Ich liebe dich so wie du wirst…

Nachdem ich auf die Hochzeitspredigt für Astrid und Alexander oftmals angesprochen wurde, möchte ich sie spät aber doch auf diesem Wege zur Verfügung stellen:

Liebe Astrid und Alexander,
liebe Hochzeitsgemeinschaft!

Ich hatte im Gymnasium einen recht strengen und konsequenten Physikprofessor, der auch in der Sprache sehr genau war. Er hat uns damals neben den Physikversuchen auch Lebensweisheiten beigebracht. Es heißt nicht: „Sie lieben sich.“ Sondern: „Sie lieben einander. Sonst liebt sich jeder nur selbst.“

Öfters habe ich selber schon gehört, wenn wir auseinandergegangen sind und jemand eine gewisse Wertschätzung zum Ausdruck bringen wollte, dass der oder sie sagte: „Bleib so wie du bist.“

Wenn man diese Aussage allerdings recht genau nimmt, ist das eine feine Drohung. Bitte, bleib so wie du bist und verändere dich nicht mehr.

Beide gut gemeinten Aussprüche – Sie lieben sich und Bleib so wie du bist – signalisieren für mich etwas Abgeschlossenes, in sich Gekehrtes und etwas Stehendes.

Euer Spruch auf der Einladung denkt da in eine ganz andere Richtung. Der Spruch steht auch als Deutung des Sakraments der Ehe am Pilgerpfad auf der Hirschalm. „Ich liebe dich so wie du wirst!“

Da steckt Offenheit drinnen, Platz für Überraschendes. Da schwingt aber auch viel Verbundenheit und Treue mit durch all die Tage des Lebens. So wie ihr es auch einander versprechen werdet. Ihr baut auf diese Offenheit und diesen Magnetismus zueinander.

Ihr habt uns ja erzählt, wie ihr die Einladung gebracht habt, wie ihr „zusammengekommen“ seid. Ihr habt die „Zufälle“ benannt. Es ist euch zugefallen, dass ihr euch nie aus den Augen verloren habt. Ihr habt geschildert, wie ihr euch den Freundschaftsring geschenkt habt. Es ist schön und wir freuen uns alle, dass ihr heute beim Ehering angelangt seid.

So habt ihr Schritt für Schritt zu eurer Einstellung und zum Vertrauen zueinander gefunden: Ich liebe dich. Und ich liebe dich so, wie du wirst.

Mit eurer Geschichte zur Lesung deutet ihr auch an: Das Glück, das Leben liegt nicht irgendwo anders, sondern bei und in euch selber, dort wo ihr steht, wo eure Familie ist, wo ihr arbeitet, euch mit Freunden trefft, wo eure Füße den Boden berühren, hier und jetzt. Da liegt das Glück.

Mit der Stelle aus der Heiligen Schrift, wo Jesus eine Anfrage der Schriftgelehrten, der damaligen gesellschaftlichen Elite,  nach dem wichtigsten Gebot unmissverständlich mit dem Kern seiner Botschaft beantwortet. Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst.

Ich sehe diese „Trinität der Liebe“ – die Gottesliebe, Nächstenliebe, Selbstliebe – als Basis für alles. Wer die Offenheit in diese drei Dimensionen behält, lebt!

Wenn Ehe gelingen will, dann braucht es diese dreifache Offenheit: Auf Gott hin, von dem uns alles Leben entgegenkommt. Auf den konkreten Mitmenschen hin, wo Leben gemeinsam wachsen kann,  und auf sich selbst hin.

Wenn diese Trinität der Liebe das Vorzeichen in unserem Leben ist, dann versteht man auch den Ausspruch des Hl. Augustinus: Liebe und dann tu was du willst. Deshalb eröffnet die Ehe, diese tiefe Entscheidung füreinander, erst den Raum für wirkliche Freiheit.

Deshalb ist es auch falsch, wenn wir sagen: Sie haben die Ehe geschlossen. Es muss heißen: Ihr eröffnet heute die Ehe und wir freuen uns mit euch und sind deshalb da. Nicht, weil etwas geschlossen wird, sondern weil etwas eröffnet wird.

Der eine oder andere wird vielleicht schon fragen: Das sind aber hohe Gedanken. Das mag sein. Aber so wie wir die Dinge denken, so werden sie. Und deshalb ist es wichtig, groß und weit zu denken. Das hat auch Jesus gemacht. Er hat den Menschen mit seinen Geschichten und mit seinen Ideen das Leben geweitet, geöffnet. Er hat sie geheilt, heil gemacht. Die Beziehung zu ihm als Christen speist unser Urvertrauen dem Leben und Menschen gegenüber.

Der Alltag braucht deshalb Zeichen, damit die Trinität der Liebe nicht verloren geht. Die Eheringe, die Hochzeitskerze, Bilder von der Hochzeitsfeier, ein Ritus der Erinnerung an diese große Option, Zeiten des Gebetes, des gemeinsamen Essens, echte Freunde, die einem helfen beim Weiterwachsen.

Ihr habt auf eurer Einladung dieses Bild vom Herzen auf der Birke. Das Herz ist ganz, der Baum wächst weiter. Es wird, nicht es ist. Es wird umgeformt, weil Wachstum hinter unserem Leben stattfindet. Das ist die Idee Gottes, dass wir mit ihn mitwachsen – in der Liebe.

Deshalb taugt mir euer Spruch, der im Endeffekt auch heißt: „Wachsen wir mit hinein in das, was wir gemeinsam werden.“

Ich schenke euch dieses Taschenmesser und ermutige euch, an dem einen oder anderen Baum Zeichen eurer Liebe einzuritzen. Nicht deshalb, dass etwas eingeritzt ist, sondern dass ihr immer wieder einmal schauen könnt, was daraus geworden ist. So erinnern euch diese „Ritzereien“ an die Dynamik der Liebe und eures Werdens. Das Wachstum des Baumes wird vielleicht die eine oder andere Ritzerei auch zerreißen. Das erinnert euch wieder an das anders werden.

In allem, was wird, entsteht, wächst oder vergeht, dürft ihr immer glauben, ja wissen:
Gott geht eure Wege mit. Amen.

[Kirchschlag, 8. September 2012]

Wien wird anders. Weniger Pfarren und mehr Gemeinden

Gestern war mir hier in Wien erstmals kalt . Das hat aber ausschließlich mit den äußeren Lufttemperaturen zu tun. Gespürt habe ich sie beim Medienempfang von Kardinal Schönborn unter den Arkaden. Zuvor wurde im Festsaal ein großer Wurf verkündet. Schon im internen Newsletter ist zu lesen: Ein echter Neubeginn durch den diözesanen Erneuerungsprozess.  Die Kathpress hat im Teaser das so zusammengefasst: „Statt bisher 660 Pfarren künftig weniger aber größere Pfarren mit einzelnen Filialkirchen – Gemeinsame Leitungsaufgaben von Priestern und Laien – Schönborn: Kirche ist nicht nur dort, wo ein Priester ist.“ Die anwesenden Medienleute waren eher skeptisch und fast ein wenig ratlos, weil es zu dieser Veränderung zu wenig „Detailkarten“ gibt. Auf die Frage: Wie wird das konkret umgesetzt? erntet man eher noch ein Stück Ratlosigkeit bzw. komplexe Erklärungen. Dietmar Neuwirth von der Presse hätte im Gespräch mit Andrea Geiger auch noch mehr erfahren wollen. Und im Gespräch mit Markus Rohrhofer vom Standard war auch zu spüren, dass konkretere Informationen notwendig wäre. Das erinnert mich an meine Österreichdurchquerung, wo ich am vierten Tag in Bayern keine Detailkarte hatte und so in der Bezirksmüllhalde gelandet bin. Ab diesem Zeitpunkt ist mir klar: Es genügt nicht, die Weitwanderweg-Karte zu haben. Die gibt Überblick. Es braucht für den konkreten Weg auch die Detailkarte. Oder wie heißt es so schön: „Der Teufel steckt im Detail.“

Größte Strukturreform seit 200 Jahren

Kardinal Schönborn hat mit einigen Grundsätzen begonnen. „mission first“ war mir schon vertraut und das wünsche ich mir auch. Christen sind Menschen des Dialogs, der empathischen Aufmerksamkeit und der helfenden Hand. Wenn du predigen gehst, dann ist das Gehen Predigt. In jedem Fall nicht Rückzug ins „Eigene“ oder Heilige, sondern hinaus zu den Menschen, mitten unter den Menschen. „Alle Getauften sind ermächtigt“, war eine weitere Ansage. Das hat zwar auf Twitter den @freidenker veranlasst, mir zurückzuschreiben, dass es in der Kirche nicht um Macht geht. Ich denke schon, nämlich im Handeln für die Menschen. Es geht um die dienende Macht, etwas zu bewirken.  Das war doch auch das Programm von Bischof Aichern in Linz: Ermutigung und Ermächtigung zum Tun. Und das für Priester und Laien, in breitest möglichen Raum des Kirchenrechtes. Die Zukunft wird noch zeigen, dass der Linzer Weg ein Weg in die Zukunft war. Breite Verantwortung aus dem gemeinsamen Priestertum. Solche Orte braucht auch Wien. In diesem Sinne wird sich hoffentlich nichts ändern. Hier kann auch mal in Linz nachgeschaut werden und die Erfahrung mit den verschiedenen Leitungsmodellen (PfarrassistentInnen, Seelsorgeteams,…) eingeholt werden. Der Mensch sucht Hilfe und geht in die Pfarre. Diese Liste könnten wir fast unendlich weiterführen. Weniger Pfarren und mehr Gemeinden. Wie gesagt: Die Detailkarte fehlt noch.

Die Ordensgemeinschaften als (geistliche) Zentren

In den letzten Tagen wurde auch damit begonnen, die Ordensgemeinschaften in alle Überlegungen einzubinden. Das ist auf der einen Seite dringendst notwendig und auf der anderen Seite auch anregend. Gerade das Faktum, dass auch die Ordensgemeinschaften und Stifte selber das Problem haben, zu viele Mitbrüder und Mitschwestern in den Pfarren zu haben. In Wien werden 48% der Pfarren von Orden betreut. Das ist ja nicht Nichts. Ich sehe das als große Chance, dass gerade auch in der Öfffentlichkeit noch viel mehr in die Menschen „einsickert“, dass Ordensgemeinschaften geistliche Zentren sind. Und genau die Vielfalt der Ordensspiritualitäten bildet ein weites und breites „Anreizpanorama“ für KatholikInnen,  Interessierte und Suchende. In diesem Zusasmmenhang muss betont werden, dass die geistlichen Zentren der Frauenorden in der öffentlichen Wahrnehmung unterschätzt werden. Auch wenn wir in den letzten Jahren von Bischöfen immer wieder gehört haben, dass es in der Kirche zu viel um Strukturen geht (der Blick war meist nach Linz gerichtet), so erleben wir heute, dass die Erzdiözese auf die nächsten 10 Jahre die Strukturreform in die Mitte gerückt hat, gewollt oder ungewollt. Menschen werden nach wie vor geboren und suchen eine persönlich gestaltete Taufe. Sie sterben und haben ein persönlich gestaltetes Begräbnis verdient. Sie wollen zur Erstkommunion oder Firmung und das braucht Hinführung und konkrete Vorbereitung. Wenn das Ja-Wort ansteht, dann tun das hoffentlich auch in Zukunft viele in der Kirche und verstehen das als Bund fürs Leben. Gottesdienst ist immer Erinnerung an unsere tiefe gemeinsame Berufung als Volk Gottes.

 

 

 

Elliptisches Denken braucht das UND

Die Frauen der kfb fordern eine größere Wahrnehmung bei kirchlichen Entscheidungsträgern. Es sind Männer. Das ist notwendig. Das verbindet sie auch ein Stück weit mit den Ordensfrauen. Auch sie verdienen mehr Aufmerksamkeit. Ihre Expertise, ihre Erfahrung, ihre Nähe zu Gott und den Menschen würde die hierarchische Männerkirche nicht nur bereichern, sondern auch verändern. Ein erstes elliptisches Paar, Frauen UND Männer in der Kirche liegt vor unserem „Konstruktionszirkel“.

Die Ellipse: Wurzel und Fremdkörper

Kardinal Schönborn hatte die Ehre – wie er selber sagte – in Berlin vor hochrangigsten politischen VerantwortungsträgerInnen zu sprechen. Das große I ist berechtigt, weil Bundeskanzlerin und Ministerinnen dabei waren. Die Headline ist krass formuliert. Wurzel gibt Lebenskraft, Fremdkörper stört. Ein Organismus ohne Wurzel stirbt oder verwelkt, erzeugt künstliches Über-Leben. Ein Fremdkörper im Organismus wird ausgestoßen, weil er das Immunsystem, das Herrschaftssystem bedroht. Zumindest isoliert wird der Fremdkörper. Jesus deutet sein ganzes Leben auf die Wurzel, auf Gott als Vater und Mutter im Himmel, hin und wird als Fremdkörper ausgestoßen. Harmlos gesagt. Der Sündenbockmechanismus wurde betätigt. Der Kardinal bedauert den Mainstream. Das Christentum liegt quer. Gerade hier fehlt mir das UND. Der Mainstream im Bereich der solidarischen Kranken- und Altersvorsorge gefällt mir. Der Mainstream in Richtung auf die unbedingte Gleichwertigkeit und Zugänglichkeit aller Bereiche für Frauen und Männer in der Gesellschaft gefällt mir. Der Mainstream  in Richtung Ausbeutung und Ökonomisierung des Menschen gefällt mir nicht. Was das bedeutet? Das Christentum ist nicht Wurzel oder Fremdkörper, sondern UND. Auch die katholische Kirche muss sich fragen lassen, ob sie nicht quer liegt, wo der Mainstream lebensförderlicher ist (Frauen in der Kirche). Das heißt umgekehrt. Die Gesellschaft ist für die Kirche Wurzel und Fremdkörper. Den Ordensgemeinschaften ist der „uferlose Zeitfluss“ fremd, wo sie die Tage bewusst „rhythmisieren“. Es braucht also Spiritualität in der Welt und es braucht Welt in der Kirche, damit die Charismen und Kompetenzen der Frauen dort auch ebenbürtig ankommen. Also kein Rückzug aus der Welt, sondern ein hineingehen in die Welt. Auch da ist das UND hilfreich: Welt und Kirche. Mensch und Gott. Ich und Wir.

Persönlich denke ich seit Jahren die Dinge des Menschen untereinander und mit Gott als Ellipse. Es braucht zur Konstruktion immer beide Brennpunkte. Und das UND.
Die Frauen der kfb fordern das zurecht ein, das UND. Auch Gesellschaft und Kirche brauchen das UND. Und umgekehrt

Guten Morgen, Heute

Heute morgen steige ich schon etwas früher in die U-Bahn. Der Zeitungsstapel ist „Heute“ noch ziemlich voll. Die Schlagzeile verleitet mich, das bedruckte Papier mitzunehmen. Aus Erfahrung weiß ich: Fünf Stationen genügen, und das Papier wandert beim Umsteigen auf die Straßenbahn in den Mistkübel. Es gibt keinen Behälter für schon „durchgeblättertes Papier“.

Facebook ist der neue Liebes-Killer

Auf der Titelseite springen mich zwei Begriffe an: Studie und Facebook. Nachdem die sogenannten Experten und manchmal auch Expertinnen zu den Hohenpriestern der Jetzt-Zeit aufgestiegen sind, ist das Wort „Studie“ in göttliche Nähe gerückt. Alles, was in einer Studie präsentiert wird, liegt obenauf und erklärt den Zustand des Jetzt und vor allem die Zukunft. Liebe, Ökonomie und Digitales sind die tragenden Pfeiler der Studien-Liturgien. „Heute“ eben aus dem Bereich Liebesleben kombiniert mit der Welt des Digitalen. Schon die Untertitel sagen uns: Digitale Eifersucht boomt und jede fünfte Ehe scheitert wegen Internet. Bei etwa 2,8 Millionen FB-User in Österreich kann es nicht sein, dass diese Welt spurlos an den realen Lebenswelten vorbeigeht. Das ist reale Lebenswelt. Und da fördert ganz „überraschend“ erst eine Studie zu Tage:  Das Leben ist, wie es ist. Da werden in Kanada 300! Studenten (wahrscheinlich online) befragt und als großer Satz nach dem Studien-Halleluja steht: „Es zeigt sich, dass unsere Probanden (drei Viertel waren Frauen) umso eifersüchtiger waren, je mehr Zeit sie mit Facebook verbrachten.“ Die Studienkosten sind nicht benannt. Aber das hätte ich ihnen auch sagen können: Wer öfter und länger im im digitalen Wirtshaus sitzt, der oder die schürt auch so etwas wie Eifersucht. Das ist „ganz normal“. Chancen und Gefahren sind da abzuwägen. Wer etwas auf Teufel komm raus betreibt, sollte sich nicht wundern, das normale Lebensvollzüge aus dem Lot geraten. Mit oder ohne Studie.

Wer „Heute“ von der Eifersuchtsseite eine Seite zurückblättert, der stößt auf den wahren Grund der „Verwirrungen“, wenn es heißt: Noch zwei Mal schlafen bis zum neuen iPhone. Wer Leser und Leserinnen so „infantilisiert“, der schürt sogar den Gedanken, dass wir heute gar nicht mehr wissen, was Eifersucht tatsächlich ist.

Gibt es Hoffnung für die Kirche?

Hier ein Interview mit Kardinal Martini, das derzeit im Netz „unterwegs“ ist:
Kardinal Martini_Gibt es eine Hoffnung fu_r die Kirche (2)

http://religion.orf.at/stories/2548113/

Danke für dieses Hoffnungszeichen.

Maria Romana in Paraguay ist erfolgreich operiert und wieder in ihrem Heimatdorf

Vor etwa einem Jahr ist Kathi Kaineder von ihrem Einsatz aus Paraguay zurückgekommen und war damals voller Tatendrang, Ramona die Operation zu ermöglichen. In Rundmails und durch Medienberichte sind viele auf dieses Schicksal aufmerksam geworden und haben GEHOLFEN, ganz konkret mit einem finanziellen Beitrag. Jetzt bittet mich Kathi, diesen Brief zu „veröffentlichen“ und den Dank weiterzugeben. Das mache ich gerne und bin selbst froh, dass dieses Schicksal ganz konkret gewendet werden konnte.

Hier der Brief: 

Liebe Freunde und Bekannte, liebe Familie!

Etwa ein Jahr ist es nun her, als wir eine Sammelemail an unseren großen Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis ausgeschickt haben, mit einem speziellen Anliegen am Herzen: Maria Ramona.

Eine junge Frau aus Paraguay welche ein starkes körperliches Leiden hatte und ohne eine große Operation nicht hätte weiterleben können. Ich durfte sie in meinem Einsatz als Missionarin auf Zeit in Pirapó kennenlernen und habe sie als Freundin ins Herz geschlossen und euch von ihr erzählt. Auch, dass diese Operation in einem Land wie Paraguay mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden ist, der nicht, wie bei uns in Österreich, von der Krankenkassen übernommen wird, sondern von der Familie selbst zu tragen ist. Maria Ramonas Familie – wie viele andere – hätte diese Kosten nicht selbst aufbringen können.

Dank einer Vielzahl an Menschen, ob in Österreich, Paraguay oder Argentinien, die mit ihrer Großzügigkeit Maria Ramona finanziell unterstützt haben, konnte sie im Jänner dieses Jahres endlich operiert werden.

Die Operation war sehr erfolgreich und nach einigen Monaten ärztlicher Betreuung und Erholung in Argentinien konnte sie nun gesund und mit neuer Lebensqualität in ihr Heimatdorf Pirapó in Paraguay zurückkehren.

Ein herzliches Danke unsererseits und im Namen der Familie von Maria Ramona,

Kathi Kaineder

Ps: Auf dem Foto ist Maria Ramona (Mitte) nach der Operation zurück in Pirapo zu sehen.

 

Danke auch dir, Kathi, für deine Kraft und deinen Einsatz!!

 

Sechs Tage am 05-er Weitwanderweg: Vom Ötscher über die Veitschalpe zum Hochschwab

Es geht für eine Woche in die Berge und seit Jahren nennen wir es bergGEHEN. Die Woche wird festgelegt und ebenso die Route. Dieses Jahr sollte es „gemütlicher“ werden. So fiel die Wahl auf den 05-er Weitwanderweg über den Ötscher, die Hohe Veitsch und den Hochschwab. Ich bin kein Freund des Zählens. Und doch wurde zusammengezählt: 110 km und 4.400 Höhenmeter hinauf.  Das Wetter hat uns in Wienerbruck (Mariazeller Bahn) feucht empfangen. Dann folgten fünf Tage Sonne und Schönwetter. Am letzten Tag wurden wir mit viel Wasser von oben ins Tal „hinuntergespühlt“.

Den Ötscher vernebelt

Wenn sich Hebammen, Diplomkrankenpfleger, Theologen, Museumsvermittlerin, Agragingeneurinnen, Arbeiter und Lehrerinnen auf den Weg machen, dann ist die richtige Mischung für eine gute Bergkameradschaft beisammen: gemeinsame Vielfalt. Die Anreise erfolgt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein rascher Wechsel in St. Pölten in die Mariazeller Bahn ist notwendig. Mehr als zwei Stunden Nostalgie prägen den Sonntagvormittag. Beim Aussteigen flüchten wir unter das Vordach und machen uns dort „wetterfest“. Zuerst hinunter und dann geht es über den Ötscherhias durch die Ötschergräben hinauf bis zum Ötscher Schutzhaus. Der Regen hat sich verflüchtigt. In oberen Lagen liegen die Wolken tiefer. Der Ötscher, unser erklärtes Ziel, liegt in dichten Wolken. Wir wollten einmal umgekehrt auf Kirchschlag schauen. Es ist uns nicht gegönnt. Dafür erleben wir ein wunderbares Abendrot.

Ambivalente Gipfelsichten

Am zweiten Tag ist die Hütte noch von dichtem Nebel umgeben. Wir starten Richtung Gemeindealpe. Auf halbem Weg zur Feldwiesalm zeigt sich die Sonne. Aufatmen und vergnügte Stimmung breitet sich aus. In der Feldwies-Alm nehmen wir Platz und der Halter erklärt uns seine Tätigkeiten rund um die „230 Stück Vieh“. Ein guter Platz, um zu rasten. Die Gemeindealpe (1.626m) wird über Kehren erreicht, von der die letzte „Gottseidankkehre“ heißt. Der Blick geht hinunter nach Mariazell, den Erlaufsee und in den Norden (Ötscher) und Osten (Schneeberg). Den Blick nach Süd-Westen spart man sich am besten, denn er ist geprägt von zwei riesigen Sendeanlangen und der Bergstation Sessellift. Wir machen ein Foto beim Gipfelkreuz und schauen aus nach unseren nächsten Zielen: Hohe Veitsch und Hochschwab. Es zieht uns hinunter an den Erlaufsee, den wir natürlich in aller Erfrischung auskosten. Das Finale führt uns in das Franziskushaus in Mariazell, vor die schon versperrte Basilika und schließlich zu den „Drei Hasen„. Der Wirt ist ein begeisterter Whisky-Sammler und so gab es nach dem wunderbaren Essen auch eine Verkostung. Sehr empfehlenswert.

Durch Mariazell zur Hohen Veitsch

Der Weg nach dem Frühstück führt uns in die Basilika. Innehalten, zusammenstehen, sich öffnen, beten und der Dankbarkeit Raum geben. Es ist beeindruckend, „wie viel Leben hier schon zusammengegangen ist“. Ein ganzer Tag des Überganges liegt vor uns mit dem Ziel, gegen Abend die hohe Veitsch zu überschreiten auf das Graf Meran Haus unter dem Gipfel. 05-er und 06-er sind auf dieser Strecke ident. Wir merken das sehr schnell, weil uns im Laufe des Vormittags drei Pilgergruppen entgegenkommen und uns humorvoll aufmerksam machen, dass wir in die „falsche Richtung“ gehen. Was ihr Ziel ist, war unser „Durchgang“. Der Weg geht hinunter an die Salza und dann wieder hinauf nach Schöneben (1.099m), von dort hinauf auf den Herrenboden, hinüber auf die Weißalm, die Wetterin und den Niederalpl-Passhöhe (1.224m).  Das Schigebiet haben wir insofern getestet, als wir die sehr steile Schiewiese „abgegangen“ sind. Der Altbürgermeister von Mürzsteg hat uns dort erwartet und uns einiges über diese Gegend erzählt. Der Aufstieg auf die Hohe Veitsch (1.981m) in der Abendsonne am Ende eines schon weiten Weges hat sich gelohnt. Alles stehen wir am Gipfel und genießen das gemeinsame Unterwegs-Sein und die Abendsonne. Die Graf Meran Hütte hat praktisch kein Wasser und so fallen wir sehr bald, gut müde und mit dem Tagesschweiß gesegnet  ins Lager.

Ein Tag des Überganges

Das Frühstück war einfach und reichlich. Der erste Abstieg von der Veitsch über den Teufelssteig (etwa 350 Höhenmeter) hat uns gleich wieder Schweißperlen gebracht. Auf der wunderbaren Rotsohl Alm gab es wieder Wasser. Flaschen nachfüllen. Über die Turnauer Alm, die Göriacher Alm geht es hinüber auf den Seeberg Sattel. Die Wege geben viel Raum zum Denken und gemeinsamen Reden. Über sechs Stunden sind wir unterwegs am Übergang von der Veitschalpe zum Hochschwab. In Seewiesen sind wir „weit unten“ (ca. 900 m). Wir mobilisieren wieder alle Kräfte hinein in das Seetal und hinauf auf die Voisthaler Hütte (1.654 m). Eine Teilnehmerin meint: „Das ist ja ein echtes Weitgehen.“ Und mir kommen natürlich immer wieder diese weiten Strecken nach Assisi und heuer  im Frühjahr nach Volkenroda in Thüringer „unter“. Gehen ist eine Wohltat und Herausforderung. Der Hüttenwirt auf der Voisthaler erwartet uns schon und wir sind begeistert von seiner Art, wie er die Hütte „schaukelt“. Er ist ein Meister darin, wie man mit begrenzter Ressource (zB Wasser) trotzdem gut umgehen kann. Gutes Essen (Wir haben uns bei der Köchin extra bedankt) und Trinken und alles war da für gute „Toilette“. Die Wettervorhersage ist sehr gut.

Schweben am Hochschwab

Wir sitzen um 7 Uhr beim Frühstück. Strahlend blauer Himmel und das Gipfelkreuz vom „Schwob“ (Hochschwab) lacht herunter. Der Aufstieg dorthin ist begleitet von Gämsen und Steinböcken. Nach 2 1/2 Stunden stehen wir am Gipfel des Hochschwab (2.277 m) und freuen uns des Lebens. Eine traumhafte Aussicht und angenehme Temperaturen sagen uns: Bleibt. Fast zwei Stunden schauen wir, essen, versuchen die Gipfel und Bergketten rundherum zu „erklären“. Dohlen segeln vorbei und Menschen kommen und gehen. Es ist der „Höhepunkt“ unserer Tour. Beim Abstieg kommen uns 15 KnittelfelderInnen entgegen, die zum zwanzigsten Mal ihre Wallfahrt nach Mariazell gehen. Wir tauschen Erfahrungen aus und freuen uns mit ihnen, dass sie hier oben angekommen sind. Wir können das erst wirklich einschätzen, wie weit es ist, nachdem wir selber nach 3 Stunden bei der Häusl Alm (1.526 m) angekommen sind. Dazwischen waren eindrucksvolle Felsformationen, „Bergwiesen“, kleine Klettereien und eine 12-köpfige Steinbockherde in unmittelbarer Nähe. Über den ganzen Hochschwab gibt es kein Wasser. Umso mehr haben wir die Gastfreundschaft der urigen Häusl Alm genossen. Der Sackwiesensee am Weg hinüber zur Sonnschien Hütte war natürlich der Wellness-Point schlechthin. Auch wenn das Wasser nicht wirklich angewärmt war, so haben alle dieses „volle Wasser rund um den ganzen Körper“ genossen. Auch wenn Gewitterwolken zur Eile antreiben wollten, so hat sich Gemütlichkeit breit gemacht. Nach etwa 25 Minuten waren wir auf der Hütte für die kommende Nacht. Die Wettervorhersage war schlicht „katastrophal“. Wir entscheiden, am nächsten Tag den Weg ins Tal zu suchen.

Abstieg und Heimweg reihen sich überraschend flott aneinander

Der erste Blick aus dem Fenster zeigt: Es regnet. Nach dem Hüttenfrühstück packen sich alle wieder ein wie am ersten Tag. Es geht den Streller Steig hinunter durch die Klamm zum Grünen See in der Hoffnung, dass wir einen guten Anschluss mit den Öffis haben. Die letzte Stunde des Abstieges hat der Regen wieder ordentlich zugelegt und die Gruppe hat eine gewisse „gehende Stille“ erfasst. Dem aufmerksamen Blick in den Rückspiegel des Busfahrers verdanken wir das rasche Heimkommen. Er hat uns im Rückspiegel entdeckt und gewartet. Danke. Der Bus nach Bruck an der Mur wurde zur Umkleidekabine umfunktioniert. Das war für die hiesigen Fahrgäste anregend. Den Überstieg in den Zug hatten wir in zehn Minuten zu erledigen. Das „einfach raus Ticket“ beschert uns eine super Preis und doch eine Wartezeit von einer Stunde in Selzthal. Dieser Bahnhof ist geprägt von gebirgsähnlichen Zuständen und hat keine „Hüttenfunktionen“. Und doch fahren wir bequem, einander erzählend und rückblickend nach Linz weiter, während der Regen an den Fenstern abfließt. Der Regen war die Klammer auf unserem Weg am 05-er. Die Bilder von der schönen Gegend auf diesem weiten Weg haben wir eingepackt.

Die Tagesetappen

1. Tag:  Zug Linz – St. Pölten – Wienerbruck | hinunter Ötschergräben – Ötscherhias – Riffelsattel – Ötscher Schutzhaus (1.418 m)

2. Tag: Schutzhaus – Riffelsattel – Feldwiesalm – Gemeindealpe (1.626 m) – Erlaufsee – Mairazell (868 m)

3. Tag: Mariazell – Salza Halltal (785 m) – Mooshuben – Niederalpl-Pass – Hohe Veitsch (1.981 m) – Graf Meran Haus (1.836 m)

4. Tag: Graf Meran Haus –  Teufelsteig – Turnauer Alm – Göriacher Alm – Seeberg Sattel – Seewiesen (942 m) – Voisthaler Hütte (1.654 m)

5. Tag: Voisthaler – Schiestl Haus – Hochschwab Gipfel (2.277 m) – Rauchtal Sattel – Häusl Alm – Sonnschienhütte (1.523 m)

6. Tag: Sonnschienhütte – Parkplatz Grüner See in Oberort (793 m) | Bus nach Bruck und Zug nach Linz.

 

 

 

 

 

Der Intuition folgen und spüren

In Wien steht am Rathausplatz eine unglaublich große Leinwand. Das Filmfestival zieht jeden Tag Leute an, um unterschiedlichste Filme und Fernsehaufzeichnungen zu sehen. Gestern war der Film von Martin Scorsese „Rolling Stones: Shine a Light“ zu sehen. Der Platz war übervoll. Absolut internationales Publikum. Nach jedem Lied der Stones habe die Leute geklatscht als wären die Stones „tatsächlich“ da. Scorsese hat mit dem Schnitt und der Kameraführung eine wunderbare Atmosphäre eingefangen. Hängen geblieben bin ich immer wieder bei den Interviews aus den ersten und früheren Tagen, die dazwischen geschnitten waren.

Die Musik spüren

Keith Richard hat da auf die Frage, wie er sich auf die Bühnenpräsenz vorbereitet oder wie der sie „einstudiert“ recht lapidar geantwortet: „Gar nicht“. Scorsese hat herausgearbeitet, wie sie einfach ihrer musikalischen Intuition gefolgt sind. Sie haben nie gewusst, warum sie das so oder anders machen, warum sie genau diese Reihenfolge der Lieder spielen. Dass sie zu ihrer Zeit und bis heute so groß geworden sind, war und ist, dass sie mit unglaublicher Leidenschaft und ohne Berechnung auf Erfolg oder Zuschauer ihrer Intuition gefolgt sind. Der Musik, die durch sie zu den Menschen floss. In einer Weite, die der engen und starren Zeit gut getan hat. Sie waren Kinder ihrer Zeit und haben das bis in die tiefsten Untiefen ehrlich und gerade ausgelebt. Das hat sie wegen Drogen auch ins Gefängnis gebracht. Sie ließen sich in vielen ganz markanten Momenten von anderen Menschen tragen und „herausholen“. Sie hatten keine Angst. Sie waren frei. Ihre tiefe Leidenschaft war die Musik  und „alles andere wird sich schon ergeben“. Das vermisse ich heute sehr oft bei Shows und Auftritten, die von vorne bis hinten durchgeplant sind. Darum wird das mit den Eurovisions-Songcontest nichts mehr. Selbst wer seiner politischen Leidenschaft folgt, steht am Ende vor dem Dilemma, dass bei einem Sommergespräch einstudierte Textbausteine vorgetragen werden und die Sitzhaltung nach NLP starr wird (wirkt). Da ist kein Leben von innen dabei, sondern es bleibt ein äußeres Geschehen. Auch der (katholischen) Liturgie fehlt diese positive Unbekümmertheit, die gemeinsame Impulsivität. Da werden Texte vorgelesen und nicht mit Leidenschaft das Evangelium verkündet. Da wird das Ritual einstudiert und keiner weiß genau, warum das jetzt so ist. „Ich gehe auf die Bühne und lasse mit der Musik alles andere kommen“, meinte Keith Richard. Mit dieser Haltung ans Ambo und an den Altar gehen, wäre das ganze Leben inklusive Spontaneität . Es würde ein großes Aufatmen geben. Die Stones schaffen das sogar über ihre Präsenz auf einer riesengroßen Leinwand.
Und junge Leute, wenn sie  die Musik in den Urlaub führt. Siehe da!