Frauen stehen für „prophetische Perspektive“ der Kirche

Was Bischof Manfred Scheuer in seiner Predgit beim 10-Jahrejubiläum der Frauenkommission in Innsbruck sagte, ist bemerkenswert und ein Aufleuchten der neuen jesuanischen Kirche.  Genau diese Kräfte müssen nicht nur gestärkt werden, sondern müssen selbst im Bewußtsein leben, dass sie mit ihrem Frausein, jedem Engagement und allen Aktivitäten, ihrem Feiern und Trauern ganz zentral auf den Kern von Kirche verweisen, auf Gott als Mutter und Vater, auf Christus und den neuen Geist einer neuen geschwisterlichen Gemeinschaft.

Prophetische Perspektive

Die Frauenkommission der Diözese Innsbruck stehe für eine „prophetische Perspektive“ in der und für die Kirche. Mit dem Aufzeigen von Nöten und Benachteiligungen von Frauen leiste sie einen „unverzichtbaren Dienst an Kirche und Gesellschaft“. Sie stehe „für den Schmerz, dass Frauen in den unterschiedlichsten Lebensvollzügen von Kirche zu wenig Einlass finden“. Mit diesen Worten würdigte Bischof Manfred Scheuer anlässlich des zehnjährigen Bestehens dieser Kommission deren Tätigkeit und Engagement.

Die Frauenkommission, so der Bischof in seiner Predigt bei der Jubiläumsfeier, störe „Felder der Gewohnheiten“, stelle Fragen und rege zum Nachdenken an. Zugleich schaffe sie „heilsame und sorgende Räume für Gemeinschaft“ und „Begegnungsmöglichkeiten, damit Frauen sich vernetzen, miteinander im Glauben unterwegs sein und diesen feiern können“. Sie zeige großes Engagement, soziale Sensibilität und helfe, das Leben so zu gestalten, dass „Menschen Beheimatung und Freude am Glauben erleben können“.

(Quelle: Diözese Innsbruck > http://bit.ly/cgae7C )

Wie kann man da noch ruhig schlafen?

„Den Abschiebetermin soll die Bezirkshauptmannschaft festlegen“. Das ist nicht Sachlichkeit im Falle Zogaj, sondern blanker Zynismus. Gesetz und Herrschaft weit über dem Menschen. Jesus schreit auf. Wir ChristInnen tun es auch. Die Innenministerin zeigt jenes Gesicht, das sie in Wahrheit hat. Hart, nein härter als Stein. Und ich prognostiziere: Auch die ÖVP-OÖ wird hier nichts dagegensetzen. Gut, dass sich die Caritas eindeutig zu Wort meldet und Pfarrer Friedl offen die Folgen anspricht. Es raubt auch mir den Schlaf, wenn jederzeit die Fremdenpolizei ausrücken könnte.

Es braucht Menschlichkeit und Solidarität

Der Linzer Caritasdirektor Matthias Mühlberger hofft auf eine „menschliche Lösung“ für die Familie Zogaj. Obwohl der Verfassungsgerichtshof am Montagfrüh eine Beschwerde gegen die Ausweisung der Flüchtlingsfamilie in den Kosovo ablehnte, wolle er trotzdem an die verantwortlichen Politiker appellieren, im Umgang mit der Familie Menschlichkeit walten zu lassen, so Mühlberger am Montag in einer Stellungnahme gegenüber „Kathpress“. Darüber hinaus forderte der Caritasdirektor Solidarität mit den Zogajs ein. „Als Christen sollte es eine Selbstverständlichkeit für uns sein, dass wir gegenüber Menschen in einer derartigen Krisensituation Mitgefühl zeigen und sie in ihrer Not nicht alleine lassen“, so Mühlberger. Auch Pfarrer Josef Friedl, der die Familie mittlerweile seit Jahren betreut, hofft auf Alternativen zur drohenden Ausweisung: „Es gibt ja auch menschliche Lösungen.“ Sollte es zur Abschiebung kommen, fürchte er vor allem um die unter Depressionen leidende Mutter Nurie Zogaj. Sie werde „wahrscheinlich zugrunde gehen“.

Fekter: „Arigona muss Österreich verlassen“

Innenministerin Maria Fekter hat am Montag die Außerlandesbringung angekündigt: „Arigona Zogaj muss Österreich verlassen“, so die Innenministerin in einer Aussendung. Grundsätzlich könne die Ausreise ohne Zwangsgewalt erfolgen, jedoch: „Wer nicht selbstständig ausreist, wird von der Fremdenpolizei abgeschoben.“ Wann die Außerlandesbringung erfolgen werde, sagte das Ministerium nicht, ein Sprecher meinte aber: „So bald wie möglich.“ Den Termin soll die Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck festlegen.

Danke Caritas OÖ für den klaren Blick und das klare Wort!

http://www.caritas-linz.at

(Quelle: kathpress.at)

Bischöfliche Visitation in „meiner Pfarrgemeinde“

Die Bischöfliche Visitation in meiner Heimatgemeinde Kirchschlag findet heute und morgen statt (12./13. Juni 2010). 1995 war der letzte offzielle Besuch aus der Diözesanleitung durch Bischof Maximilian Aichern.

Seit 1964 ist Kirchschlag eine eigene Pfarre – längere Geschichte

Die Ansiedlung am Breitenstein bekam schon sehr früh eine kleine Kirche. Um 1230 wurde mit dem Bau einer kleinen Kapelle der Grundstein für die heutige Anna Kirche gesetzt. Die einschiffige Kirche wurde 1748 als Filialkirche von Hellmonsödt vom Barockbaumeister Johann Mathias Krinner erneuert. Das Gotteshaus wurde in der Nachkriegszeit zu klein und so wurde die Kirche 1964 durch einen modernen Zubau vergrößert. Der alte barocke Hochaltar wurde in den neuen Zubau übernommen und fügt sich heute gut ein. Auffällig am Altar sind die schönen barocken Statuen des Hl. Wolfgang (links oben), des Hl. Alexius (rechts oben), des Hl. Heinrich (links unten) und der Hl. Kunigunde (rechts unten).  Die Statuen der Seitenaltäre (Mutter Gottes und Jesus am Kreuz) stammen aus der alten Kirche. Der Hl. Florian (links) und der Hl. Christophorus (rechts) zieren den Übergang vom alten zum neuen Teil der Kirche. Zahlreiche Kapellen und Marterl schmücken das Pfarrgebiet von Kirchschlag. Die berühmteste ist die Heinrichskapelle im Badhaus.  Das jüngste Marterl ist das Christus-Marterl am Breitenstein, errichtet von den Firmlingen im Jahre 2001 im Rahmen der Firmvorbereitung. Am 29. Juni 2008 wurde das neue St. Anna Pfarrzentrum eröffnet und gesegnet. Es gibt allen pfarrlichen Gruppen Platz, ebenso der Bibliothek und ist Spielstätte für das Amateurtheater Kirchschlag. Die neue Aufbahrungshalle ist am Knotenpunkt zwischen Kirche und Pfarrzentrum angesiedelt und ist durchstrahlt vom goldenen Licht des Himmels in diesen dunklen Stunden. Die Emmausgeschichte ist die Leitgeschichte der Pfarre und an zentraler Stelle in der Kirche dargestellt. Sie vermittelt den Menschen die Hoffnung: Gott geht alle Wege mit.

Pfarrgmeinderat leitet die Pfarre

Seit 2003 sind wir hier in Kirchschlag eine Pfarre, wo der Pfarrgemeinderat die Pfarre leitet. Der Pfarrprovisor ist unser priesterlicher Begleiter und geht mit. Das folgt der Einsicht des Zweiten Vatikanischen Konzils, „dass die Kirche den Getauften gehört und dass das Volk Gottes Zeichen und Werkzeug für die Nähe und Liebe Gottes unter den Menschen ist“. Gemeinsam Verantwortung tragen ist deshalb das Motto. 60 Schlüssel sind ausgeteilt und jede und jeder einzelne sorgt und gestaltet damit mit, verantwortungsvoll und seit zwei Jahren ohne irgend einen „Zwischenfall“. Mein Zugang ist ohnehin der: Gebt den Getauften die Schlüssel und sie werden in der Spur Jesu gehend einen Teil der gemeinsamen Last mittragen. Wir erhoffen uns von der Bischöflichen Visitation Ermutigung und Ansporn, auf diesem Weg weiterzugehen. Ich denke, dass das auch so kommen wird. Bischofsvikar Willi Vieböck ist meiner Erfahrung nach ein Ermutiger.

Wenn Jugendliche erleben, dass Kirche cool ist

Wer soetwas behauptet, gerät in Verdacht, die Realität der heutigen amtskirchlichen Vorgänge nicht sehen zu wollen. Oder er ist in den 60er-Jahren aufgewachsen und war beim Aufbruch dabei. Und doch gibt es jene Orte heute, wo Jugendliche sich wohl fühlen, verstanden wissen und sich in ihrer Art ausdrücken dürfen. Bei der Jugendkirche Lange Nacht in Christkönig war das so.

Jugendliche machen sich ihre Kirche

Das aktuelle TheologInnen-Forum der Theologiestudierenden Linz titelt auch so. Hintergrund ist die Frage, ob JugendleiterIn ein Beruf sein kann für eine angehende Theologin oder einen Theologen. Die Jugendleiterin von Gmunden meint: „Wenn Jugendliche erleben, dass Kirche cool ist, weil es tolle Veranstaltungen gibt, weil ich hier mit jemanden reden kann und verstanden werde, werden sie sich in Zukunft mit ihr verbunden fühlen.“ Da ist ihr wirklich recht zu geben. Kirche lebt von den authentischen Menschen, die sich in den Dienst des Evangeliums und der jesuanischen Spriritualität nehmen lassen. Prof. Lechner von Benediktbeuern meint daz: „Jugendpastoral ist das Bemühen der Kirche um ein Verhältnis zu jungen Menschen in deren Lebenswelten, damit sie die humanisierenden Lebensmöglichkeiten des Evangeliums entdecken, sich den Glauben aneignen, ihre je eigene Berufung im Volk Gottes erkennen udn ihren dynamischen Beitrag dazu leisten, dass Kirche Zeichen und Werkzeug einer Kultur des Lebens wird.“ Gestochene Definition mit allem drinnen, worauf es ankommt. Allerdings hat das Langzeitfolgen: Die Kirche wird nicht mehr so aussehen, wie sie sich heute öffentlich von oben her darstellt.

Das Evangelium, die jesuanischen Dynamiken sind bei Jugendlichen gefragt, wenn sie von den jetzigen „Jugendkapläninnen und Jugendkaplänen“ authentisch gelebt werden. Und das tun sie, zusammen mit den ehrenamtlich Engagierten mit viel Empathie und wunderbaren neuen Ideen – wie bei der Jugendkirche in Linz-Christkönig.

Erinnern mit Brot und Wein

Sicherlich werden sie auch in den liturgischen Formen experimentieren. Sie werden singen, tanzen, schweigen, beten und sich mit den Zeichen von Brot und Wein daran erinnern, „welchen Himmel auf Erden uns Jesus eröffnet hat, gerade für junge Christinnen und Christen.“

Jesuanische Kirche im Sozialraum. Nähe hat die größte Kraft

Am 1. und 2. Juni tagt die Diözesanleitung zum „Zukunftsprozess“. Wie geht die Diözese Linz in ihre Zukunft? Welche Ziele und Maßnahmen stehen an, um dem Auftrag Jesu gerecht zu werden. Ich selber durfte heute 1. Juni ein Seminar mit dem Titel: „Vom Fall zum Feld. Soziale Räume statt Verwaltungsbezirke“ moderieren. Prof. Werner Springer von der Uni Duisburg-Essen war der Impulsgeber.

Auf der Suche nach Sinn, Glück, Entlastung und Erleichterung des Alltags

Prof. Springer erörterte  „Basics“ zum sozialräumlichen Denken und Arbeiten. Der Mensch ist „auf der Suche nach Sinn, Glück, Entlastung und Erleichterung des Alltags“. Darum geht es. Wie können zur Erfüllung dieses Wunsches vorhandene Resourcen zusammengebunden werden. Es geht darum, „Partizipation zu organisieren“. Voraussetzungen dafür sind „Akzeptanz, Empathie und Authentizität“. Das sind keine Zugaben, sondern grundlegende Haltungen. Sozialräumlich arbeiten heißt, Impuse zu setzen, damit BewohnerInnen im Sozialraum „das Heft des Handelns wieder in die Hand nehmen können.“ Jede und jeder will „das Eigene in die Welt bringen“ und nicht Objekt sein.

Wo sich Handeln an der Lebenswelt orientiert

Was ist nun wirklich ein Sozialraum? – fragt nach geraumer Zeit eine Teilnehmerin. Organisatorisch definierte Räume sind Verwaltungsräume. Der Sozialraum nimmt alles in den Blick, „wo sich Menschen im Alltag bewegen (Straße, Plätze, Wege, Funktionsträger, Institutionen, Familien, Gruppen,…), wo ihre Lebenswelt sich individuell ausdehnt.“ Jeder Mensch hat seinen und ihren Lebensraum. Dieser ist nicht territorial eingeschränkt. Die Frage ist: „Was können wir tun, damit Menschen sich in ihrem Lebensraum daheim fühlen?“. Welche Ressourcen sind da, welche können neu in Gang gesetzt und vernetzt werden, „damit der Lebensraum bewohnbar wird und bleibt“.

Größere Pfarreinheiten sind kontraproduktiv

Springer spricht ganz ungeschminkt den Trend in den deutschen Diözesen an, wo Pfarren in größere Verbände zusammengelegt werden mit dem Argument, „dass heute ohnehin alle viel mobiler sind“. Dem widerspricht er aufs schärfste. Der weitaus größte Teil der Gesellschaft ist nicht mobil. Alte, Kranke, Kinder, Armutsgefährdete, Kleinverdiener,…können sich die Mobilität nicht leisten und deshalb ist es wichtig, „dass zumindest die Kirche vor Ort bleibt und den Sozialraum mitentwickelt und kulitivieren hilft. Wer soll den Menschen sonst helfen, „einen gelungenen Alltag zu organisieren“? Meine Gedanken gehen wieder zum Zukunftsprozess in der Diözese, wo auch in größeren Räumen verwaltet werden soll. Die Gedanken gehen weiter, ob eine Kirche wie die Amtskirche überhaupt noch eine Relevanz hat, den Menschen im Alltag zu helfen. 

Begegnungen auf Augenhöhe

Jesuanischer Kirche und jesuanisch geprägte Pastoralgemeinschaft  begegnet einander auf Augenhöhe (nicht von oben herab), pflegt eine Sprache auf Augenhöhe und entwickelt ein empathische und authetische Körpersprache auf dieser Ebene. Ihre Symbole und Riten sind geschwisterlich geprägt, voller Leben. Sissi Kamptner hat in Mariazell beim Kongress die Bischöfe aufgefordert: „Verzichten sie auf die Insignien der Macht.“ Und sie sind ihr ein Stück weit gefolgt und haben Mitra und Stab in der Sakristei gelassen. Kirche kann den Sozialraum vor Ort mitentwickeln, wenn sie die Grundprinipien sozialräumlichen Arbeitens beherzigt, zu Herzen nimmt: Verzicht auf Macht, „Durchsichtigkeit“ und Vernetzungsfähigkeit.

Worum geht es?

Sozialräumlich arbeiten heißt, ganz an der Lebenswelt einzelner und von Gruppen orientiert vorgehen.
Der Wille, das Interesse und die Zielsetzung der konkreten Menschen ist die Vorausetzung für jegliche Aktivität.
Kontakt stiften und handlungsfähig machen ist die Grundintention.
Das resourcenorientierte Menschenbild (dh. wo liegen die Fähigkeiten, das Können und die Chancen der Betroffenen) ist dem defizitorientierten Menschenverständnis der absolute Vorrang einzuräumen.
Der klare und ungeschminkte Blick auf die Wirklichkeit hilft weiter.
Professionelles Agieren legitimiert sich einzig in der Lösung von Alltagsproblemen und Alltagsherausforderungen.
Buttom-up“ hat die größte Kraft zur Veränderung und jedem „Top-down“ ist mit Skepsis zu begegnen, hat den Hang zur Entmündigung.
Es entstehen dort tragfähige Netzwerke, wo jeder seinen sinnstiftenden Beitrag zur Bewältigung einer Alltagsherausforderung leisten kann.

Abschied nehmen und endlich den „Neuanfang sozialräumlich wagen“

Natürlich gehen meine Gedanken  wieder zum Zukunftsprozess. Darf die Diözese den eingeschlagenen Weg des „sozialrämlichen Entwickelns“ weitergehen oder wird er von oben als zu gefährlich eingestuft. Dieser Weg ist als „Linzer Weg“ von den Betroffenen positiv und von oben herab negativ apostrophiert worden. Von Rom, vom Gehorsam hat der Bischof heute im Interview in den OÖN gesprochen, also „top down“ ist angesagt. Die Pfarren und Pastoralgemeinschaften entwickeln sozialräumlich ihre Pfarrgemeinschaften. Ehrenamtliche sind hochmotiviert, wenn sie um der Menschen willen arbeiten können. Daher ist mein Gedanke: Wagen wir den ganz konsequenten sozialräumlichen Ansatz für die Weiterentwicklung der Kirche, einer Kirche unten, bei und mit den Menschen – eben: um der Menschen willen.
Das heißt aber auch, dass die finanziellen Ressourcen „unten bleiben müssen“, strukturell und ganz praktisch. In Reichenau zahlen zB. etwa 100 Personen ihren Kirchenbeitrag als Zweckwidmung „Soziales“ direkt in die Pfarre.

Außerdem: Wenn ich diesen heutigen Tag  mit Jesus und seinem Leben in Verbindung bringe, dann bin ich mir ganz sicher, dass ER ein hervorragender Arbeiter im Sozialraum war, ein Sinnstifter, ein Vernetzer und „voller Akzeptanz, Empathie und Authentizität“.

BERGpredigt 2010: Die beste Predigt ist ein offenes Ohr und eine helfende Hand. Wortlaut des Briefes von Ernst Aigner an den Papst und Fotos

Wortlaut des Briefes von Ernst Aigner: http://bit.ly/aD8ftG
Fotos von Josef Pfisterer, Fritz Allerstorfer und Teresa Kaineder: http://bit.ly/b6g9GB
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Eine gewisse Gelassenheit hat mich in den letzten Tagen begleitet. Der Blick auf die Wettervorhersage hat dem Pfingsmontag immer eine Sonne gegeben. Und so war es auch. Ein wunderschöner Tag, an dem die Hauptpredigt der Berg selber gehalten hat. Ein weiter Blick über ganz Oberösterreich. Dankbar zu sein und gemeinsam hinhören auf das, was der Geist Gottes in die Luft gelegt hat.

Wer kommt ist da

Ich selber habe mit einer kleinen Gruppe den Aufstieg vom Tal in Ebensee Talstation aus genommen. Es war ein guter Aufstieg über mehr als 1200 Höhenmeter. Schöne Steige im Wald bis hin zur Durchquerung der „zivilisierten Schiwelt und damit malträtierten Natur am Feuerkogel“. Der Alberfeldkogel selber wirft keinen Blick auf diese Narben in der Natur. Um 11.40 Uhr komme ich zum Gipfel und viele warten schon. Einige kenne ich und freue mich sehr, dass gerade sie da sind. Andere gehen spontan auf mich zu und freuen sich über die Idee. Verbreitet hat sich sich über das Internet und über die Linzer Kirchenzeitung. Um 12 Uhr hören wir in der größten Kathedrale Gottes auf die Stille der Natur und beginnen dann langsam zu singen. Pfingstliche Lieder und einige auch gleich mehrstimmig. Ich spüre, dass die, die da sind, erfüllt sind von einem tiefen und freudigen Glauben. In der Luft liegt auch die Sehnsucht nach einer Kirche, die in den Reformanliegen endlich mehrere Schritte weitergeht. Ernst Aigner hat mit seinem Brief an den Papst die Empfindungen und Sehnsüchte der Anwesenden gut getroffen und sehr scharf zugespitzt. Applaus für seine Gedanken. Auch die Wortmeldungen der Anwesenden, die spontan erfolgt sind, waren mutmachend, genauso wie das gemeinsame Vater unser im Zeichen von Brot und Wein und dem Segen von einem „Gott des Aufbruchs“.

Nachzulesen auf der Diözesanhomepage

Dort ist am 25. Mai 2010 zu lesen: „Ausgehend von der Bergpredigt Jesu deute Ferdinand Kaineder einige Basics jesuanischen Lebens. Es gilt eine „andere Ordnung“, wie in den Seligpreisungen angesprochen. Gerade auch das Wort von der „rechte Sorge“ erinnert uns daran, dass wir alles von Gott bekommen, was wir brauchen. Das Füreinander sorgen wird in der Goldenen Regel zum Ausdruck gebracht und „nimmt den anderen immer in mein Denken und Handeln herein“. Die Kirche selber muss Zeichen für diese jesuanische Lebenssicht sein und darf sich nicht in „Machtansprüche über den Menschen vergehen“. Ihre Unbeweglichkeit in den schon so oft vorgebrachten Reformanliegen zeigt, „dass sie zum Teil nicht in der Spur Jesu läuft“. Es kommt auf jede und jeden von uns selber an, dass wir das tun, „was Jesus für die heutige Zeit in uns hineingepflanzt hat“.  
Ernst Aigner, Relgionsprofessor und Kabaretist, hat in einem sehr poinitiert geschriebenen offenen Brief an den Papst gefordert, dass seine Arbeit mit den Menschen von der Hierarchie nicht länger behindert wird: „Es nervt und zermürbt, dauernd von solchen Geschichten behindert zu werden, wenn man versucht, anderen als aufgeklärter, demokratischer Mensch das Christentum näher zu bringen.“ Angesprochen hat Aigner dabei, dass die Kirche bei vielen Menschen für autoritäre Macht, Abwertung der Frau, neurotisierende Sexualmoral und Reformverweigerung stehe.
Bevor Wein und Brot geteilt wurden, haben einzelne BerggeherInnen das Wort ergriffen. Angesprochen wurden die vielen Millionen Menschen, die auf der Schattenseite unter dunkelsten Bedingungen unseren Wohlstand erarbeiten. Immer wieder kamen Worte der Ermutigung, den offenen und menschenfreundlichen Weg der Kirche zu stärken. Unbestritten war, dass die Kirchenleitung endlich die von verschiedenen Seiten eingebrachten Reformanliegen umsetzen soll. So wurde diese erste BERGpredigt am Alberfeldkogel zu einem ermutigenden und solidarischen Zeichen für eine jesuanisch geprägte Kirche.“

In Verbundenheit zu vielen Orten des Aufbruchs

Beim Abstieg mußte ich immer wieder daran denken, wie viele Gruppen und Initiativen sich schon zusammengetan haben, um der römischen Kirche Mut zu machen oder sie in Bedrägnis zu bringen, „weiterzugehen“. Immer wieder, wie es auch in der Bibel vom Bitten geschrieben steht. Es kann doch nicht sein, dass „Wir sind Kirche“, die „Laieninitiative“, die „Pfarrerinitiative“, die „Weizer Pfingstvisionen“, der „Kongress von Mariazell“, die positiven Erfahrungen am „Linzer Weg“, die Aktion „Hallo Rom“ der KJ, usw. ungehört verhallen. Die beste Predigt Roms wäre in diesem Fall: ein hinhörendes Ohr und eine Hand, die endlich Dokumente unterschreibt, die schon vor 20, 30 Jahren erstellt wurden. Heiliger Geist: Gibt Mut und einen Ruck. Sie werden dann sehen: Macht verloren aber Menschen für die Sache Jesu begeistert.

 

 

 

 

 

 

 

Wortlaut des Briefes von Ernst Aigner

Auf der Website von Ernst Aigner (  http://bit.ly/aD8ftG ) ist der Brief nachzulesen, der am Gipfel vorgelesen wurde: „Über das Haupt und das Oberhaupt und überhaupt über die Kirche“

Steigt herab aus der römisch-klerikalen Steilwand. Ein neues Miteinander ist möglich. Überall.

Pfingsten ist die Geburtsstunde der Kirche, so lautet der Befund. Aber welcher Kirche? Was hat der Geist Gottes mit den Jüngerinnen und Jüngern gemacht? Wozu hat er sie angezettelt, angestachelt und was hat er damit bewirkt?

Im Gestrüpp der Sprachlosigkeit gefangen

Die Litanei der Reformanliegen an die römische Kirche wird immer länger. Wenn sie kraftvoll, öffentlich und von verschiedenen Vorbetern vergetragen wird, dann erblassen die Vertreter der Hierarchie, ärgern sich und verhedern sich im Gestrüpp der Sprachlosigkeit. Selbt jeden Worte, die sie finden, sind der Ausdruck der Machtlosigkeit dieser fatalen Situation gegenüber. „Glauben sie nicht, dass wir nicht über alle diese Themen mit Rom reden“, war die Antwort von Kardinal Schönborn auf das vehemente Nachfragen der Pfarrgemeinderäte. Das sagt aber noch gar nichts. Sie werden schon darüber reden in einem demütigen Gehorsam denen gegenüber, die mit aller Macht ihr System ihr römisch-klerikales Kirchenbild verteidigen. Da ist kein Milimeter Platz für jenen Geist, der die machtlosen, desperaten und ängstlich gewordenen Jüngerinnen und Jünger damals erfasst hat, jenem Geist, der den Hl. Franziskus mit seiner einfachen Idee vom Leben in Richtung Rom geschickt hat. „Die in Rom haben ja keine Ahnung mehr, was Jesus und sein heilender Geist damals in die Welt gebracht hat“, resümierte mir gegenüber eine glaubensstarke,  lebenserfahrene und lebensfrohe 87-jährige Ordensfrau.

Steigt herunter und geht mit dem Volk

„Steigt herunter von der römisch-klerikalen Steilwand, in die man euch hineingelockt hat durch Stab und Mitra. Die Hacken und Seile sind brüchig geworden, wie man in den letzten Wochen sehe konnte. Die vatikanische Hierarchie läßt euch am Seil zappeln. Das ist für euch als Hirten nicht angenehm und läßt euch vom Volk Gottes aus gesehen lächerlich erscheinen. Verlangt, dass ihr zum Volk hinabsteigen, euch in das Volk heinwerfen dürft. Das Volk der Getauften wird euch auffangen und euer Amt mittragen, wenn ihr mit dem Volk geht.“ – das ist mein Tagebucheintrag am Vortag des PGR-Kongresses in Mariazell.  Viele Wortmeldungen haben diese tiefe Sehnsucht kraftvoll zum Ausdruck gebracht.  Das Volk Gottes ist „verwirrt“, weil ihre Hirten zappeln und in ganz eigenartigen Zwischenwelten leben müssen.

Das offen Miteinander auf Augenhöhe

„Wo finde ich Jesus heute  wirklich? Wo muss ich da hinschauen?“, fragte mich dieser Tage recht keck ein junger Mann, den ich flüchtig kannte. Er hat mir dann erklärt, dass er alles, was er von der Kirche derzeit sieht und hört, nicht zu seinem Jesusbild passt. Er sprach von Kirche und meinte die Amtskirche. Jesus hat alles unternommen, um Menschen heraufzuheben und herunterzuholen auf Augenhöhe. Ehrlich und ohne Taktik. Jesus hat dabei „verloren“ und doch so viel gewonnen. Pfingsten hat Menschen neu zusammengeführt, auf Augenhöhe wurde ein Verstehen, ein neues Verstehen möglich. Unglaublich. Ja, ein Wunder. Damit dieses Wunder heute auch geschehen kann, braucht es zumindest ein bereites Hinhören und den Willen, dass sich nicht nur mein Wille durchsetzen muss. Das braucht nich nur die Kirche, sondern ist der erwartet Impuls für verschiedene gesellschaftliche Felder. Auch dort sind „unheilige Hierarchien am Werk“.

Dem Nachbarn den Kühlschrank ausgeräumt und jetzt darf er nicht einmal auf (s)ein Bier kommen

Klaus Werner-Lobo hat bei der 20-Jahrfeier der Caritas Auslandshilfe mit einem starkten Beispiel zur Veranschaulichung der derzeitigen Staats- und Konzernpolitik aufgerüttelt.

Kühlschrank ausgeräumt

„Wir gehen derzeit mit den Asylwerbern aus Afrika so um, wie zwei Nachbarn. Einer hat dem anderen ohne Fragen den Kühlschrank ausgeleert und veranstaltet mit dem Bier ein rauschendes Fest in seinem Garten. Nun kommt der andere Nachbar und fragt, ob er (s)ein Bier mittrinken darf. Der andere Nachbar erlaubt ihm das nicht, sondern verjagt ihn zurück in sein Land.“ Dieses Beispiel zeigt sehr anschlaulich, wie wir die Basis unseres Wohlstandes „holen“ und die Menschen, die bei uns anklopfen schroff abweisen.

1:4:5

„Armut weltweit – eine globale Herausforderung“ lautete das Thema des Abends. Wenn die Weltbevölkerung die 10 Finger sind, dann besitzt ein Finger 80 % des Geldes und aller Ressourcen. 4 Finger sind wir im „weltweiten Mittelstand“. Wir werden abhängig gehalten von dem einen Finger und dürfen uns auch nicht solidarisieren mit den restlichen 5 Fingern, die im Vergleich nichts haben. 1,4 Milliarden Menschen sind nicht verarmt, sondern verelendet und müssen auf alles verzichten, was die normalen Grundbedürfnisse sind. Das macht Prof. Andreas Obrecht in seinem Statement anschaulich. 0,05% der industriellen Wertschöpfung könnte das beheben. Es ist unglaublich, mit welcher Ignoranz hier nichts weitergeht, während über Nacht 750 Milliarden EUR aufgetrieben werden.

Information, Agitation und Solidarisierung

„Zu Fuß gegen Armut“ hat die Caritas OÖ diese Woche „am Programm“. Einen Tag bin ich mitgegangen. Bei Gegenwind und Regen sind wir donauaufwärts auf Linz zugegangen. Am Hauptplatz haben wir die „Armutsfalle“ augenommen und durch die Landstraße zum Dom getragen. Schwer war sie und nicht einfach wegzubekommen. Am Dom machten „Armutszeugnisse“ betroffen, gelesen von August Schmölzer. Eine davon kann auf Video nachgehört und nachgeschaut werden ( http://www.youtube.com/watch?v=G3_R9ShvCrY ). „Es braucht gegen diesen ungerechten Wahnsinn mehr Menschen, die aufstehen und informieren und agitieren gegen die, die derzeit alles haben, besitzen, lenken und steuern“, sagte mir Klaus Werner-Lobo am Buffet. Ich bin auch überzeugt: Freiwillig werden die Habenden auf nichts verzichten, weil sie doch selber propagieren „Geiz ist geil“. Es braucht noch mehr Nachbarn, die sich ihr Bier wieder zurückholen, ob es der laufenden Gartenparty passt oder nicht….