Gerufen wurde ich als Erzieher ins Petrinum. Erzählt habe ich,wie ich nach der Zeckenimpfung 1982 Johann Bergsmann am Gehsteig vor der alten Bezirkshauptmannschaft in Urfahr begegnet bin. Gerufen wurde ich als Pastoralassistent in die Dompfarre. Erzählt habe ich, wie der damalige ARGE-Sprecher der LaientheologInnen Oskar Bauer mich 1989  im Dompfarrhof beim Rasenmähen unterbrochen hat. Gerufen wurde ich zum Ausbildungsleiter. Erzählt habe ich vom Tür-und-Angel-Gespräch mit dem damaligen Generalvikar Ahammer und „dass ich wohl den ersten PC habe, aber nicht viel von Technik und Internet verstehe.“ Gerufen wurde ich zum Internetverantwortlichen. Mit meinem kongenialen Kollegen und Freund Stefan Greifeneder bin ich „hineingewachsen“. Erzählt habe ich vom Gang-Gespräch am Rande einer Diözesanleitungssitzung im November 2000. Gerufen wurde ich zum Leiter des K-Büros. Erzählt habe ich von meiner Entpflichtung, die ich so erlebt habe, „als würde man einem Auto die Reifen abmontieren.“ Gerufen wurde ich nach Assisi. Reifen waren für mich mit meinen Augen derzeit nicht in Sicht. Und so erzählte ich auch von einem Telefonat Ende November 2010, „ob ich nicht morgen zum Traxlmayr kommen könnte.“ Gerufen gefühlt habe ich mich für die neue Aufgabe als Geschäftsführer der ACADEMIA SUPERIOR ( http://www.academia-superior.at ). Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass „dort wieder die entsprechenden Reifen auf mich warten.“

Bischof Maximilian hat innerhalb seiner launigen Erzählungen über mich immer wieder gute Tipps und Ratschläge eingefügt. Einen davon habe ich so gehört: „Lass dich in deiner Aufgabe nicht von der Politik lenken, sondern von den Ideen und Anliegen der Menschen.“ In diesem Sinne habe ich auch zugesagt zur neuen Aufgabe.

Der 4.087ste Aufguss, Applaus und unendlich leben

Draußen Schnee – in der Blockhütte der Therme wurde eingeheizt. Mehr als 50 Personen warten auf den Saunameister. Mit „Alle gut drauf?“ betritt er die gut gewärmte Hütte. Stille. Kein Scherz. „Wird schon gut gehen, der 4.087ste Aufguss“, sagt er in die nackte Runde, die im Dunkeln sitzt.

Heiße Diskussionen

Ich erinnere mich an die regelmäßigen Sauna-Besuche im Hummelhofbad an meinen freien Montagen vor etwa 20 Jahren. Da wurde schon vor der Saunatür heiß diskutiert und die Gesellschaft bemessen, beurteilt und in jedem Fall verbessert. Damals hatte ich das Gefühl, mit der Schattenregierung Österreichs zu schwitzen. Kein Minister wurde ausgelassen und das Gesellschaftskonzept wurde in der heißen Luft ausgearbeitet. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass der Saunaofen kalt bleiben könnte und die Schweißperlen schon durch das Engagement in den verbalen Auseinandersetzungen in Gang kämen. Das die obligaten Witze in der heißesten Phase auch noch kommen mussten, kannte ich vom  Amen im Gebet. Der Saunaaufguss ohne die derben Witze wäre halb so heilsam gewesen. Dann ging die Tür auf und alles war heraus: Schweiß, die Rettung Österreichs ist gelungen und eindeutig-zweideutige Phantasien haben ihren Raum gehabt.

Abgekühlte Saunawelt

Und heute? Stille in der Sauna, von Anfang bis zum Schluss. Keine Gespräche und keine Witze. Irgendwie habe ich den Eindruck, mit jeder Schweißperle fließt ein Stück Erschöpfung aus. Jeder und jede öffnet sich für sich. Die Seelen sind müde. Die Rettung der Welt wird nicht mehr gelingen. In der ganzen Thermenlandschaft höre ich  keine diesbezüglichen Gespräche. Die meisten Menschen leben als Hamster im Rad und steigen hier aus. „Einfach da sein“ liegt heute in der Luft. Ruhe, Entspannung und das Leben draußen soll auch ganz draußen bleiben. Und so heizt heute nur der Saunaofen. Der Saunameister hat die Devise ausgegeben, dass wir überleben werden. Am Ende wird er für diese Ermutigung auch mit  Applaus bedankt. Es ist gut gegangen – in aller Ruhe. Auch ich bin diesmal alleine unterwegs. Irgendwie fehlt mir etwas und doch auch wieder nicht.

Kein Applaus um 18 Uhr

Schon am Nachmittag liege ich mit dem Buch „Endlich Unendlich“ auf meiner Liege. Wie weit kann die Genetik das Altern „zurückschieben“ und wie weit sind nicht Gene, sondern Umwelteinflüsse auf den Menschen entscheidend. Ich weiß, dass diese Zeile zu einem ganzen Buch zu wenig ist. Der Autor Markus Hengstschläger wird es verzeihen, weil damit der Wunsch, es zu kaufen und ganz zu lesen, vielleicht wachgerüttelt wird. Mein zweites Auge verliert sich aber immer öfter hinein in die Baugrube, die gleich nebenan von etwa 10 Männern bei Regen und Schneetreiben „bearbeitet“ wird. Ich im Warmen, in Gedanken zwischen Unendlichkeit und der Endlichkeit und sie bei Minusgraden im nassen kalten Wetter bei der Arbeit. Ob das ihre Lebenserwartung schmälert? In jedem Fall legen sie die Basis dafür, dass ein Saunameister in naher Zukunft den schwitzenden Seelen zurufen kann: Es ist gut gegangen. Er wird wieder Applaus ernten. Und ich bleibe mit der Frage und bei meinem Buch hängen: Wer applaudiert den 10 Männern, die bei diesem kalten Sauwetter am Samstag die Basis für heiße Luft legen?

Die Weite der Zukunft reizt mich. Zukunftsarbeit für OÖ

„Diese neuartige Denkwerkstatt macht es sich zum Ziel, aktuelle ökonomische, gesellschafts- und sozialpolitische Herausforderungen auf nationaler und internationaler Ebene zu identifizieren, um konkrete Lösungsvorschläge für unsere Zukunft zu entwickeln.“ – diese Herausforderung wurde an mich herangetragen und dafür möchte ich in Zukunft meine Energien, Zeit und Ideen investieren. Schon immer haben mich Zukunftsfragen gereizt. Die Möglichkeit, sie in einem so hochkarätig besetzten Think Tank strukturiert zu bearbeiten, finde ich spannend.

Es gibt keine Einschränkungen

Im ersten Gespräch mit Landesgeschäftsführer Michael Strugl wurde die Offenheit dieser Akademie angesprochen: „Es gibt keine Einschränkungen und Vogaben. Alles, was Relevanz für Oberösterreich hat, soll darin erarbeitet und auf die Region heruntergebrochen werden.“ Es geht darum Anstöße zu liefern für die Politik und Entscheidungsträger in Oberösterreich. Gearbeitet wird interdisziplinär und fächerübergreifend. Es ist auch vorgesehen, dass anstehende Themen erarbeitet und konkrete Lösungen vorgeschlagen werden.

Die Weite des Denkens

Im Gespräch mit Univ.Prof. Markus Hengstschläger, der als „inhaltlicher Intendant“ in der Akademie mit den  mehr als 40 international renomierten ExpertInnen aus den unterschiedlichsten Fachgebieten die Themen und Lösungen vorantreiben wird, wurde klar: Es braucht die Weite des Denkens und den Mut, sich mit dem Neuen intensiv auseinanderzusetzen. Es wird sicherlich spannend, vom Nobelpreisträger bis hin zu den Besten aus Medizin, Ökonomie, Soziologie, Physik, Bildung oder Geisteswissenschaftern Ideen zu hören, wie Zukunft besser gelingen kann.  Entlang eines neuartigen Prozessdesigns wird sich die Academia Superior selbst als Impulsgeber entwickeln.

Mit 1. Jänner 2011 werde ich als Geschäftsführer mitgestalten und für alle Aktivitäten verantwortlich zeichnen. Einem breiten Publikum wird die Zukunftsakademie am Donnerstag, 2. Dezember 2o10 im Oberbankforum vorgestellt.

Wenn Schnee ins Getriebe kommt

„Von Sattledt nach Linz 1h25min!!! Was will man mehr, toller Linzer Knoten!!!“ – so schreibt Siegi S auf Facebook am Montag früh. Kommt das weiße Nass in Form von Schnee vom Himmel, so hat man den Eindruck, geht fast gar nichts mehr. Zumindest auf den Straßen. Der Schnee ist eine kollektive Bremse, die angezogen wird. Ein Stück Angst, ein wenig Ungeschicklichkeit und ein paar Sommerreifen tun das ihre. Die durchorganisierte Welt geht vom Gas bzw. muss vom Gas. Mir gefällt das. Auch, weil ich genau jetzt, wo unendlich viele  irgendwie irgendwohin müssen, bei meinem Laptop sitze und im trockenen und warmen Arbeitszimmer die unverschneiten Tasten beklopfe. Ich kann mich noch gut erinnern, wie vor drei Jahren auch überhaupt nichts mehr gegangen ist. Der Schülerbus hatte mehr als eine Stunde Verspätung. Einzelne Kids hatten daraufhin die Eltern informiert, dass nichts weitergeht. Da sind tatsächlich Eltern mit ihren Autos aufgetaucht  und haben versucht, auf eigene Faust die Kinder in die Schule zu bringen, wo auch keine LehrerInnen waren, weil sie ebenfalls im Schnee gesteckt sind. Dort uwrde mir klar, dass eine gelassene Haltung zur Realität verloren gegangen ist. „Heute geht nichts, wir gehen wieder heim“, war nicht mehrheitsfähig an der Bushaltestelle. Schade, dass der Mensch diese massiven Interventionen nicht positiv lesen kann: Es ist Zeit, einen Tag untätig zu verbringen.

Muss es wirklich das Auto sein?

„08:08… im zug nach innsbruck…“, so schreibt über ihr iPhone Susi S. am verschneiten Montagmorgen. Sie wollte die Strecke aus verschiedenen Gründen mit dem Auto packen. Sie hat sich aber in diesem Umfeld lieber dem öffentlichen Verkehr hingegeben. Das wird ihre Nerven sparen und sie wird, auch wenn es mit Versprätung ist, in Innsbruck ausgeruht und ungefährdet ankommen. Das öffentliche Verkehrsmittel ist deshalb so fein, weil es mich in meiner Haltung ändert: Vom Weg-Macher hin zum Getragenen oder besser Gefahrenen. Das Auto vermittelt den Eindruck, als könnten wir individuell handeln. Spätestens der Schnee macht uns bewusst, dass wir nicht nur gebremst sind, sondern uns auch der Schein der Individualität echt unter Druck setzt.

Ein bischen Schnee im Getriebe wird zur guten  Herausforderung, nicht nur auf der Straße, sondern vor allem  im Kopf: Was läuft da eigentlich Tag für Tag mit mir?

Linzer Bürgermeister im Gespräch mit Linzer SeelsorgerInnen: Es wird nicht gekürzt

„Wir denken nicht daran, Subventionen zu kürzen“, war eine der ermutigenden Aussagen des Linzer Bürgermeisters Dr. Franz Dobusch beim Treffen mit dem Linzer SeelsorgerInnen aus den Pfarren und Seelsorgeeinrichtungen. Ausgangspunkt für diese Antwort war die Frage nach den Zuwendungen zu den kirchlichen Jugendzentren im Stadtgebiet. Dobusch verwies darauf, dass die Stadt 38,2 % des Budgets für den Sozialbereich ausgibt. Die Gesamtförderung an kirchliche Einrichtungen betrug im Jahre 2009  3,357.000.- EUR. Die bisherige Vorgehensweise bei Projekten soll beibehalten werden. „Ich halte nichts davon, durch Kürzungen die wertvolle Arbeit vieler Ehrenamtlicher – nicht nur in den Pfarren – zu demotivieren“, ist Dobusch ganz klar: „Man kann weiterhin mit Subventionen rechnen und mit einer pünktlichen Zuweisung.“

Es geht nicht nur um das Geld

Beim Gespräch im Linzer Rathaus, an dem von Seite der Stadt Bürgermeister Franz Dobusch, Vizebürgermeister Klaus Luger und Bezirksverwaltungsdirektorin Martina Steininger teilnahmen, informierten sich die  etwa 50 SeelsorgerInnen darüber, wie sich die Stadt weiterentwickeln wird. Angesprochen wurden vor allem die Neubauten wegen der zu erwartenden Zuzüge in den Pfarren, die soziale Situation in den Stadtteilen, die Bevölkerungsentwicklung in Hinsicht auf die Seniorenbetreuung und die Kindergartensituation. Viele Pfarren betreiben einen Pfarrcaritas-Kindergarten. Die Stadt steht aus sozialen Gründen zum Gratismittagessen im Kindergarten. Auch in den Pflichtschulen wird ein Mittagessen zur Verfügung gestellt. „Täglich werden an die 10.000 Essen zubereitet“, weiß der Bürgermeister. Das entlastet berufstätige Frauen und der gesundheitliche Aspekt ist auch zu bedenken.  In der Weiterentwicklung der Kindergärten geht Dobusch davon aus, „dass mit jedem Kindergartenerhalter ein Einzelvertrag erstellt werden wird.“ Er betont, dass die Zusammenarbeit gut funktioniert und strahlt auch bei kniffligen Detailfragen Gelassenheit aus. „Es wird sich einspielen“, ist er überzeugt.

Migration und Integration als Hauptthema

Vizebürgermeister Klaus Luger informierte die SeelsorgInnen über die 23 Maßnahmen der Stadt Linz für eine bessere Integration.  Die SeelsorgerInnen sehen hier gute Anknüfungspunkte für ein gemeinsames Arbeiten. Für eine bessere Nachbarschaft, Sportangebote, Kultur oder Jugendorientierungspunkte sind „Schnittflächen“, wo die Kirche ihren Beitrag leistet und weiterhin leisten wird. Luger erwähnte auch, dass man alle rechtlichen Möglichkeiten ausnützen wird, um Menschen, die länger als fünf Jahre hier gut integriert sind, ein Bleiberecht zu erwirken. Diese Bemühung wurde mit heftigem Applaus gewürdigt. „270 Personen könnten jederzeit abgeschoben werden“, betonte Luger.

Nach mehr als zwei Stunden bedankte sich Helmut Part als Regionaldechant für die Einladung in das Rathaus und das offene konstruktive Gespräch.