Die Kunst besteht darin, Wesentliches zu betonen und erlebbar zu machen

Sehr gut geschlafen. Wunderbares und kaltes Winterwetter. Ein kurzer Besuch bei den ehemaligen KollegInnen wärmt. In der Kirchenbeitragsstelle Linz gibts einen Kaffee. Diese morgendlichen Stationen sind nicht direkt an die Pfarren gebunden. Und doch hat es mich dorthin getrieben, bevor ich die City wieder verlasse.

Weihwasser an der Schwelle

Schon beim gestrigen Ankommen beim Dom verspürte ich eine besondere Stimmung. Am Morgen ist der Dom von der bitterkalten Wintersonne beleuchtet. Ich betrete den Dom von hinten, wie es Dompfarrer Strasser immer wieder macht und anregt. Zehn Jahre war ich hier Pastoralassistent und heute bin ich als Stadtpilger da. Gleich beim Eingang in den Dom fällt mir auf, dass das Weihwasser neu beleutet ist. Ich bekreuzige mich damit als Erinnerung an die Taufe, die Berufung. Mein Licht entzünde ich bei der Pilgermadonna und gehe in den Pfarrhof. Dort werde ich freundlich begrüßt und der Dompfarrer nimmt sich auch Zeit. Ich erzähle ihm von meiner Wahrnehmung des beleuchteten Weihwassers an der Schwelle zum Dom. „Es freut mich, dass dich das anspricht. Es sind doch unsere fundamentalen Zeichen, die wir den Menschen mit Aufmerksamkeit mitgeben können“, meint er. Insofern ist der Dom „Vorbildkirche“ für andere. Ein kleines, aber sehr aufmerksames Detail, das ich heute neu vom bekannten Mariendom mitnehme.

Heute geht es drunter und drüber

In der Kapuzinerstraße treffe ich auf Franz Heinz, der zur Personalsitzung in den Bischofshof geht. „Gibts was Spannendes“, meine Frage. „Nein, das Übliche“, seine Antwort. Der Aufgang zur Kirche von St. Matthias ist seit über 20 Jahren durch die Graffitis der Jugendlichen vom Kapu „geziert“. Ich weiß um den Ärger, den der Pfarrer mit diesen Schmierereien hat. Die Kirche ist still und es gibt – wahrscheinlich wegen des benachbarten Jugendzentrums – keine frei zugängliche Stelle zum Licht entzünden. Der Pfarrhof ist offen, aber niemand da. Der Hausmeister will den Pfarrer suchen, findet ihn nicht. Ich treffe eine Frauenrunde, die den Fasching vorbereitet und wir haben eine lustige Konversation. Dann mache ich mich auf den Weg hinüber nach St. Margarethen. Auf halbem Weg hinauf auf den Freinberg ruft Pfarrer Fink an: „Entschuldige, dass ich nicht da war, aber heute geht es drunter und drüber. Pfarrsekretärin und Pastoralassistentin sind nämlich nicht da.“ „Wir kommen ja in Zukunft ohnehin viel zusammen“, ist mein Trost.  Franz Fink ist Dechant von Linz Mitte und wir werden gut miteinander arbeiten.

Pfarrhaus ist offen

Ein Schüler weist mir den Weg über die Kaiser Franz Josef Warte hinüber nach St. Margarethen – den Linzer Kalvarienberg. Zuerst aber genieße ich den Blick über das weiße Linz an der schwarzen Donau. Eine familiäre Kirche mit einem kleinen Friedhof hoch über der Donau erwartet mich. Im Anliegenbuch in der Kirche notiere ich mein Gebet. Das Pfarrhaus, das auf dem Schild auch als solches bezeichnet ist, ist offen.  Kinder höre ich singen und ich wage mich bis zu ihnen vor, weil alle Türen offen sind. Die Horterzieherin erzählt mir kurz über das Pfarrhaus und die integrative Funktion des Hauses für das Zaubertal. Sonst ist jetzt zu mittag niemand da. „Seien sie vorsichtig, wenn sie die Kreuzwegstiege hinunter gehen“, mahnt die freundliche Stimme. Der Kreuzweg ist ein verborgenes Juwel zwischen Donau, Straße und Berg.Im Rückblich wird mir wieder einmal klar, welche Perle da in der Felswand hängt.

Die Herrschzaftsinsignien sind verbrannt

Über die Nibelungenbrücke geht es nach Urfahr. Eiskalter Wind fegt daher und meine Schritte nach St. Leopold werden immer schneller. Lange war ich nicht mehr in dieser Kirche, die  einmal abgebrannt und dabei das Dach eingestürzt ist. Heute erinnert die teilweise angebrannte Leopoldstatue daran. Hände und Machtinsignien fehlen. Damit wird diese Statue für mich der Hinweis, dass es nicht um Macht geht, sondern um Dasein miteinander und füreinander. Das drückt der Grundriss der Kirche in der Kreuzform gut aus. Im Pfarrhaus (hier auch so bezeichnet) werde ich freundlich begrüßt und im Pfarrheim treffen sich Seniorinnen zu SELBA. Eine ältere Frau begrüßt mich freudig, schlägt mir auf die Brust und ermutigt mich. Sie schwärmen von ihrem Pfarrer, „dem besten Pfarrer der Welt“.

Kontinuierliche Erneuerung

Ich bin nicht weit unterwegs, sehe ich schon den nächsten Turm: Pfarre Christkönig oder Friedenskirche. Das Ensemble ist durch kontinuierliche Erneuerung gekennzeichnet. Neues Pfarrzetnrum, renovierte Kirche, Pfarrhof usw. Auf mich macht es ein einladende Geste. In der Kirche höre ich die Heizung laufen und es ist verhältnismäßig warm. Ich sitze lange. Ein Opa geht mit dem Enkerl eine Runde in der Kirche und ich frage mich: Warum nützen diese großen Kirchenräume nicht mehr Menschen, um der Enge der Wohnung zu entfliehen. Die Kirche hat ein aufmerksame Atmonphäre und das kann auch ein Kind schon einatmen – garantiert unschädlich. Die Pfarrsekretärin macht mir auf und wir plaudern über das Pfarrleben und die Herausforderungen für die Zukunft. Ich spüre, dass sie ihre Arbeit gerne macht. Heute abends werde ich wieder kommen zum Vortrag von Bischof em. Aichern zum Thema „Die soziale Sorge der Kirche“. Ich spüre eine Müdigkeit und auch Hunger und so verflüchtige ich mich ins Lentia. Ich beobachte im Geschäft die Verkäuferin, die jedem Kunden etwas zusätzlich anpreist, freundlich und immer als Sonderangebot. Eine Kundin meint: „Weiß ihr Chef eh, was er an ihnen hat?“ „Die Verkäuferin sagt darauf: „Ich rede aber nich nur im Verkauf viel und gut, sondern auch dem Chef gegenüber, wenn mir etwas nicht passt.“ Ein geradliniger missionarischer Mensch . Mir fällt wieder ein, was ich vorhin am Handy über den Vortrag von Bischof Wanke bei der Thomasakademie  gelesen habe.

Der vorletzte Tag neigt sich dem Ende

Ich suche meinen Weg hin zur Stadtpfarre Urfahr, wo ich ein letztes Mal übernachten werde, bevor ich morgen noch die letzten drei Pfarren in Urfahr aufsuche und dann zu Fuss wieder hinauf nach Kirchschlag gehe. Mein Aufmerksamkeitspotential neigt sich dem Ende. Der eine oder andere ruft auch schon an, welches Resumee ich ziehe. „Beim Hinaufgehen ins Mühlviertel wird Zeit dafür sein“, merke ich immer noch ausweichend an. In jedem Fall wird es darauf ankommen, sich mit Wesentlichem zu verknüpfen und das ist das Evangelium und nicht die Kirche an sich.

Es ist nicht leicht, Bekanntes neu zu sehen

Eine Frau mit Einkaufstasche spricht mich am Weg von St. Theresia nach Leonding an. „Sie sind der Herr Kaineder.“ „Ja, woher wissen sie das?, frage ich.  „Aus der Zeitung weiß ich das und ich wünsche ihnen alles Gute. Schauen sie, dass die Kirche am Boden bleibt. Mit unserer Pfarre bin ich eh sehr zufrieden“, gibt sie mir mit. Beim Hinaufgehen nach Leonding über die Felder geht mir das immer wieder durch den Kopf: am Boden bleiben. Das erinnert mich an meine Intention: eintauchen.

Eine Kletterwand am Kirchturm

Mit dieser Idee ist der Pfarrer von St. Teresia nicht durchgekommen. Bevor die Sanierung des Kircheturmes begonnen hat, hätte er sich vorgestellt, dass ein Jahr lang Leute am Kirchturm „herumkraxeln“.  Heute ist der Turm weithin eine Orientierungslinie am Horizont, auch für mich im Rückblick beim Weitergehen, um 470.00 Euro neu saniert. Es war höchst notwendig. „Wir brauchen neue Zugänge zu den Menschen“, ist der Pfarrer überzeugt. Es freut ihn, dass in seiner Pfarre wahrscheinlich die gröte SPIEGEL-Spielgruppengemeinschaft von Linz ist. Die Kirche ist ein Dom, ein gewaltiger Raum und wunderschön, wie der Pfarrer im Gespräch beim aufgetischten Frühstück meint. „Und doch fehlen für heute die fundamentalen Voraussetzungen. Der Raum ist nicht beheizbar und akustisch sehr schwierig“, weiß Manfred Wageneder. Wir reden vieles durch. Die Sekretärin erinnert daran, dass der kommende Pfarrpraktikant schon da ist.  Auch die Pastoralassistentin nimmt am Gespräch teil. Ich bedanke mich für die Gastfreundschaft und gehe meinen Weg über die Felder nach Leonding St. Michael.

Das wird ein besonderes Ostern

Schon im Vorfeld habe ich erfahren, dass Dechant Kurt Pitterschatscher am vormittag ein Begräbnis hat. Genau zu diesem Zeitpunkt komme ich am Friedhof an. Das Handy läutet: „Wann wirst du da sein?“, fragt Christoph Freilinger aus dem Urbi. Ich habe den Tag verwechselt und so bin ich nicht beim einzigen Termin, den ich vereinbart habe. Beim Gehen durch die Pfarren bin ich nicht nach Kalender gegangen und so ist dieses Missgeschick passiert. Die Zeit bekommt im Gehen eine besondere Qualität, nur keine geregelte. Ich mache noch schöne Fotos in der alten und neuen Kirche, entzünde das Licht und treffe kurz auf den Dechant. Er erzählt mir von Rufling und den seelsorglichen Aktivitäten dort. Er freut sich schon auf die Osternacht heuer, wo eine ganze Familie aus der ehemaligen DDR stammend getauft wird. „Das wird ein besonderes Ostern um 5 Uhr früh“, meint er freudig. Dann zeigt mir eine „Schneeschauflerin“ noch das Michaelszentrum. Sie hat den Schlüssel dafür im Auto. Eine wunderbare Location für Begegnungen und Veranstaltungen. Sie ist stolz darauf und ich finde es wichtig, dass sich viele mit den pfarrlichen Möglichkeiten identifizieren. Ich suche wieder den Weg am verschneiten Gehsteig Richtung St. Konrad. Mein Ziel ist es, nicht der Straße zu folgen, sondern querfeldein zu gehen. Es ist ein selten wunderbarer Wintertag in Linz.

Es geht immer noch mehr

Ich klopfe bei einer Straßenkreuzung den Schnee vom Transparent der Pfarre, das den Pfarrball „Flowerpower“ am 6. 2. ankündigt. Die Kirche ist Bruder Konrad geweiht und ein wunderbarer Raum, neu gestaltet von der Künstlerin Maria Moser. Ich mache einige Fotos und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich um 13 Uhr bei „Pfarrkanzlei“ läute. Es wird sofort geöffnet. Drinnen schauen Prof. Zinnhobler, Pfarrsekretärin, Pfarrhaushälterin und der Pfarrer die Fotos von der gestrigen ökumenischen Vesper in der Kirche und von der Begegnung nachher, sozusagen als mittägliche Nachspeise.  Pfarrer Wimmer trinkt mit mir noch einen Kaffee und wir plaudern alle möglichen Themen durch. Er erzählt vom Ballteam der letzten Jahre. Sie haben nach ca. 15 Jahren um „Entpflichtung“ gebeten und er hat schwarz gesehen, dass sich hier noch jemand findet, aber: „Es haben sie wieder Familien gefunden und man hat den Eindruck, es geht immer noch mehr.“ Ich bin mir bewußt, dass ich ihm das „Mittagsrasterl“ gestohlen habe. So sind eben Pilger. Kommen und gehen, wann sie wollen. Der neue Vorplatz begeistert mich, diese Offenheit. Ein starkes Stück Offenheit und Zukunft am Froschberg, denke ich beim Hinuntergehen zum Bahnhof und weiter in die Hl. Familie.

Ein ganz intimes Platzerl im Sommer

Die Geschäfte haben sich wieder geändert. Das Neustadtviertel ist bekannt für den hohen Anteil an ausländischen MitbewohnerInnen. Es liegt eine angenehme Ruhe in den Straßen. Der Schnee bremst und deckt zu. Die Pfarrkirche der Hl. Familie wurde kurz nach der Jahrhundertwende bi 1912 gebaut. Bischof Hittmayr, der sich beim Krankenbesuch an Lazarettkranken infiziert hatte, hat die Kirche eingeweiht. Er ist mir in seinem konkreten sozialen Einsatz ein sehr sympatischer Linzer Bischof. Die Zeit meines Kommens ist ungünstig. In der Kirche bin ich nicht der Einzige. Eine Frau zündet auch ihr Licht an und betet. Das Bild der hl. Familie ist hier vollständig – mit Josef. Josef fehlt bei uns in Kirchschlag in der Annakirche. Ich gehe rundherum und entdecke hinter der Kirche ein blaues Schild verkehrt liegen mit „Praterstern“. Bin ich da in Wien? Wahrscheinlich ein Scherz. Ein ganz lauschiges Platzerl hier im Sommer, denke ich und gehe hinüber ins AKH.

Krankheiten öffnen Menschen

Gestern habe ich erfahren, dass eine Pfarrgemeinderätin von Kirchschlag im Krankenhaus liegt. Ich schließe – ohne es zu wissen – auf das AKH. Bei der Pforte wurde mir die Anwesenheit bestätigt. Zuerst gehe ich in die Kapelle, zünde mein Licht an und lasse meinen Rucksack bei der Seelsorge. Überraschte Gesichter mir gegenüber, als ich dort eintrete. Der Besuch bei der Kranken baut mich auf, weil es nichts Lebensbedrohliches ist. Es geht „nur“ um das Loslassen. „Nur“ ist hier falsch, denn loslassen ist eins der schwierigsten Kapitel im Leben. Wir reden in der Seelsorge beim Abholen des Rucksackes über die heilsame Wirkung des GEHENs und ich mache mich auf den Weg nach St. Severin. Mir ist klar, dass die Krankenhausseelsorge ein ganz wichtiger Dienst der Kirche ist.

Vor 14 Tagen bezogen

Ich wundere mich, dass Licht in den neu errichteten Häusern am Gelände der ehemaligen Frauneklinik ist. Vor 14 Tagen sind die Leute eingezogen. In dieser Gegend ist die Pfarre Linz St. Severin. Franz Stauber weiß ich genau zuzuordnen. Zwei Mädchen weisen mir den Weg und meinen: „Dort gehst du  links, du siehst das Licht und da sind noch einige beim Kartenspielen.“ So war es auch. Pfarrer Parteder hat mit einigen Damen noch einen Schnapser gespielt. Ein neues Pfarrcafe wurde vor 2 Jahren zwischen Kirche und Kindergarten gebaut. Einladend und gemütlich. Der Pfarrer geht mit mir noch in die dunkle Kirche, macht Licht, erzählt von der Totenwache heute abends und der Messe nachher. Die Kirche ist im Grundriss eine Elipse, so wie sie für alles auch in meinem Kopf ist. Die Frauen haben noch einen Kaffee gemacht und wir sitzen gemütlich zusammen. Über die neuen MitbewohnerInnen in der Pfarre können sie noch nichts sagen. Beim Weggehen sehe ich, dass der schöne Kirchenraum außen im Finstern steht. Mein nächstes Ziel ist die Stadtpfarre.

Eine zweite Messe kann nie schaden

Um 8 Uhr früh habe ich in Herz Jesu die Messe mitgefeiert. Nun nähere ich mich der Ur-Pfarre von Linz, der Stadtpfarre. Der Platz ist schön beleuchtet und ich muss an die ganzen Troubles wegen der Tiefgarage denken. Die Kirche ist schon geschlossen und mein Blick auf den Turm zeigt mir, dass die Turmmusik auch nicht mehr spielen wird. Mein Weg führt in den Pfarrhof, wo gerade der Provisor Reinhold Kern jemand verabschiedet, mich dann begrüßt und meint: „Ich habe jetzt eine Messe.“ „Da könnte ich mitgehen“, meine ich. Er sagt spontan: „Eine Messe hat noch nie geschadet.“ Ich gehe zur zweiten Messe heute in den kleinen Saal. Gut geheizt. Der Organist, so stellt sich nachher heraus, war schon mindestens 35 Mal in Assisi, „nicht zu Fuss“, wie er betonte, aber immer in den Semesterferien.  Ich stelle fest: Mein Aufmerksamkeitspotential ist heute erschöpft und ich gehe in den Domherrrenhof schlafen. Eine wunderbare Suppe, den Nachtslalom im Fersehen und den Laptop am Tisch – so geht der Tag zu Ende.  Es waren heute für mich recht bekannte Orte und Pfarren. Das Gehen ermöglicht doch am ehesten einen neuen Zugang.

Welche Frage bleibt?

Ein Gesprächspartner meint: Sollten wir als Kirche nicht ganz neue Wege gehen? Wer weiß. Und dann entdecke ich an mir selber, dass es nicht leicht ist, aus früheren Zeiten „Bekanntes“ neu zu sehen. Und doch ist die Voraussetzung für ein neues Sehen die eigene Einstellung und der eigene Zugang. Es liegt an der Kirche selber, an den Verantwortlichen, sich eine neue Sicht anzueignen.

STADT_pilgern auf LT1

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Oder wie in Lichtenberg alles begonnen hat.

Der Fussballplatz hört alle möglichen Sprachen

„Im Sommer hört unser Fussballplatz alle möglichen Sprachen, ganz selten deutsch“, meint Pfarrer Karl Bleibtreu von der Pfarre Don Bosco und läßt viel Wohlwollen und Offenheit mitschwingen. Die Problematik der Migration und eines hohen „Ausländeranteils“ begleitet mich seit einigen Pfarren – Ebelsberg, St. Franziskus, Traun, St. Peter, Don Bosco und jetzt hier in  Herz Jesu.  In der benachbarten Volksschule ist in zwei Klassen einer Schulstufe ein katholisches Kind.

Das Herz in diesen Kirchenraum hängen

Heute habe ich verschlafen. Der Wecker ist nicht abgegangen uns so bin ich um 8.30 Uhr losgestartet Richtung St. Michael am Bindermichl. In einer Bäckerei habe ich das Frühstück und die Gespräche genossen. Beim Betreten der Kirche wird mir wieder bewußt: ein besonderer Kirchenraum. Große schön gestaltete Info-Tafeln im Eingangsbereich stimmen auf die Entstehung der Kirche und Pfarre ein. In einer „Ahnentafel“ lese ich nicht nur Priester, sondern auch Pastoralassistenten. Das tut wohl, wenn die gemeinsame Verantwortung in der Seelsorge so dokumentiert wird. Der Bindermichl hat gewonnen und ich kann nur empfehlen, die Autobahnunterführung einmal zu verlassen und das eigene Herz in diesen Kirchenraum zu hängen. Es wird ihm gut tun – dem Herz. Im pfarrlichen Gasthaus Platane werde ich witzig begrüßt. Die Pfarrsekretärin geht offen auf Menschen zu und so bleibt unsere Unterhaltung eher kurz, weil die nächste schon an der Reihe ist. Das Modell Pfarre mit Gasthaus funktioniert hier gut.

Offen für die feiernden Berufsschüler

Das Gebet beim Entzünden der Kerze in St. Peter  in der Kirche spricht mich an und ich werde es „mitnehmen“. Im Pfarrheim treffe ich die Reinigungsfrau und später die Sekretärin. Nach kurzer Zeit kommt eine Klasse Berunfsschüler (Installateure) mit ihrem Religionlehrer Daniel N zum Abschluss ihrer 10-wöchigen Ausbildung. Sie haben vier Jahre hinter sich und werden jetzt fertig. Sie kommen aus ganz Oberösterreich. Die Offenheit der Pfarre und „dass wir hier sein dürfen“ taugt ihnen. Daniel sitzt mitten drunter. „Wir haben Gott sei Dank viele Ehrenamtliche, die viel Arbeit machen. Der Pfarrer und ich sind nämlich sonst alleine“, meint die Sekretärin.  Im Weggehen rufen mir einige Schüler nach: „Dass die holt net verrennst.“ Hoffe ich nicht, denn jetzt folgt die „interreligiöse Meile“.

Interreligiöse Meile

Der Weg führt auf den nächsten zwei Kilomentern vorbei an: Volkshilfezentrum, Mosche und Königreichssaal sind unmittelbare Nachbarn, Pfarre St. Antonius, Methodistenkirche und Petrusbruderschaft Mauer an Mauer,  die koptischen Christen, Diakonie und Promente. In der Mosche wurde ich freundlich begrüßt und Pastor Markus Fellinger von den Methodistenh steigt gerade aus dem Auto, wie ich des Weges komme. Wir reden kurz, weil er jemanden zum Gespräch. „Bleiben wir in Verbindung“, ist sein Wunsch. Meiner auch. Gut, denke ich, dass sich „bei uns“ jemand um die ökumenischen Kontakte kümmert.  In der Pfarre St. Antonius ist der Montag frei und deshalb auch niemand zu erreichen. Das erfahre ich beim Kaplan in Herz Jesu, der auch teilweise in Antonius mithilft. Ich halte inne, wo mich der hl. Antonius so weite Wegstrecken nach Assisi begleitet hat.

Es geht um 3 cm

Stellvertretend für alle kategorialen Seelsorgeeinrichtungen gehe ich in die vöest-Gemeinde. Ich möchte die Baustelle sehen. Es wird betoniert und wie es so ist, geht es beim Rohbau immer um Zentimeter. Der Polier arbeitet sich gerade daran ab, dass die Türen wieder versetzt werden sollen: „Es geht um 3 cm.“  Er lächelt dabei und mir kommt das auch bekannt vor. Bauen ist heute ein super-komplexes Gebilde. Im Ausweichquartier für Mensch und Arbeit bekomme ich einen Kaffee und eine warme Stube. Rupert Granegger zeigt mir das Model und ich sage spontan: „Geil, das wird ein super Seelsorgezentrum.“ Nicht ganz eine Stunde wandere ich dann durch die vöestalpine herauf nach Don Bosco.

Kommen sie und helfen sie uns stricken

Als Pastoralassistent der Dompfarre war ich damals (1982-1992) mehrmals in Don Bosco. Ich war überrascht, wie das angebaute Pfarrzentrum alles luftiger und einladender gemacht hat. Eine Runde von strickenden Frauen hat mich gleich eingeladen, zum Stricken und Kaffee.  „Ich kann zwar häkeln, aber ohne Faden“, ist meine spontane Reaktion. Der Pfarrer setzt sich zu mir und sprüht vor Energie und Begeisterung für diese Pfarre. Er war vor 50 Jahren als „Assi“ (Assistent) hier und die älteren nennen ihn heute noch so. Er hat ein ganz dichtes Netz von Beziehungen geknüpft, geht in aller Frühe selber zu den Geburtstagsgratulationen und steht bis 21 Uhr im Sommer am Fussballplatz, wenn er nicht gerade mit einer Gruppe musiziert. Es kann ihm nicht belebt genug sein im Haus. Er kennt alle Häuser und weiß deshalb, dass es noch viele Substandardwohnungen gibt, die von ausländischen Mitbewohnern begehrt sind. „Es dauert nur wenige Tage, wenn jamnd stirbt, und die Wohnung ist schon wieder vergeben“, weiß er. Heute hört „sein Fussballplatz“ kaum noch deutsch. Er hat sich aber „seine Jugendlichen“ schon abgerichtet. „Wenn ich heute um 21 Uhr pfeife, dann wird sauber  zusammengeräumt und alle gehen nach Hause. Das war vorher anders. Er sieht aber gerade in der Betreuung und Vermittlung unter den Volksstämmen eine Berufung ihres Ordens.  Auch die Stadt Linz ist um diese Arbeit und diesen Pfarrer froh: „Wie ich in den Jugendbeirat des Stadtteiles dazugestoßen bin, haben alle geklatscht: der Pfarrer ist da.“ Ein zweites Licht habe ich in der warmen Kirche für alle jene Menschen heute angezündet, die schwer eine Wohnung finden. Als Zvildiener bei der Heilsarmee (B37) habe ich 1982 mehrmals jemand hierher übersiedeln geholfen – auch als Pastoralassistent in der Dompfarre.

Der Kindergarten ist eine finanzielle Last

Irgendwie bin ich heute nachdenklich und meiner Einschätzung nach langsamer unterwegs. Eine Frau mit einem Kind redet mich in einer Bahnunterführung herauf nach Herz Jesu an. Sie hat von mir gelesen und wünscht mir alles Gute: „Schauen sie, dass die Kirche am Boden bleibt.“ Ich betrete die Herz Jesu Kirche und zünde ein Licht an. Neben mir auch eine junge Frau. Ich frage sie nichts. Sie tut es in einer sehr innigen Weise und ich spüre, dass sie eine Last zu tragen hat. Im Pfarrhof sind die Türen offen und so gehe ich in den ersten Stock, sehe dort Licht durch eine Tür scheinen. Ich klopfe, öffne und es brüten drei Personen über einem Tisch. Viel Zettel mit Zahlen sehe ich. „Es geht um den Kindergarten und da treten finanzielle Belastungen auf, die wir kaum tragen können“, meint einer. Die Stimmung ist gedämpft. Die Frau ruft mit ihrem Handy den Pfarrer. Er erwartet mich einen Stock tiefer: „Darf ich bei euch übernachten?“, ist meine Frage ohne Vorwarnung. „Natürlich“, ist die Reaktion: „aber das Zimmer ist jetzt noch nicht geheizt.“ Pfarrer und Kaplan schauen, dass ich alles habe und um 18.15 Uhr sitzen wir beim gemeinsamen Abendessen. Es ist ein Kennenlernen und wir reden auch nicht lange herum, was die „mediale und kollegiale Begleitmusik“ zur Besetzung der Pfarre betrifft. Ich bin froh um diese doppelte Offenheit, im Gespräch und für das Gästezimmer.

Welche Spannung bleibt?

Die Stadt Linz hat Substandardwohnung minimiert und neuen Wohnraum geschaffen, der in bestimmten Stadtteilen vorwiegend an ausländische Mitbürger vergeben wird. Welche „mission“ haben hier die Pfarren und Orden in solchen Gegenden? Die Katholiken sammeln und stärken in ihrer offenen Identität und/oder die offene Klammer, Plattform für das Gemeinwesen  rundherum? Ich meine: Wer mit Begeisterung katholischer Christ ist, wird ein guter Partner / eine gute Partnerin sein für alle anderen Menschen! Wer selber nicht weiß, wer er ist, wird in dieser Verunsicherung immer die anderen „verdächtigen“.

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Der Sonntag hat wirklich geruht

Im Kaffeehaus haben sie am Nebentisch in ihrer recht lebhaften Diskussion behauptet: Am siebten Tag sollst du ruhen. Aufmerksam verfolge ich das Gespräch über die Öffnung der Geschäfte. Am heutigen Sonntag mache ich die Erfahrung, dass ab mittag selbst die Pfarren und Pfarrhöfe „ruhen“.

 

 
   

Ein Nach-der-Messe-Kaffee in einem Haus im Schatten des Kirchturmes

Gut gestärkt verlasse ich die Hausgemeinschaft St. Franziskus. Nur ganz vereinzelte Autos begleiten mich nach Traun St. Martin. Um 9.30 Uhr ist dort die Sonntagsmesse. Ich bin schon früher da und kann die Kirche aus den 60er-Jahren auf mich wirken lassen. Das Konzil war noch nicht und doch atmet die Kirche schon diesen Geist. Der Altar hätte nach den liturgischen Erneuerungserwartungen gebaut werden sollen, doch dann musste nach Vorschrift gebaut werden und es wurde gestemmt. Nach dem Konzil wurde wieder gestemmt und der Altar in die Mitte gesetzt. Ein würdiges Feiern und am Schluß Geburtstagsgratulationen an den PGR-Obmann. Sepp Weichselbaumer und seine Frau haben mich zu sich nach Hause auf einen Kaffee eingeladen. Ich habe gerne angenommen. Sepp hat ja doch über Jahre die Pfarren „angestachelt“, mit Hausverstand und geerdeter Spiritualität die Zeichen der Zeit zu verstehen und Hand anzulegen. Er war ja selber in dieser Pfarre über Jahrzehnte im PGR tätig, also basiserfahren.

In nur  4 Monaten 9.000 PfarrheimbesucherInnen

Frischen Schrittes geht es in Richtung Stadtpfarre Traun. Vor gar nicht langer Zeit habe ich dort auf Einladung von Mike Kraml den Weltenwanderer Gregor Sieböck persönlich kennengelernt, und damals auch das neu gestaltete Pfarrheim. Im Inneren hoffe ich, dass ich dort zum Pfarrcafe zurecht komme. Ja. Es waren kurz vor 12 Uhr noch viele BesucherInnen da und bekam sofort Kuchen und Kaffee. Danke. Stefan Hirt, der Pastoralassisitenten, den ich vorgestern in Oedt versäumt habe, sitzt auch darunter, checkt dann noch den Saal für die Ballprobe am Nachmittag. Ein Kurzbesuch im Pfarrhof beim Generaldechant Franz Wild ist auch noch möglich, bevor er zu einer Tauffamilie geht. Dann erst gehe ich in die Kirche und zünde mein Licht an und schreibe Anliegen in das Gebetbuch. Beim Weitergehen denke ich: Glücklich jene Pfarre, die ein so belebtes Pfarrheim hat, wie man sehen kann. Seit der Eröffnung im Oktober waren 9000 BesucherInnen da.

Offen für das Licht vom Himmel her

Ein mächtiges Steinkreuz kennzeichnet den Vorplatz der Kirche von Langholzfeld. Es ist die Kirche zum hl. Kreuz. Eine für mich berührende Pieta. Ich hatte das Bedürfnis, hier zwei Kerzen anzuzünden. An den Kirchenraum müßte ich mich „gewöhnen“. Der schwarze Boden, der schwarze Marmoraltar, Taufstein und Ambo. Sehr nüchtern. Nur die Lichtfüge zur Decke hin zeigt mir, „dass der Sargdeckel noch nicht geschlossen ist“. Lebe jeden Tag so als wäre es dein letzter, fällt mir in diesen Momenten ein. Auf der gesamten Strecke von Traun nach Langholzfeld und Doppel habe ich 4 Personen getroffen. Bei dem Wetter ist wahrscheinlich jede Couch besetzt. Das ist auch Sonntag.

Hier spielt man nicht

 Wenn ich bis vorige Woche Leonding-Doppel gehört habe, mußte ich an meinen Vorgänger in der Dompfarre denken, Domvikar Gottwald. Er war jahrelang hier Pfarrer und ist schon verstorben. Seinen Nachfolger habe ich bei der Klausur kennengelernt. Die Kirche heute. Da ich kein Kirchenbauexperte bin, kann ich nur sagen, wie der Raum auf mich wirkt: wie eine große Halle, die den Blick hinaufziehen will. Schon das Weihwasser ist interessant präsentiert. Während ich hier sitze kommt eine Mutter mit ihrer Tochter und mit ihrem Puppenwagen. Das Kind will herumfahren und ist natürlich nicht still. Die Mutter will sie beruhigen mit dem Argument: „Schau, der Herr will hier beten.“  Ich erzähle der Mutter meine Erfahrung in einer kleinen Synagoge bei meinem einzigen Israelbesuch, wo drei Männer ganz versunken gebetet haben und ein paar Kinder immer mit dem Dreirad um sie herumgefahren sind. „Das stört mich nicht, wenn Kinder kommen“, will ich sie entlasten. Sie meint aber: „Mich schon, hier spielt man nicht.“

Die gewohnte Orientierung war weggesprengt

Wer von Doppel heraufwandert auf das Harter Plateau, der vermisst heute die beiden Hochhäuser. Ich habe sie damals mit eigenen Augen fallen gesehen und sehe jetzt, dass schon wieder viele Wohnhäuser stehen und Pfarrer Ehrenfellner eine eigene Straße bekommen hat: Ehrenfellnerstraße. Die Zeltkirche ist offen und ich kann mir hier selber Licht machen. Es ist finster geworden. Beim Hergehen habe ich lange mit einem Ehepaar gesprochen. Für mich hat der Taufstein eine besondere Festigkeit. Pfarren werden ihren Lebenswillen finden, wenn möglichst viele Getaufte ihre Berufung leben.  Wo nämlich kein Wille, da kein Weg. Diese Pfarre hat ihren Übergang von den Hochhäusern zu den verstreuten Wohnungen gefunden.  Ein kurzes Abschiedsgespräch halte ich noch mit Baumgartinger Christoph, der hier wohnt und als Professor in der Pädagogischen Hochschule tätig ist, dazu Rektor des Schulamtes. Er hat gerade den Kopierer angeworfen und ich die Stöcke zum Hinübergehen nach Linz-Oedt.

Ausdauernde Bodenpastoral in einem neuen Stadtteil

Ich lerne ganz neue Seiten kennen, so die Rückseite mit den Apfelbaumfeldern von St. Isidor. Die gefrorenen Felder sind mein Weg. Nach der Überschreitung der Bahngleise bin ich in Öed, dem Gebiet der Pfarre Heiligste Dreifaltigkeit. Ich frage nach dem Weg durch die vier- bis siebenstöckigen Wohnhäuser. Beim Pfarrzentrum angelangt, gehe ich zuerst in die Kirche, wo Licht brennt. Die Kerze entzünde ich und läute dann bei der Pfarrassisitentenfamilie. Zwei Kinder begrüßen mich. Hier darf ich heute schlafen. Am Plan ist ersichtlich, dass die Kirche ganz zentral positioniert wurde. Der emeritierte Pfarrer Bernhard hat in wirklicher Kleinarbeit immer wieder die Leute besucht, von Tür zu Tür. Der Pfarrassistent bestätigt, dass die Leute auch auf diesen Wechsel, seine Pensionierung gut vorbereitet wurden.

Was mir heute immer wieder unterkommt?

Wir wissen aus der Hirnforschung, dass jene Gehirnregionen, die wir gebrauchen, dazulernen und fit bleiben. Religiöse Praxis kann das fördern. Wir haben aber auch bestätigt bekommen, dass der Mensch dort noch viel mehr aufnimmt und lernt, wo er Begeisterung begegnet. Das ist es, was mich beschäftigt.

 

Ist das wirklich der Stadtpilger?

Ich gehe zum x-ten Mal unter oder über die Autobahn. Immer ist sie im Weg. Vier gut gelaunte Damen und Herren mit Blumen in den Händen kommen mit nach der letzten heutigen Unterführung entgegen. In einiger Entfernung munkeln sie miteinander. Dann spricht einer die Vermutung aus: „Ist das nicht der Stadtpilger – der da fast 50 Pfarren zu Fuss besucht?“ „Ja,“ sage ich. Und wir unterhalten uns am Gehsteig über die Idee, die Pfarren, die Kirche, was ihnen zusagt und worüber sie sich nur wundern. Eine halbe Stunde weiter frage ich ein junges Paar mit Hund nach der kürzesten Wegstrecke nach St. Franziskus. Die junge Frau erinnert sich, dass sie gestern etwas auf LT1 gesehen hat, da ist auch einer durch die Stadt gewandert. „Oder sind das gar sie?“, fragt sie. „Ja“. Und  wir kommen auf Assisi zu reden und sie ist voll interessiert. Sie gehen mit mir bis zur Kreuzung und entlassen mich dann. Am Morgen hat aber alles anders begonnen. Keine Leute unterwegs und wieder „saukalt“ wie wir im Mühlviertel sagen.

 

 
 

 

 

Am Vormittag Stille und am Nachmittag Vollbetrieb

Nach gut einer Stunde bin ich in Ebelsberg von Ansfelden kommend bei meiner ersten Station. Die Kirche und das „Pfarrensemble“ gehe ich von rückwärts an. Zuerst gehe ich in die Kirche und zünde mein Licht an. Es ist sehr ruhig. Das neue Pfarrzentrum mit seiner ungewohnten Architektur regt die Leute an. Ein älterer Herr meint: „Wenns des net baut hätten, dann hättns viel gspart.“  Auch in der gegenüberliegenden Bäckerei, in der ich mein Frühstück eingenommen habe, war die Meinung geteilt. Die Verkäuferin ist ein ehemaliges Jungscharkind aus der Dompfarre. Nachmittags schaute ich beim Rückweg nochmals im Pfarrhof vorbei und ich wurde sehr gastlich empfangen. Pfarrer, Pastoralassistentin und Kaplan waren da. Der Pfarrer bestätigt, dass es nicht einfach nur Zustimmung gibt zum Neubau. Ich fühle mich sehr verstanden, weil ich selber das beim Neubau des St. Anna Pfarrzentrums in Kirchschlag erlebt habe. „Jetzt gefällt es den Leuten, wo es fertig ist“, meint der Pfarrer. Wie in Kirchschlag.

Ikonenen in einer warmen Kirche

Eine Frau hat mir den Traunweg nach Pichling gezeigt. 3,6 km ist am Radwegschild zu lesen. Ich war noch nie in der Kirche von Pichling und bin gespannt. Der Kirchturm blinzelt schon hervor und ich sehe eine schöne Pfarranlage. Die Kirche ist warm und hat eine besondere Aura. Ikonen machen den Raum reicher und das Bild vom verstorbenen Pfarrer Türk gibt mir Auskunft über die Entstehungsgeschichte. Ich stelle mir vor, dass hier gut feiern ist. Plakate sagen mir, dass verschiedene Vereine von Pichling ihre Veranstaltungen im Pfarrheim abhalten.  Außerdem denke ich daran, dass ich anfang März mit dem Pfarrgemeinderat eine Klausur haben werde.

Ein Prophet im Sonnen-Stadtteil

Über die gefrorenen Felder nähere ich mich an, an die Solarcity. Ein Stadtteil ist sozusagen von 0 auf 100 hochgefahren worden. Und die Kirche ist hier dabei mit dem Seelsorgezentrum Elia. Ich bin zum ersten Mal da. Die Kirche ist ein wenig aus dem Zentrum weggerückt und auch mit keinem Turm erkenntlich. Zwei zarte große Kreuze sagen mir beim genaueren Rundumblick: Hier. Der Eingangsbereich bunt, belebt. Aber zugesperrt. Das macht der Samstag vormittag. Ich gehe rundherum und auch die Kapelle hat bei der Kälte noch nicht offen. Da  ruft das nahe Cafe und wie es der Zufall will, fährt gerade die Nummer 14 beim Abfahrtslauf in Kitz. Cuche wird gewinnen und kein Österreicher am Stockerl. Als ich wieder an „Elia“ vorbeikomme, warten Kinder auf die Probe für eine Mini-Playback-Show. Es geht also  los  mit dem Leben im Begegnungszentrum.

Von 270 auf 8

Mein nächstes Ziel ist die Pfarre Kleinmünchen, St. Quirinus. Es geht über die Traunbrücke. Diagonal wandere ich über die Wiesen und die Höfe in Richtung des Kirchturms. Eine wirklich große Kirche wurde hier 1907 in der Zeit der Prosperität errichtet. Sie ist zugesperrt, weil es immer wieder Vorfälle gibt, steht auf einem Zettel. Der Schlüssel kann im Pfarrhof geholt werden. Das tue ich. Ich läute an. Der Pfarrer öffnet mir und ist etwas überrascht. Erst im zweiten Hinschauen erkennt er mich und lädt mich gleich ein. Wir sitzen im Pfarrbüro und plaudern über die Situation. „1972 bin ich hierher gekommen und wir hatten in diesen Jahren jeweils um die 270 Erstkommunionkinder. Heuer sind es 8. Es schmerzt, wenn man zuschauen muss, wie die Pfarre hier immer weniger wird, weil es eine bestimmte Siedlungspolitik gibt“, ist der Pfarrer etwas mutlos. Es werden hier hauptsächlich Muslime und Afrikaner angesiedelt, ist die Wahrnehmung des Pfarrers. Auch die Aufgaben des Stiftes St. Florian sind ob der Fülle auf Dauer kaum zu bewerkstelligen. Diese Wahrnehmung trage ich mit und sie beschäftigt mich bis Auwiesen, ein Gebiet, das früher zu Kleinmünchen gehört hat.

„Ich muss raus und da bin ich herüber gegangen“

Zerst der Straßenbahn entlang, dann dem Bach und schließlich der Fabriksschlot. Das ist die Kirche Marcel Callo in der ehemaligen Fabrik. Oft war ich schon da und verschiedensten Gruppen oder Einzelpersonen wird diese Pfarre als „Vorzeigepfarre“ und als Besonderheit aufgetischt. In der Kirche steht eine Krippe und eine Kerze brennt. Daran entzünde ich meine Kerze, die ich immer anzünde, wenn es die Gelegenheit dazu gibt. Alles ist sehr liebevoll geschmückt und arrangiert. Im Pfarrstüberl brennt Licht und ich schaue, ob es einen Kaffee gibt. „Gerne“ meint die Gastgeberin und ich setze mich zu einer Besucherin, die ihr Getränk vor sich stehen hat. „Wissens, ich habe einmal raus müssen und da gehe ich gerne hierher in die Pfarre“, begründet sie ihr Dasein. Sie erzählt von den vielen Veranstaltungen und vor allem von den „künsterlerischen Aktivitäten“.  Eine gute Atmosphäre und sicherlich ein guter Platz für Begegnungen. Mein Visitenkarterl soll dem Pfarrer „beweisen“, dass ich wieder einmal da war, diesmal zu Fuss.

Die Dämmerung wirft ein besonderes Licht

Wieder ist die Autbahn im Weg, wenn man von Auwiesen hinüber zum Guten Hirten muss. Eine Frau sagt mir aber, dass gleich hinter dem Bad eine Unterführung ist. Noch nie gesehen und schon x-mal drüber gefahren. Eben alles eine Frage der Perpektive. Es ist sehr dunkel, als ich das Pfarrzentrum Guter Hirte erreiche, 1977 eingeweiht. In der Kirche macht der gut erleuchtete Weihnachtsbaum Licht. Ich sitze lange, weil es auch für eine Kirche gut warm ist. Im Vorraum laden viele Prospekte und Schriften zum Schmöckern. Im Pfarrhof selber ist mittlerweile Licht geworden und so trete ich ein, bis ich den Pfarrer bei einem Beratungsgespräch störe. Grüß Gott wollte ich ihm in jedem Fall sagen, wo ich mit ihm doch einige Jahre in der Laientheologen-Begleitung gearbetet habe. Seit gut eine halben Stunde weiß  ich, dass St. Franziskus mein heutiges Ziel ist.

Gefühle vom Assisi-Gehen finden hier ihren Platz

Mittlerweile ist es ganz finster geworden, dh. soweit man in der Stadt überhaupt von Finsternis reden kann. Mit Pfarrer Josef Wimmer habe ich vorher telefoniert und er hat mich herzlich zu sich eingeladen. Er kommt vom Schifahren mit den Neffen. Ich feiere die Abendmesse mit. St. Franziskus – viele Gefühle werden hier wachgerufen und fallen in eine gute Stimmung. Nach der Messe sitzen wir bei der Jause und trinken auch ein Gläschen Wein. Wir besprechen nicht nur die Situation der Pfarre, sondern darüber hinaus auch die der Diözese. Josef war lange Jahre Fachinspektor für AHS im Schulamt. Es gibt jede Menge zu erzählen und so muss das Blog-Schreiben bis jetzt warten.

Was ich zum Überlegen mitnehme?

Kirche hat in der Vergangenheit immer bauliche Akzente gesetzt, die sicherlich irritiert haben. Wird die Körpersprache der neuen Gebäude verstanden oder nur als „fremd“ erlebt?

Von der Weite der Natur zur „Lichtverschmutzung“

Wunderbar geschlafen. Minus  6,7 Grad. Die Schulter meldet sich zu Wort. Frühstück. Einpacken. Ein Stück zu zweit gehen. Die Weite der Felder rund um Pasching und Thenning  eröfnen den Tag. Abschied nehmen. Weitergehen. Der schmerzvolle Dialog mit der Schulter verflüchtigt sich um die Mittagszeit. Sie hat eingesehen, dass ein Rucksack dabei sein muss. Der zweite Tag hat es in sich. Körper und Geist müssen in der Kälte auf besondere Weise in die Pilgerfährte gebracht werden.

Evangelisch und katholisch auf einem Kilometer

Schon von weitem ist der Kirchtum von Thenning auszumachen. Ich gehe hinein. Es ist die drittgrößte evangelische Kirche in Österreich. Auch im Pfarramt sage ich ein kurzes Hallo zur Pfarrsekretärin. Sie kommt drauf, dass sie vergessen hat, die Kirche zuzusperren. Ich habe davon profitiert. Weiter geht es zur katholischen Schwesterpfarre Kirchberg. Die Kirche ist überraschend warm und bei P. Markus erfahre ich das Geheimnis. Sie ist vorgeheizt, weil um 11 Uhr eine Taufe ist. Mit meinen nassen Schuhen plaudern wir im Vorhaus und Kaffee hatte ich schon beim Frühstück. „Denk nicht, du seiest hier am Land. Bei uns ist es auch wie in der Stadt. Das sieht man am Gottesdienstbesuch und der Individualismus ist genau dergleiche“, schärft mir P. Markus die Sicht auf die Realität in Anbetracht der großen Felder und Bauernhöfe. Die Kirche ist einladend und Gotteslobe laden zum Gebet ein.

Oftering und Hörsching an der Westbahn und am Flughafen

Während ich hinübergehe beobachte ich die ankommenden Flieger und Züge. Zwei Flieger sind gelandet und acht Züge vorbeigebraust. In Oftering wird ein Licht angezündet und in Hörsching werde ich schon am offenen Fenster vom neuen Pfarrer und vom Pastoralassistenten begrüßt. Auch die Sekretärin ist da. Zuvor war ich in der Kirche und habe dort mit der Blumenfrau längere Zeit gesprochen. Zwölf Frauen achten abwechselnd auf den Blumenschmuck. Vieles in der Pfarre ist perfekt eingeteilt. Der Übergang von einem zum anderen Pfarrer hat noch ein paar „Holperer“.  Bei Wasser und einem Käsebrot reden wir im Pfarrhof miteinander über all die Herausforderungen, die ein Personalwechsel so mit sich bringt. „So ein Pilger kommt daher, sagt etwas und geht wieder“, meint Thomas der Pastoralassistent und erinnert sich an mehrere Begegnungen mit jenen Pilgern, die am Jakobsweg daherkommen. Auch ich trage mich ins Pilgerbuch ein. Am Weiterweg spreche ich vier Jugendliche an: „Wo geht ihr als Jugendliche in eurer Freizeit hin?“ Wie aus der Pistole geschossen alle gemeinsam: „Ins Plus“ und suchen sich bei der Bushaltestelle den nächsten Bus dorthin. Ich spreche noch die Kirchen und Pfarren in der Nähe an und ihre Miene veränderte sich in Richtung: Ist der von einem anderen Stern?

Wenn der Gründer Emeritus wird

Ich muss gestehen, dass ich die Pfarre Traun-Oedt bisher nur aus dem Schematismus und dem klingenden und verdienstvollen Namen Alfons Illig kenne. Oedt ist eine unübersehbare Ansammlung von Einfamilienhäusern. Nach einem langen Marsch durch einen Wasserwald erblicke ich die Häuser. Ich frage eine Frau, die gerade des Weges kommt, nach der Kirche: „Dort nach dem Haus um die Ecke und sie stehen davor. Ich bin die Pfarrhaushälterin und gehe jetzt nach Neubau heim.“ „Dort komme ich her“, sage ich und frage weiter: „Treffe ich jemanden an?“ „Nein, der Pastoralassistent ist gerade gegangen und der emeritierte Pfarrer ist nicht gesund.“ „Dann läute ich lieber nicht an.“ „Ja, das ist besser so“, rät sie und erzählt mir noch freudig, dass sie jetzt eine Woche auf Urlaub fährt.  Die Kirche, der Pfarrhof, der Pfarrsaal und das Pfadfinderheim sind ineinander verwachsen und so ist es eine meiner Meinung nach großes Gebäudeensemble, errichtet Ende der 80-er Jahre. Die Frau hat mich auch „gewarnt“, dass die Kirche zugesperrt ist, weil es in letzter Zeit Probleme gab bis hin zum Zündeln. So verziehe ich mich ins gegenüberliegende und warme Cafe.

Was hat Pucking mit Wilhering zu tun?

Es geht weiter im Dekanat Traun, sehr weit bis hinüber nach Pucking. Die Traun am Kraftwerk überqueren und weiter der Straße entlang bis zur Kirche im Bewußtsein, dass ich viel davon wieder zurückgehen muss. Pucking liegt in der Autobahnastgabel und so kommt der Gedanke hoch, dass die Linie, der Faden bis Wilhering schon sehr weit ist. Dieses Dekanat entfaltet schon bis jetzt eine Vielfalt ohne dass ich noch die Einkaufstempel erreicht habe. Die Kirche hat eine wunderbare Atmosphäre und das Pfarrheim ist  ansprechend. Am Pfarrhofschild scheinen zwei Namen hinter- oder übereinander auf. „Innerlohinger“ scheint durch und „Miggisch“ ist schon etwas vergilbt. Wenn man nicht wüßte, dass der Pfarrer wechseln wird, würde ich mich fragen, „was uns dieses Glockenschild sagen will“.

Kirche am Berg trotzt den Konsumtempeltürmen

Fast wäre ich in den kleinen Bach gestürzt, weil ich eine Abkürzung über die Felder nach Berg bei Ansfelden genommen habe. Der Stock war für mich bis zur Hälfte eingetaucht. Schließlich komme ich aber gut bei der Kirche Berg an. Der Vorraum ist begehbar. Ein Blick geht durch das versperrte Glas in den Kirchenraum. Die Schaukästen berichten über die Aktivitäten der Pfarre. Ich läute an. Will schon gehen. Da öffnet eine ältere Mitschwester von Sr. Pauline die Tür. „Sr. Pauline ist beim PfarrassistentInnentreffen in Puchberg und wird ganz spät heimkommen“, weiß die gute Seele des Hauses. Ich gebe ihr meine Visitenkarte und danke für die kurze Plauderei an der Türschwelle.

Kirche mitten in der Arbeitswelt und die mitten in der Natur

Fritz Stelzer-Käferböck ist Betriebsseelsorger im Zentrum Mensch und Arbeit in Nettingsdorf. Er hat mich besonders eingeladen. Ich gehe extra auf den Hügel und sehe die Wegstrecke und schaue auf die Uhr. Es geht sich nicht aus. Während ich eintauche in die Konsum-Meile Haids mit den grell erlechteten „Konsum-Minaretten“ denke ich an die Erzählung von Fritz von einer Adventfeier im Betriebsseelsorgezentrum, wo ein Gehirntumor „die ganze Liturgie über den Haufen geworfen hat.“ So soll es sein dürfen, wenn wir von Empathie und Compassion geprägt sind.

Die Einkaufsmeilen sind beleuchtet wie das Wohnzimmer

Mein Bruder leitet oder arbeitet in einem Arbeitskreis in der Umweltabteilung es Lanes OÖ mit der Themenstellung “Lichtverschmutzung”. Sie werden viel Arbeit habe, denke ich mir beim Hinübergehen nach Haid sowohl im Haidpark als auch auf dem großen Platz vor der Kirche. Die Kirche selber verschwindet in der Finsternis. Es ist so, wie wenn die Kirche ein 30-Watt Glühbirne verwendet und die Geschäfte mit 500 Watt arbeiten. Soll die Kirche hier auch mitmachen und “Glühbirnen aufrüsten”. Im Sinne der Aufmerksamkeitsforschung und der Gewohnheiten ist das extrem spannend. Finsternis ist alt und unsicher, Helligkeit ist Lebn und Power.  Ich sitze in der dunklen Kirche in Haid und spüre die gute Stimmung. Im Keller im Pfarrheim treffe ich ein paar DSG-Tischtennisspieler.

Planung bringt Hoffnung

Es ist wieder ziemlich kalt geworden und ich beschleunige meinen Schritt nach Ansfelden hinüber. Am Nachmittag wollte ich telefonisch „vorfühlen“, wie das mit einer Übernachtungsmöglichkeit ist. Hat aber niemand abgehoben. Da fällt mir dann der Spruch von Christoph Freudenthaler ein: „Ohne Planung keine Hoffnung.“  Beim Vesper-Läuten um 19 Uhr sind alle Fenster am imposanten Pfarrhof finster. Ich umrunde die Kirche, Bruckners Geburtshaus, das Brucknerzentrum und mache ein paar wunderbare Fotos in dieser gedämpften Lichtstimmung. Über einen Tipp bekomme ich dann auch einen Kopfpolster unter das müde Haupt.

Was bleibt zum Weiterüberlegen?

Wo Konsum, Einkauf und große hell erleuchtete Tempel sind, da tut sich was. Ansonsten ist es still in den Ortschaften und Stadtteilen. Was ist der USP des pfarrlichen und seelsorglichen Netzwerkes in diese „Konkurenz“ hinein? (unique selling proposition, im Marketing für das Alleinstellungsmerkmal)

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Eine Pfarre dokumentiert ihren Lebenswillen durch den Neubau einer Kirche

Der Gastgeber hier im Pfarrhof Pasching geht jetzt in die Kirche, um mit anderen zusammen die Krippe abzubauen. Wir haben schon gut gegessen und das Bett ist schon gerichtet. Der Tag hat aber ganz anders begonnen.

Schon am Weg nach Lichtenberg, meiner ersten Station auf dem Weg durch die Pfarren der Region Linz, hat mir ein guter Freund ein Schnapserl überreicht, damit ich gut durchhalte in den nächsten zehn Tagen. In Lichtenberg selber warten bei der Baustelle der neuen Kirche und des neuen Pfarrzentrums drei Pfarrgemeinderäte auf mich zusammen mit dem Team von LT1. Ein wenig verspätet bin ich schon. Ich freue mich, hier mit Menschen zusammenzutreffen, die eine große Zukunft für die Seelsorgestelle vor Augen haben, sonst würden sie kein Bauwerk anfangen, das Zentrum des Ortes ist und dem schnell wachsenden Ort eine spirituelle und kommunkative Mitte gibt. Wir trinken Tee auf der Baustelle und dazu gibt es Brioche. Das Frühstück. Aus Kirchschlag habe ich ein Licht mitgenommen, weil ich in jeder Kirche in Licht anzünden möchte. Dieses Licht stellen wir in die Mitte der Baustelle. Klaus Richter, der täglich die Baustelle überwacht und auch die finanziellen Agenda im Blick hat, meint: „Das ist die erste Kerze, die hier angezündet wird.“

Die guten Geister im Hintergrund

Der Weg führt weiter auf den Pöstlingberg. Eine wunderbare Winterlandschaft begleitet mich seit meinem Weggehen um 7.30 Uhr in Kirchschlag. Bei der Basilika angekommen, läßt der Winter nur eine Zugangstür offen. Drinnen wird gerade eine Totenmesse gefeiert und bei Vater unser bleibe ich. Mein Weg führt dann in den Pfarrhof. Die Pfarrsekretärin macht mir auf und lädt mich in die Küche ein. Dort treffe ich auf die guten Geister hinter dem ganzen Pfarr- und Wallfahrtsbetrieb: die Pfarrsekretärin, die Köchin und die Reinigungsfrau. Sie laden mich auf ein Trinken und Kekserl ein. Wir plaudern über die Situation. Besondere Grüße lasse ich für P. Josef da, der in der Schule ist und ab Februar eine Auszeit nimmt. Beim Weggehen tausche ich mit P. Georg noch ein paar Worte, bevor er zum Friedhof muss. Ich starte über den Puchenauer Kreuzweg hinunter nach Puchenau.

Den falschen Tag erwischt

„Es ist nicht weit“, meint Michaela Hainzl aus ihrem Auto heraus. Sie wohnt am Pöstlingberg und war Kollegin bei der Caritas. In Puchenau dürfte ich den falschen Tag erwischt haben. An der Pfarrhoftür wird für mich ersichtlich, dass Donnerstag keine Bürozeiten sind. Ein freier Tag und so ist alles zugesperrt. Puchenau macht einen „durch die Straße zerschnittenen und von der Archtektur her abgeschotteten Eindruck“. Der Pfarrkindergarten ist offen und dort ist ein stetes Kommen und Gehen. Ich gehe der Donau entlang und sehe immer die Rückseite der riesigen Wohnanlage. Nach gut einer Stunde komme ich in Ottensheim an und genehmige mir einen Kaffee mit Mohntorte. Um 14 Uhr mein Mittagessen. Die Fähre bringt mich hinüber nach Wilhering.

Blumen und Bildung in Wilhering

Beim Zugehen auf das Stift Wilhering und die Pfarre stechen vor dem Kirchturm zwei markante Gebäude hervor: die Gärtnerei und das Gymnasium. Ich denke mir: Es ist schön, dass Kirche Blumen überreicht und Bildung vermittelt. Im neu errichteten Turnsaal spielen sie Badminton und das erinnert mich an zehn Jahre Sektionsleiter und eigenhändiges Meisterschaft spielen. Ein Behinderter geht mit mir in die Kirche und im Hof kommen junge Leute an zum Orientierungstag, wie ich später erfrage. Das wird auch der Grund sein, warum ich den Pfarrer und Abt nicht erreiche.

Die Tür war offen und ich schaute mich um

Mein Weg führt mich weiter nach Dörnbach. Eine große Siedlung liegt im Becken nach Mühlbach. In der Wallfahrtskirche schreibe ich mein Anliegen in das aufgelegte Anliegenbuch. Ein Mieter im Pfarrhof nimmt für den Pfarrer und Diakon mein Visitenkarte entgegen. Im neu errichteten Pfarrhof ist die Tür offen und ich schaue mich etwas um.  Eine große Fotogalerie zeigt den Neubau. Durch die Saaltüre sehe ich, dass der Judoverein Kindertraining hat. „Nachher kommen die Pfadfinder und abends dann der Chor“, meint die Kellnerin im gegenüberliegenden Cafe: „Es ist immer was los und sehr gut genutzt.“ Es ist finster geworden und es hat kräftig zu schneien begonnen. Ein wunderbares WinterGEHEN denke ich bei mir und gehe noch die 4 Kilometer hinüber nach Pasching.

5 km/h zeigt das Gerät am Rande der Straße, als ich vorbeiging. So schnell bin ich unterwegs. Für ein Foto bemühe ich mich noch schneller und es zeigt 7 km/h. Dann kommt das nächste Auto mit 35 km/h. Es ist extrem rutschig auf der Fahrbahn. Viel Verkehr. Es ist Zeit, nach Hause zu fahren. Ich genieße den Weg bei dichtem Schneetreiben.

Pastoral mit innerer Logik

Die Kirche von Pasching ist toll beleuchtet und so eine klare Orientierung. Dort angekommen schaue ich mich um. Die alte Kirche ist für die Aufbahrung gerichtet und 1979 wurde die neue Kirche in Betrieb genommen. Aber wo ist der Pfarrhof? Wie ich mich so umschaue, hupt ein Auto und bleibt stehen. Es ist Franz Harrant, der vom Büro im Pastoralamt heimfährt und hier neben seiner Familienseelsorgerarbeit „Dorfpfarrer“ ist. Er würde mich mitnehmen, aber die letzten 300 Meter gehe ich zu Fuss. Ich bin voller Schnee und das Auto soll verschont bleiben. Außerdem bin ich ein STADT_pilger – zu Fuss unterwegs.

Schon im Laufe des Abendessens haben wir verschiedene pastorale Felder der Pfarre angesprochen. „Glaube braucht Training“, meint der Pfarrer und zeigt mir seine Unterlagen für die Erstkommunion und Firmung: „Das Trainingspaket, das sie von der Pfarre bekommen, soll sie hin- und einführen in wichtige christliche Anliegen“.  Dazu gehört eine Schatzkiste, ein Comic-Heft über das Leben Jesu, DVDs usw. Mit besonderer Sensibilität werden die Kinder und Jugendliche in verschiedene Dienste eingeführt, so in das Anzünden der Altarkerzen vor allen am Sonntag. Aus diesem Gespräch werde ich einige Anregungen mitnehmen, auch für meine Pfarre.

Was ich zum Weiterdenken mitnehme?

So viele Einfamilienhäuser, die in sich abgeschlossen sind. Wie kommen wir zu Menschen, um sie mit der christlichen Botschaft zu infizieren und in das pfarrliche Geschehen zu involvieren?

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